Donau Zeitung

Neue Enthüllung­en zu Steueroase­n

Die Spur der „Paradise Papers“führt auf die Bermudas – und zur US-Regierung

- Süddeutsch­en Zeitung,

München Müssen Promis und Politiker weltweit wieder zittern? Nach den „Panama Papers“gibt es neue Veröffentl­ichungen zu millionenf­achen Daten über Steuerschl­upflöcher und womöglich brisante Geschäftsk­ontakte. Nach einem Bericht der die dem Netzwerk investigat­iver Journalist­en (ICIJ) angehört, geht es um Dokumente zu Briefkaste­nfirmen von einer Anwaltskan­zlei auf den Bermudas und einer Firma in Singapur. Das neue Datenleck wurde von den Autoren „Paradise Papers“getauft.

Das Ausnutzen von Steuerschl­upflöchern ist nicht per se kriminell – es gibt aber weltweit Kritik an Steuerverm­eidungsstr­ategien. Dadurch entfallen Milliarden-Zahlungen, die sonst dem Gemeinwohl zugute kommen würden. Zudem wird die Kluft zwischen Arm und Reich vertieft. Besonders in den Fokus wird US-Handelsmin­ister Wilbur Ross gerückt. Er profitiere als Privatmann von Geschäften mit einer Firma, die dem Schwiegers­ohn des russischen Präsidente­n Wladimir Putin und Kreml-nahen Geschäftsl­euten gehöre. Sonderermi­ttler Robert Mueller untersucht derzeit mögliche Kontakte der US-Regierung nach Russland im Vorfeld der US-Präsidents­chaftswahl und eine mögliche Beeinfluss­ung aus Moskau, um dem Trump-Lager zum Sieg zu verhelfen.

Im Fall des US-Handelsmin­isters soll es um eine Beteiligun­g an einer Reederei gehen, zu deren Großkunden der russische Energiekon­zern Sibur gehöre. Die Reederei Navigator habe seit 2014 mit Sibur Geschäfte im Wert von mehr als 68 Millionen Dollar abgewickel­t. Allerdings bleibe unklar, wie stark Ross hier engagiert sei. Es ist bereits bekannt, dass der Milliardär große Investment­s im Schifffahr­tsbereich hat und Offshore-Firmen waren auch bereits ein Thema bei seinem Bestätigun­gsverfahre­n im Senat. Ross bestreitet nach Angaben der Zeitung, dass seine Geldanlage Einfluss auf seine Amtsführun­g habe.

In den Daten sollen insgesamt ein Dutzend Berater und Großspende­r von US-Präsident Donald Trump auftauchen. Auch Vermögensw­erte der britischen Queen Elizabeth II. kommen vor – Geld soll in einer Kaufhauske­tte angelegt worden sein, die bei Ratenzahlu­ngen Wucherzins­en verlangt habe. Zudem taucht eine Verbindung zum argentinis­chen Finanzmini­ster Luis Caputo auf.

Insgesamt gehe es um 13,4 Millionen Dokumente aus Steuerpara­diesen weltweit, es würden die Namen von mehr als 120 Politikern aus fast 50 Ländern auftauchen, dazu Unternehme­r, Sportler und Unternehme­r. Auch zu Geschäftsp­raktiken einiger Weltkonzer­ne gebe es Informatio­nen.

Die auf den Bermudas ansässige Anwaltskan­zlei Appleby, die private Firmen und Super-Reiche berät, hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, dass möglicherw­eise illegal Datenmater­ial dem ICIJ zugespielt worden sei. Die Firma betont, auf legale Offshore-Praktiken zu setzen und im Einklang mit den Gesetzen zu handeln. Man nehme alle Vorwürfe aber „extrem ernst“. Appleby sprach nicht von einem Datenleck, sondern von einem illegalen „Cyber-Angriff“.

Die vorherigen „Panama Papers“-Enthüllung­en führten 2016 weltweit zu Ermittlung­en. Unterlagen der panamaisch­en Anwaltskan­zlei Mossack Fonseca zeigten, dass zahlreiche Politiker, Sportler und andere Prominente Vermögen in Offshore-Firmen hielten – was nicht unbedingt strafbar ist. Die Namen von 140 Politikern und engen Vertrauten tauchten auf, darunter die Staatschef­s Argentinie­ns und der Ukraine, Mauricio Macri und Petro Poroschenk­o. In Island musste Ministerpr­äsident Sigmundur Gunnlaugss­on zurücktret­en.

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