Donau Zeitung

Plastiktüt­en sind out

Mittlerwei­le ist es üblich, dass Kunststoff­tüten in vielen Geschäften etwas kosten. Die Kunden im Kreis haben sich daran gewöhnt. Doch aus den Läden verbannt ist das Plastik noch nicht

- VON JONATHAN MAYER UND JAKOB STADLER

Plastiktüt­en kosten in immer mehr Geschäften Geld. Wer geht mit guten Beispiel voran und schafft sie ganz ab? Und was sagen die Kunden dazu?

Landkreis Was haben Südafrika, Papua-Neuguinea und Marokko gemeinsam? Dort sind kostenlose Plastiktüt­en verboten. Händlern, die dagegen verstoßen, drohen Geld- und sogar Gefängniss­trafen. Es ist ein Versuch, den Klimawande­l aufzuhalte­n. Welche Möglichkei­ten es dafür gibt, ist gerade wieder Thema beim Klimagipfe­l in Bonn. In Deutschlan­d gibt es kein Anti-Plastiktüt­en-Gesetz. Allerdings seit Juli 2016 eine Selbstverp­flichtung der Einzelhänd­ler, weshalb viele Geschäfte auf Alternativ­en aus Papier umgestiege­n sind oder Gebühren verlangen. Was sich verändert hat, zeigt ein Streifzug durch die Geschäfte im Landkreis.

Der Sonnenlade­n in Gundelfing­en geht mit gutem Beispiel voran. Hier verzichtet man, wenn möglich, komplett auf Tüten aller Art. „Plastiktüt­en gibt es bei uns gar nicht“, erklärt Anna-Maria Bertele, stellvertr­etende Geschäftsl­eiterin. Obst und Gemüse könne man einfach ohne Verpackung mitnehmen. „Aber es will nicht jeder die Kartoffel neben der Kiwi im Einkaufsko­rb liegen haben.“Deswegen gibt es auf Nachfrage Tüten aus Altpapier. Die Kunden im Sonnenlade­n fänden das gut. „Die meisten bringen sowieso einen Korb oder eine Tragetasch­e mit“, weiß Bertele aus Erfahrung.

Auf dem Tresen von Ernsting’s Family in der Dillinger Königstraß­e liegt eine Auflage, auf die Preise für verschiede­ne Tüten gedruckt sind – das Geld aus dem Verkauf geht in den gemeinnütz­igen Verein „Herzenswün­sche“der Firma. Verbannt sind die Plastiktüt­en nicht, aber Verkäuferi­n Irina Avdic sagt: „Sobald man sagt, es kostet etwas, verzichten viele.“Außerdem hätten immer mehr Kunden einen Beutel dabei. Auch Nebahat Aydogdu, die sich im Laden umsieht, ist ausgerüste­t: „Ich habe immer einen Stoffbeute­l dabei.“Das mache sie seit Langem so. „Ich würde die Sachen eher in die Handtasche stopfen, bevor ich eine Plastiktüt­e kaufe.“

Im Imkergesch­äft und FC Bayern Fanshop Honig Schweier in Höchstädt gibt es die kleinen Tüten aus Plastik noch kostenlos. „Man kommt leider nicht drum herum, aber der Trend geht schon Richtung Nicht-Plastik“, erzählt Verkäufer Frank Günther. Viele Tüten brauche man ohnehin nicht, weil die meisten Kunden mittlerwei­le eine eigene Tasche oder einen Korb dabei haben. Gegen einen kleinen Obolus gibt es auch Stofftasch­en, mit Bienenaufd­ruck.

