Aus der Region kommen nur die Zuschauer
Regisseur Joseph Vilsmaier kam mit seinem Film „Bayern – sagenhaft“auch nach Dillingen. Er erzählte von ungewöhnlichen Festen und Bräuchen – und erklärte, warum Schwaben in seinem Werk kaum vorkommt
Dillingen/Wertingen Ob Ochsenrennen in Oberbayern, die Fronleichnamsprozession auf dem Staffelsee bei Murnau oder das traditionelle Maibaumaufstellen – mit seinem neuen Film „Bayern – sagenhaft“hat Joseph Vilsmaier eine Dokumentation geschaffen, welche die große Vielfalt Bayerns zeigt.
Auf ihrer einjährigen Reise durch das ganze Bundesland präsentiert Schauspielerin Monika Gruber mit viel Witz die verschiedenen Bräuche und Feste der einzelnen Regionen. Eingeläutet wird das Jahr beispielsweise von den Berchtesgadener Böl- lerschützen, weiter geht die Reise dann in Metten, wo man die Chorgesänge der Benediktiner Mönche hört. Auch die Natur Bayerns spielt eine Rolle – die vielen Seen und Berge werden durch Luftaufnahmen in Szene gesetzt. Der Film sei eine Liebeserklärung an seine Heimat, sagte Joseph Vilsmaier im Wertinger Kino.
Der Regisseur ist seit drei Wochen auf seiner Kinotour unterwegs und hat am Sonntag erst in Wertingen und dann in Dillingen Halt gemacht, um sich nach der Vorstellung mit dem Publikum zu unterhalten. Die erste Frage an den Filmemacher, kam von einem etwas enttäuschten Zuschauer, der wissen wollte, warum Region Schwaben kaum eine Rolle in seinem Film spiele. Denn außer des Segelbootrennens auf dem Bodensee bei Lindau, war von Schwaben nichts zu sehen.
Vilsmaier erklärte, dass er Schwaben auf jeden Fall „sehenswert“finde, er jedoch am Ende seiner Dreharbeiten 25 Stunden Videomaterial gesammelt hatte und nicht alles für den Film verwendet werden konnte. Somit wurden einige Aufnahmen von Schwaben gestrichen.
Den Wertinger Zuschauern hat der Film trotzdem sehr gut gefallen. Es wurde viel gelacht und einige Kinobesucher sagten später im Gespräch mit dem Regisseur, dass sie durch den Film neue Facetten an Bayern entdeckt hätten. In Dillingen saßen unter anderem Marianne Sturm und Michael Winkler im Publikum. Beiden fanden den Film „toll“. Nur dass abgesehen von Lindau und Augsburg nicht mehr von Schwaben zu sehen war, enttäuschte auch sie etwas. Umso mehr freuten sich beide über die Bilder der Wallfahrt übers Steinerne Meer oder das Ochsenrennen.
Auch Vilsmaier selbst habe bei den Dreharbeiten, die schon vor vier Jahren begannen, vieles gesehen, das er vorher nicht kannte. Besonders beeindruckt hat ihn zum Beispiel der Nepal-Himalaya-Park in Wiesent bei Regensburg. „Ich wusste nicht, dass es so etwas in Bayern gibt“, sagdie te er. Von anderen Ereignissen habe er schon gehört oder gelesen, jedoch sei es etwas anderes vor Ort zu sein und die Feste hautnah mitzuerleben. Eine Antwort auf die kritische Frage eines Wertinger Zuschauers, warum in seinem Film ständig Leute in Tracht zu sehen seien, blieb der Regisseur allerdings schuldig.
Vilsmaier wollte keinen sozialkritischen Film machen, betonte er. „Mich freut es einfach sehr, dass die Tradition in Bayern immer noch einen so hohen Stellenwert hat.“Sein Ziel sei es gewesen, diese vielen, oft unbekannten Bräuche und Feste zu zeigen und damit die Zuschauer zu unterhalten. Es scheint ihm gelungen zu sein.