Babymilch auf Knopfdruck: eine Dillinger Erfindung
Corina und Jochen Riedinger haben einen Automat entwickelt, der vielen Eltern den Alltag erleichtern könnte
Corina und Jochen Riedinger haben ein Gerät entwickelt, mit dem Eltern im Alltag Zeit und Arbeit sparen können.
Dillingen Der Nudeltopf kocht über, es klingelt an der Tür, und dann hat auch noch das Baby Hunger. Überspitzt? Vielleicht, aber das heißt nicht, dass der Alltag vieler frisch gebackener Eltern nicht anstrengend ist. Wäre es da nicht schön, wenn es ein Gerät gäbe, das einem täglich Zeit und Mühe spart?
Corina und Jochen Riedinger sind vor ein paar Jahren selbst Eltern geworden. Sie haben ihrem Sohn das Fläschchen gegeben, immer und immer wieder hieß es: abkochen, abkühlen, mischen, Temperatur testen ... Für Jochen Riedinger war dieser Vorgang vor allem eines: steinzeitlich. „Es kocht ja auch kaum noch jemand Kaffee mit Wasserkocher und Filter.“Wenn also selbst der Kaffee in Sekundenschnelle in die Tasse laufen kann, dann sollte das auch mit Babymilch funktionieren, dachten sich die Riedingers. Heute steht der Prototyp in seiner Küche in Schretzheim: der Milquino. Ein Automat, der die Babyflasche auf Knopfdruck fertig macht. Er sieht aus wie ein kleiner Kaffeevollautomat. Auf den ersten Blick kommt man nicht darauf, dass es sich um Babyzubehör handelt. Klare Kanten, eine elegante Form, glänzend in Weiß, Rot oder Schwarz. „Wir haben auf Bärchen, rosa und hellblau verzichtet, weil wir wollten, dass der Milquino in jede moderne Küche gut reinpasst“, sagt Corina Riedinger. „Kitschig wollten wir es nicht.“
Jochen Riedinger ist gelernter Maschinenbauer. Er war acht Jahre lang in der Hausgerätebranche tätig und kennt sich außerdem mit Umwelttechnik aus. Das waren damals gute Voraussetzungen, um seine Idee vom Babymilchautomat in die Tat umzusetzen. Im August 2016 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute spricht er ganz locker über seine ersten Schritte als Erfinder. Wie er angefangen hat? Er erfasste 3D-Daten und erstellte 3D-Konstruktionen für einen Prototyp am 3D-Drucker. Darunter zum Beispiel ein Einfüllbehälter für Wasser, ein Heiz- und ein Kühlsystem. Ideen, wie das spezielle System, das das abgekochte erhitzte Wasser abkühlt, haben sich die Riedingers patentieren lassen. Wenn das Wasser so weit ist, mischt eine Spirale das Milchpulver bei. „Ohne Klumpen“, betont Jochen Riedinger. Gemischt wird erst ganz am
„Es kocht ja auch kaum noch jemand Kaffee mit Wasserkocher und Filter.“Jochen Riedinger
Ende, sodass im Inneren der Maschine keine Feuchtigkeit oder Verunreinigungen als Nährboden für Bakterien zurückbleiben können.
An zwei schlichten Rädern an der Vorderseite kann man einstellen, welche Menge an Wasser und Pulver man mischen möchte. Das geben die Hersteller der jeweiligen Babynahrung vor. Die beiden Dillinger haben nicht nur viel Wert auf eine einfache Handhabung gelegt. „Wir verwenden als Material für alle wasserführenden Teile nur Edelstahl“, erklärt Jochen Riedinger. Nur ein paar Verbindungen seien aus Kunststoff und Silikon, die für den Lebensmittelmarkt zugelassen sind. „Wir sind verantwortlich dafür, dass im Inneren alles hygienisch und sauber abläuft“, sagt Riedinger.
Der Prototyp und die einzelnen Teile haben viele Tests durchlaufen, die Riedingers haben Prüfberichte und Siegel erhalten. Die beiden jungen Erfinder stehen nun kurz davor, ihre ersten Geräte zu verkaufen. Ein ähnliches Produkt sei schon auf dem Markt. Von einem asiatischen Hersteller. „Darin wird das Wasser aber den ganzen Tag über auf 37 Grad warmgehalten, das wollten wir so nicht, denn das wäre ein Nährboden für Keime.“
239 Euro soll ein Standard-Milquino – made in Dillingen – kosten. Es gibt aber auch eine Luxus-Variante mit WLAN, die übers Handy gesteuert werden kann. „Bei uns wäre das praktisch gewesen, denn unser Schlafzimmer ist im ersten Stock. Ich hätte oben per Knopfdruck starten können, und wenn ich in der Küche gewesen wäre, hätte ich die Flasche schon in der Hand gehabt“, sagt Corina Riedinger. Ihr Sohn ist inzwischen zu alt für die Flasche. Zumindest direkt kann er also nicht mehr davon profitieren. Wie genau es nun weitergeht, können die beiden Dillinger noch nicht sagen. Wird der Automat ein Erfolg? Die Riedingers haben den Milquino schon auf einer Messe und auf Eltern-Blogger-Konferenzen vorgestellt. „Wir haben von vielen Müttern positive Rückmeldungen bekommen“, erzählt Corina Riedinger. Stillverfechtern antworten die Eltern: „Wir erklären oft, dass wir die Mütter damit nicht vom Stillen abhalten wollen. Der Milquino soll eine Unterstützung für diejenigen sein, die sich aus anderen Gründen für das Fläschchen entschieden haben.“Im Moment wünschen sich beide, dass bald in vielen Küchen ein Milquino steht – und viele Babys nicht mehr so lange auf ihr Fläschchen warten müssen.