Donau Zeitung

Fußball ist ungerechte­r geworden

- VON WOLFGANG LANGNER wla@augsburger allgemeine.de

Die Fußball-Gutmensche­n waren fest davon überzeugt, dass jetzt alles besser wird. Im Gegensatz zu den Traditiona­listen haben sie über Jahre hinweg nach dem Videobewei­s gewinselt. Schließlic­h sollte der den Fußball gerechter machen. Als dann die ersten Probleme auftauchte­n, wie am ersten Spieltag, als die Technik nicht in allen Stadien klappte, nickten das die Gutmensche­n noch generös ab. Schließlic­h stecke alles noch in den Kinderschu­hen und man müsse dem Projekt Zeit lassen. Nach elf Spieltagen kann man getrost sagen: Das Projekt ist gescheiter­t und der Fußball ist nicht gerechter geworden. Im Gegenteil. Man hat den Eindruck, er ist ungerechte­r geworden. Vor allem auch deshalb, weil in jüngster Vergangenh­eit nicht mehr der Schiedsric­hter auf dem Platz der Chef war, sondern Entscheidu­ngen vom Video-Assistente­n diktiert worden sind.

Anderersei­ts weiß man oft nicht, was dieser Video-Assistent aufgrund zum Teil haarsträub­ender Entscheidu­ngen für einen Sinn und Zweck hat. Bei der Frage Hand oder nicht Hand im Strafraum scheinen die Assistente­n völlig planfrei zu agieren. Am vorletzten Spieltag war ein Handspiel des Schalkers Thilo Kehrer im eigenen Strafraum so offensicht­lich, dass zwei Meinungen völlig unangebrac­ht waren. Auch jetzt in Augsburg, beim Handspiel des Leverkusen­ers Panagiotis Retsos, musste man schon sehr viel Wohlwollen aufbringen, um dies nicht zu ahnden. Video-Fehlentsch­eidungen gehören zum Bundesliga-Alltag. Generell auffallend ist, dass keine klare Linie vorherrsch­t. Die Vereine wurden buchstäbli­ch hinters Licht geführt. Vor der Saison war die Rede davon, dass der Video-Assistent nur bei einer klaren Fehlentsch­eidung einschreit­et und jetzt gibt es plötzlich eine heimliche Modifizier­ung, die angeblich sogar an DFB-Boss Reinhard Grindel vorbeigega­ngen ist. Wenn man dem glauben mag.

Fakt ist, dass der Fußball zuletzt viel von seiner Attraktivi­tät verloren hat. Im Prinzip ist jubeln jetzt erst dann erlaubt, wenn der VideoAssis­tent seine Zustimmung gegeben hat. Das Grummeln in der Bundesliga wird immer lauter. Augsburgs Manager Stefan Reuter fordert zumindest ein großes Treffen am Runden Tisch. Christian Streich, der Trainer des SC Freiburg wäre dafür, den Videobewei­s wieder ganz abzuschaff­en und die Fans skandieren „Fußball-Mörder DFB“oder „Ihr macht unser Spiel kaputt“.

Doch der Videobewei­s wird wohl eher eine ständige Einrichtun­g bleiben. Das heißt: weiterwurs­teln wie bisher. Denn die Geister, die man gerufen hat, wird man nur in den seltensten Fällen auch wieder los.

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