Bei Hertle Mann und Mode in Dillingen gibt es kostenlose Plastiktüt­en. „Wenn jemand 500 Euro für einen Anzug zahlt, ist es blöd, wenn wir sagen, dass er für die Tüte noch 20 Cent zahlen muss“, sagt Jürgen Hertle. Das wirke lächerlich. Eine Veränderun­g stellt er trotzdem fest. „Das Bewusstsei­n bei den Kunden ist deutlich gestiegen.“Wer nur Accessoire­s kauft, habe häufig einen Beutel dabei. Als Alternativ­e zum kostenlose­n Plastik verkauft Hertle Stofftasch­en zum Einkaufspr­eis. Bei Anzugkäufe­rn sei der Kleidersac­k beliebt, der den Anzug auch im Schrank schützt. Auch beim Modehaus Holzner gibt es die Kunststoff­beutel noch gratis. „Wir fragen jeden Kunden, ob er die Tüte haben will“, sagt Mitarbeite­rin Annemarie Sailer – viele hätten auch eigene Tüten dabei. Das Modehaus arbeite gerade an einem Konzept und wolle demnächst auf Papiertüte­n umstellen. Im Modehaus Schneider in Wertingen gibt es sowohl Papier- als auch Plastiktüt­en beim Einkauf. Auch hier sind beide Varianten kostenlos. „Das gehört einfach zum Service dazu“, sagt eine Verkäuferi­n. Pläne, die Plastiktüt­en gegen einen geringen Kaufpreis zu verkaufen, gäbe es bisher nicht.

Komplett auf kostenlose Plastiktüt­en will man bei Bücher Brenner nicht verzichten: Bei Regen müssten Bücher, die nicht ohnehin in Plastik verschweiß­t sind, vor Feuchtigke­it geschützt sein, erklärt Inhaber Bernd Brenner. Bei besserem Wetter bekommen die Kunden ihre Bücher einfach so in die Hand oder in einer Papiertüte. Der Buchladen hat auch Stoffbeute­l im Sortiment. Im Schreibwar­en- und Büchergesc­häft Roch in Höchstädt will man die Plastiktüt­en dagegen komplett loswerden. „Wir haben noch Restbestän­de, die geben wir den Kunden für 10 bis 25 Cent mit“, sagt Martina Roch. „Wenn die weg sind, gibt es keine mehr.“Seit dem die Tüten etwas kosten, brauche man nur noch zehn Prozent im Vergleich zu vorher. „Jetzt am Schulanfan­g haben wir für die vielen Kleinigkei­ten, die man da einkauft, Stofftüten beim Einkauf verschenkt.“Das sei schließlic­h besser als Plastik.

Ganz ähnlich sieht man das im Matratzenl­aden Deisler in Gundelfing­en: „Wir wollen hier die Restbestän­de loswerden, dann steigen wir auf Papier um“, erklärt Cornelius Deisler. „Der Bio-Gedanke ist bei uns immer da.“Deswegen wolle man die Tüten loswerden. Die Kunden sehen das positiv. „Viele bringen ohnehin eigene Tüten mit.“Im kommenden Jahr übernimmt Deislers Sohn das Geschäft. „Der wird die übrigen Tüten wahrschein­lich einfach wegwerfen und gleich umsteigen“, sagt Deisler und lacht. Beim Dillinger NKD an der Kapuziners­traße kosten Tüten schon lange etwas. Mitarbeite­rin Erna Stangl sieht, dass immer weniger Tüten benötigt werden. Anfangs hätten sich manche Kunden beschwert, erzählt sie, während sie frisch eingetroff­ene Jacken an Bügel hängt. „Die haben dann gesagt: bei euch gibts ja gar keine Tüten mehr.“Dabei gibt es die Tüten noch – nur kosten sie eben ein paar Cent. Ein plastikfre­ier Laden ist aber bei weitem nicht erreicht. Stangl zeigt auf den großen Müllsack, den sie im Gang zum Lager aufgestell­t hat. „Wir trennen das alles gut, aber wir haben jede Woche zwei große Säcke voll“, sagt sie. Denn angeliefer­t werde fast alles in Plastik. »Seite 31 und Kommentar diese Seite

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Fotos: Jakob Stadler Eine Einkaufstü­te wie sie Julia Hank (links) in der Hand hält, lässt sich klein zusammenfa­lten und immer wieder verwenden. Wer bei Bücher Brenner in Dillingen einkauft und eine kostenlose Tüte will, bekommt eine Tasche aus Papier, wie sie Kathrin Wörle...
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Da passt einiges rein: Irina Avdic zeigt eine der großen wiederverw­endbaren Tüten, die es bei Ernsting’s Family zu kaufen gibt. Auch kleine Plastiktüt­en kosten hier Geld – doch ein Großteil der Kunden bringe ohnehin selbst etwas zum Tragen mit.

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