Schuld ist der Neandertaler
In der Zeit der grauen Herbstnebel spürt jeder zweite Mensch einen Anflug von Trübseligkeit. Schuld daran ist aber nicht die Dunkelheit, sondern der Neandertaler. USForscher haben nachgewiesen: Der Neandertaler hat sich mit dem Homo sapiens vermischt und seinen Nachkommen problematische Gene hinterlassen. Zu diesen Erbschaften gehört der Hang zur Depression.
Wer in herbstliche Traurigkeit versinkt, muss also nicht traurig sein. Er tut nur das, was der Neandertaler bei herbstlicher Nässe und kargem Sonnenschein meistens tat, nämlich trübselig in seiner Höhle sitzen. Allerdings riss ihn vorbeiziehendes Gesindel immer wieder aus seiner Passivität. Fröhlich stimmen konnten ihn nur die Homo-sapiens-Mädchen, die damals scharenweise aus Afrika einwanderten.
Jetzt verstehen wir endlich das herbstliche Verhalten des modernen Menschen. Nach uraltem Vorbild hockt er abends in seiner Wohnhöhle. Die „Tatort“-Serien und die aktuellen Einbruchszahlen vermitteln ihm das urtümliche Gefühl, dass Raubgesindel noch immer seinen Winterschlaf verhindert. Aber wenn er dann sein TV-Gerät auf Show und Tralala umschaltet, genießt er das wunderbare Gefühl, dass hübsche Homo-sapiens-Mädchen ihre Gene auch heute noch für zukunftsweisende Aufgaben bereithalten. Bei so viel Fröhlichkeit im „Nebelmond“lässt sich Otto Julius Bierbaum verstehen, der uns im Gedicht „Sentimentale Reise“eine tröstende Botschaft hinterließ: „Nicht traurig sein! Noch lange ist nicht Herbst. Und auch der Winter hat sein stilles Glück.“