In Lauingen leiden die Lachmuskeln
Beim Theaterverein des Spaßclubs mit „Sizilien ist überall“geht es rund. Das Stück gipfelt in einem Theater im Theater – und die Darsteller haben mehr als eine Rolle
Lauingen Schubbi ist verzweifelt. An der Wand hängen noch die Schafkopfkarten, die an die guten, alten Zeiten erinnern. Doch mittlerweile läuft die Wirtschaft des Gastwirtes, gespielt von Alex Wild, einfach nicht mehr. Gerne trinken seine Stammgäste Alfred und Didi Sommerlatte bei ihm einen über den Durst. Doch vom Zahlen hält das Vater-Sohn-Duo, gespielt von Uwe Friedrich und Jürgen Müller, nicht so viel. Das ist die Ausgangslage für das neue Stück „Sizilien ist überall“des Lauinger Theatervereins, der dieses Jahr erstmals unter der Flagge des Spaßclubs Lauingen im Vereinsheim des FC Lauingen spielt.
Doch die Geschichte geht noch weiter: Zu allem Überfluss hat sich Schubbis Tochter Susi (Marie Schneider) auch noch in den schwäbischen Sizilianer Nino Mafino (Thomas Kotter) verliebt. Der liebt sie zwar auch, doch sobald es um Arbeit oder die Heirat geht, tauscht er seinen starken schwäbischen Akzent gegen einen sizilianischen Einschlag aus und will nichts von beidem wissen.
Als Nino auch noch die Zwangsverheiratung mit der temperamentvollen Sizilianerin Lollo Gorgonzola (Erika Remiger) droht, eskaliert die Situation vollends. Eingezwängt in enge Damenkleidung schleust Susi ihn bei ihrem Vater als angeblich weibliche, sizilianische Putzkraft in der Wirtschaft ein. Mit seinem Standardsatz „Ich verstehe nix“schrubbt sich Nino fortan durch die Wirtschaft, um der Zwangsverheiratung zu entkommen.
Thomas Kotter beweist, dass er problemlos auch in die Rolle der Frau schlüpfen kann. Der engstirnige Wirt Schubbi merkt nichts davon, dass seine Tochter ihren Liebhaber in seine Wirtschaft eingeschleust hat. Das klingt grotesk, ist es auch und wird durch die brillante Leistung der Schauspieler in drei Akten niemals langweilig. Einer, der an diesem Premierenabend besonders hervorsticht, ist Theaterneuling Dominik Remiger. Er spielt Romulus Eisbrecher, einen Vertreter für Damenunterwäsche. Der spricht nicht nur in höheren Oktaven und trägt einen rosa glitzernden Anzug, sondern beweist sich auch als geübter Balletttänzer.
Eine überraschende Wendung erfährt die Geschichte, als Schubbis Wirtschaft zwangsversteigert werden soll. Doch da hat Rosi (Marion Ranftler), eine gescheiterte Wirtin, eine Idee: Schubbi könnte doch ein Theater in seiner Wirtschaft veranstalten, um dieser wieder Leben einzuhauchen. Davon aber will der auf Schnitzel und Pommes spezialisierte Wirt zunächst nichts wissen. Dabei steckt in dem bornierten Schubbi ein leidenschaftlicher Theaterregisseur. Alex Wild spielt die Wandlung des Wirts im zweiten Akt 45 Minuten am Stück so voller Leidenschaft und Hingabe, dass man das Gefühl bekommt, an ihm ist selbst ein Theaterregisseur verloren gegangen. Und so spielen die Figuren in diesem Stück plötzlich Theater, wechseln munter die Kostüme und bauen sich in Schubbis Wirtschaft ihren Proberaum auf. Das Ganze mündet in ein schauspielerisches Feuerwerk, das jeder einzelne der Laiendarsteller abschießt. Es macht richtig Spaß, ihnen dabei zuzusehen, wie sie es schaffen, ständig in neue Rollen zu schlüpfen. Ob das alles aber Schubbis Wirtschaft hilft und warum am Ende sogar noch Elvis auftaucht – das wird an dieser Stelle nicht verraten. Die weiteren Termine Freitag, 10. November, 19.30 Uhr, Sonn tag, 12. November, 19 Uhr, Freitag, 17. November, und Samstag, 18. November, 19.30 Uhr, Sonntag, 19. November, 19 Uhr und Freitag, 24. November, 19.30 Uhr. Karten können unter Telefon 09072/953589 bestellt werden.