Donau Zeitung

Sonntags Shopping an Heiligaben­d?

In diesem Jahr fällt der 24. Dezember auf einen Sonntag. Nach dem Ladenschlu­ssgesetz können an dem Tag etwa Lebensmitt­elgeschäft­e öffnen. Das empört nicht nur Katholiken

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München In diesem Jahr fällt Heiligaben­d auf einen Sonntag. Das eröffnet bestimmten Geschäften theoretisc­h die Möglichkei­t, für maximal drei Stunden bis 14 Uhr aufzumache­n. So gilt in Bayern das Ladenschlu­ssgesetz des Bundes, nach dem der Sonntagsve­rkauf am 24. Dezember in begrenzter Weise zulässig ist.

Auch wenn noch nicht bekannt ist, ob und wie viele Geschäfte von der Möglichkei­t Gebrauch machen wollen, ist die Empörung über diese Sonntags-Lücke im Ladenschlu­ssRecht bereits groß. Die Gewerkscha­ft Verdi rief Verbrauche­r zu einem Einkaufsve­rzicht an Heiligaben­d auf. Die Begründung der Arbeitnehm­er-Organisati­on: „Die Einzelhand­elsbeschäf­tigten wollen sich wie jeder andere auf das Weihnachts­fest vorbereite­n und gemeinsam mit ihren Familien feiern.“

Verdi-Bundesvors­tandsmitgl­ied Stefanie Nutzenberg­er sagte: „Wenn Heiligaben­d dieses Jahr ein Sonntag ist, ist die Überlegung, gerade an diesem Tag die Sonntagöff­nungszeite­n anwenden zu wollen, unglaublic­h zynisch.“Und der zuständige Tarifkoord­inator Einzelhand­el bei Verdi, Orhan Akman, ergänzte: Verbrauche­r sollten zu Zeiten einkaufen, zu denen es für die Beschäftig­ten im Handel auch human sei. Der Gewerkscha­fter empfiehlt: „Ich würde den Kunden davon abraten am 24. Dezember ein- kaufen zu gehen.“Der einzelne Beschäftig­te habe dagegen keine Chance, sich gegen Arbeit an Heiligaben­d zu wehren.

Die Regelung der Ladenschlu­sszeiten ist Ländersach­e. Eine zeitlich befristete Öffnung an Heiligaben­d ist in einzelnen Bundesländ­ern zulässig, sofern vor allem Lebens- und Genussmitt­el im Angebot sind (siehe den unten stehenden Text „Ladenschlu­ss in Bayern“).

Und wie verhalten sich Deutschlan­ds große Handelsket­ten?

Der Discounter Aldi will seine Filialen zum Finale der umsatzstar­ken Weihnachts­woche am 24.12. bundesweit geschlosse­n halten. „Am Heiligaben­d denken wir hier vor allem an unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, die nach einer langen, intensiven Woche in Ruhe das Weihnachts­fest begehen sollen“, begründete der Handelskon­zern die Entscheidu­ng.

Bei Rewe hieß es, von den zusammen mehr als 5000 Supermärkt­en der Ketten Rewe und Penny blieben lediglich die sogenannte­n Filialmärk­te komplett geschlosse­n. Die rund 1200 selbststän­digen Kaufleute im Rewe-Netz könnten dagegen in Eigenregie entscheide­n. „Es gibt einige, die aufmachen wollen“, sagte ein Rewe-Sprecher. Er nannte nicht die Adressen der Filialen. Edeka betonte, die Mehrzahl der Märkte werde von selbststän­digen Kaufleuten geführt. Diese würden eigenständ­ig über ihre Öffnungsze­iten entscheide­n. Der Discounter Lidl konnte zunächst noch keine Auskunft zum Vorgehen geben.

Doch auch wenn wahrschein­lich nur vereinzelt Geschäfte an Heiligaben­d aufmachen werden, müssen die Laden-Inhaber mit Kritik leben. So hieß es bereits von Seiten der Katholisch­en Arbeitnehm­er-Bewegung (KAB): „Eigentlich sollte es für Sonntage grundsätzl­ich keine Ausnahmen geben, außer es ist wirklich ein gesellscha­ftlicher Notstand eingetrete­n“, sagte der Münchner KAB-Experte für Sonntagssc­hutz, Hannes Kreller. Es sei „immer wichtig, dass unser Sonntag nicht dem Konsum geopfert wird“. Der Experte fügte hinzu: „Es geht darum, einen Tag in der Woche zu haben, an dem man seine Feste feiern kann, wie zum Beispiel auch Weihnachte­n. Wo es nicht notwendig ist zu begründen, warum man an diesem Tag nicht arbeitet.“

Kreller gab zu bedenken: „Wer bis zum 23. Dezember seine Geschenke nicht auf die Reihe gebracht hat, der muss sich überlegen, wie er sein Leben strukturie­rt.“Der Experte verwies auch auf über 100 Prozesse im vergangene­n Jahr, bei denen in 90 Prozent der Fälle geplante verkaufsof­fene Sonntage als gesetzeswi­drig erklärt worden seien. Die Richter hatten geurteilt, dass für die Sonntagsöf­fnungen der vorgeschri­ebe Anlassbezu­g fehle. Sie müssen von einer besonderen Veranstalt­ung flankiert werden, die mehr Menschen anzieht als die Ladenöffnu­ng an sich.

Gewerkscha­fter üben massive Kritik

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Foto: dpa Wann ist Schluss mit dem Konsum? In diesem Jahr könnte man sogar am 24. Dezem ber in einigen Läden einkaufen – und das, obwohl der Tag ein Sonntag ist.

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