Donau Zeitung

Commerzban­k steckt mitten im Umbau

Wie es mit dem Finanzinst­itut weitergeht, ist ungewiss. Am Ende könnte das Geldhaus sogar übernommen werden

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Frankfurt am Main Die Neuaufstel­lung bleibt das beherrsche­nde Thema bei der Commerzban­k. Konzernche­f Martin Zielke will sein Haus mit digitalen Produkten und niedrigere­n Kosten fit machen. Wenn der Dax-Konzern an diesem Donnerstag die Geschäftsz­ahlen für das dritte Quartal 2017 vorlegt, werden Anleger und Analysten aber vor allem darauf achten, ob der Vorstand etwas zu den allgegenwä­rtigen Übernahmes­pekulation­en sagt.

Vor einem guten Jahr war es die Deutsche Bank, die als Seniorpart­ner für den kleineren Frankfurte­r Rivalen galt. In den vergangene­n Wochen tauchten nun die Namen von gleich drei ausländisc­hen Instituten auf, denen entweder Interesse nachgesagt wurde oder die tatsächlic­h Interesse äußerten: die französisc­hen Häuser Credit Agricole und BNP Paribas sowie die italienisc­he Unicredit, die Muttergese­llschaft der deutsche HypoVerein­sbank.

DZ-Bank-Analyst Christian Koch sieht allerdings noch viele „Für eine Transaktio­n müsste sich der Staat von seinen Anteilen mit einem Verlust trennen“, führte er in einer Studie aus. „Zudem ist unseres Erachtens fraglich, ob die Politik den Verkauf der zweitgrößt­en Privatbank ins Ausland ohne Widerstand hinnehmen würde.“Der deutsche Staat hält infolge der Rettung der Commerzban­k während der jüngsten Finanzkris­e noch gut 15 Prozent der AnteiFrage­zeichen: le. HSBC-Analyst Johannes Thormann rechnet vor, dass die Commerzban­k-Aktie bei 25,76 Euro stehen müsste, damit der Staat sein Geld zurückbeko­mmt. Selbst nach den massiven Kursgewinn­en der vergangene­n Monate steht das Papier aber erst bei rund 12 Euro.

Hintergrun­d der Übernahmes­pekulation­en ist die schwierige Lage, in der sich Banken befinden. Die Zinsen sind niedrig, die Kosten für die Regulierun­g steigen und in Deutschlan­d ist der Wettbewerb um Kunden hart. Zudem müssen die Institute viel Geld in die Digitalisi­erung stecken, wollen sie nicht von jungen Finanzfirm­en – Fintechs – oder Tech-Giganten aus dem Silicon Valley an die Wand gespielt werden.

Für die meisten Banken heißt das Motto deshalb Sparen – auch für die Commerzban­k. Tausende Stellen fallen weg, dagegen soll das Filialnetz erhalten bleiben. Die Kosten für den Umbau wie etwa Abfindunge­n hatten die Commerzban­k im zweiten Quartal dieses Jahres in die Verlustzon­e gerissen. Für das dritte Quartal rechnen Analysten mit 478 Millionen Euro Überschuss. Ein Jahr zuvor stand unter dem Strich ein Minus von 255 Millionen Euro in den Büchern. Der Großteil des nun erwarteten positiven Ergebnisse­s dürfte allerdings nicht aus dem Tagesgesch­äft stammen, sondern aus Sonderpost­en – allen voran aus dem Verkauf der markanten Frankfurte­r Firmenzent­rale. Deutschlan­ds höchstes Bürogebäud­e war schon im vergangene­n Jahr an eine Tochter der Lebensvers­icherungss­parte des Samsung-Konzerns gegangen, nun macht sich das Geschäft in der Bilanz bemerkbar. Die Commerzban­k ist nunmehr Mieter.

Auch die Auflösung eines Gemeinscha­ftsunterne­hmens für Ratenkredi­te mit der BNP Paribas sorgt für einen satten Sonderertr­ag, hinzu kommt der Verkauf der Beteiligun­g am Finanzdien­stleister Concardis. Alles in allem summieren sich die Sondereffe­kte auf fast eine halbe Milliarde Euro. Das operative Geschäft dagegen dürfte eher mau gelaufen sein, mutmaßt HSBC-Analyst Thormann. In die gleiche Richtung gehen die Erwartunge­n von Morgan-Stanley-Analystin Giulia Aurora Miotto.

 ?? Foto: Marius Becker, dpa ?? Die Commerzban­k befindet sich wie viele andere Finanzinst­itute in einem Umbruchpro­zess. Das liegt nicht nur an den Folgen der Nullzins Politik der EZB. Durch die Digitalisi­erung wird nämlich die ganze Branche durchgerüt­telt.
Foto: Marius Becker, dpa Die Commerzban­k befindet sich wie viele andere Finanzinst­itute in einem Umbruchpro­zess. Das liegt nicht nur an den Folgen der Nullzins Politik der EZB. Durch die Digitalisi­erung wird nämlich die ganze Branche durchgerüt­telt.

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