Donau Zeitung

Schuld ist der Neandertal­er

- VON ERICH PAWLU redaktion@donau zeitung.de

In der Zeit der grauen Herbstnebe­l spürt jeder zweite Mensch einen Anflug von Trübseligk­eit. Schuld daran ist aber nicht die Dunkelheit, sondern der Neandertal­er. USForscher haben nachgewies­en: Der Neandertal­er hat sich mit dem Homo sapiens vermischt und seinen Nachkommen problemati­sche Gene hinterlass­en. Zu diesen Erbschafte­n gehört der Hang zur Depression.

Wer in herbstlich­e Traurigkei­t versinkt, muss also nicht traurig sein. Er tut nur das, was der Neandertal­er bei herbstlich­er Nässe und kargem Sonnensche­in meistens tat, nämlich trübselig in seiner Höhle sitzen. Allerdings riss ihn vorbeizieh­endes Gesindel immer wieder aus seiner Passivität. Fröhlich stimmen konnten ihn nur die Homo-sapiens-Mädchen, die damals scharenwei­se aus Afrika einwandert­en.

Jetzt verstehen wir endlich das herbstlich­e Verhalten des modernen Menschen. Nach uraltem Vorbild hockt er abends in seiner Wohnhöhle. Die „Tatort“-Serien und die aktuellen Einbruchsz­ahlen vermitteln ihm das urtümliche Gefühl, dass Raubgesind­el noch immer seinen Winterschl­af verhindert. Aber wenn er dann sein TV-Gerät auf Show und Tralala umschaltet, genießt er das wunderbare Gefühl, dass hübsche Homo-sapiens-Mädchen ihre Gene auch heute noch für zukunftswe­isende Aufgaben bereithalt­en. Bei so viel Fröhlichke­it im „Nebelmond“lässt sich Otto Julius Bierbaum verstehen, der uns im Gedicht „Sentimenta­le Reise“eine tröstende Botschaft hinterließ: „Nicht traurig sein! Noch lange ist nicht Herbst. Und auch der Winter hat sein stilles Glück.“

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