Am Anfang war’s das Licht
Wie eine kleine Maßnahme zu einem gewaltigen Umbau mit fünf Millionen Euro Kosten führte
Dillingen Ein Teil der Regens-Wagner-Schule in Dillingen ist nur noch ein Rohbau mit vielen Löchern: Nicht nur die Fenster fehlen, für Fluchtwege und die Baumaßnahme wurden auch Teile der Fassade herausgerissen. „Eigentlich haben wir nur neues Licht gebraucht“, erzählt der neue Schulleiter Ulrich Seybold die Ausgangslage.
Einige der Schüler, die seine Einrichtung besuchen, sind in der Wahrnehmung beeinträchtigt, etwa im Sehen. Ein Fachmann vom mobilen sonderpädagogischen Dienst (MSD) „Sehen“forderte für die Betroffenen anderes Licht, etwa mithilfe von LED-Lampen. „Da dachten wir, wenn wir neues Licht brauchen, dann auch neue Lampen. Dann können wir gleich neue Decken einziehen und in dem Zusammenhang eine neue Lüftung und neue Fenster einbauen. Jetzt bringen wir den Brandschutz und die Akustik auch auf den aktuellen Stand.“Zum Schluss war sogar ein Neubau im Gespräch, doch weil die Sanierung mit insgesamt rund fünf Millionen viel günstiger ist, rücken in der Schule jetzt alle etwas enger zusammen. Das klingt einfacher, als es ist.
Vor allem Kinder und Jugendliche mit einem besonderen Förderbedarf in ihrer geistigen Entwicklung besuchen die Regens-WagnerSchule, erklärt Seybold. Dazu kommen oft motorische oder auch Sehprobleme. „Die Bandbreite ist sehr groß. Manche können nicht so gut lesen und schreiben, andere sind mehrfach schwerbehindert, und die Probleme in der geistigen Entwicklung kommen dazu.“
Von der schulvorbereitenden Einrichtung über die Grund- und Mittelschulstufe bis zur zwölften Klasse in der Berufsschulstufe durchlaufen die Schüler. Rechnen, Lesen, Schreiben, Hauswirtschaft oder auch Werken gehört zum Unterricht. Doch oft geht es erst mal um das Zubinden der Schuhe, das Anziehen der Jacke, das Schmieren der Semmel, das Erkennen eines Fotos. Seybold findet, dass sich das des geistig Behinderten gewandelt hat. Psychische Probleme nehmen zu – und das in immer jüngeren Jahren. „Teils ist ein Unterricht in normalem Maß nicht mehr möglich.“Für solche Momente gibt es bei Regens Wagner einen sogenannten Trainingsraum, in dem der LehBild rer dann mit dem jeweiligen Schüler dessen Fehlverhalten bespricht, bis er dann wieder in den Unterricht zurückkehren kann. „Die Schüler im Trainingsraum werden immer jünger, teils sind sie von der Grundschule oder gar von der Schulvorbereitenden Einrichtung.“
Weil die Schüler insgesamt besondere Bedürfnisse haben, gibt es an die Baustelle auch besondere Anforderungen. „Während morgens die Kleinbusse kommen, dürfen keine Baustellenfahrzeuge unterwegs sein“, erklärt Seybold. Die Sicherheit der Schüler stehe immer im Vordergrund. Deswegen haben die Bauarbeiter zurzeit auch einen eigenen Zugang in den östlichen Block, ein gewaltiges Loch in der Wand, das später wieder geschlossen wird. „Es ist schwierig. Wir mussten Fachräume streichen und ins Gebäude
Wenn der andere Block umgebaut wird, fehlen der Schule noch mehr Klassenzimmer
Stanislaus auslagern“, beschreibt Seybold die Situation. Parallel wird immer noch der Sportplatz saniert, der den Schülern sonst auch in der Pause zur Verfügung steht.
Das sind nicht die einzigen organisatorischen Herausforderungen; manche Schüler würden auf die Veränderungen aufgrund ihrer Erkrankung besonders reagieren. Die Verwaltung ist seit diesem Schuljahr in einem Container untergebracht. Seybold findet das nicht so schlimm. Alle Schüler und Lehrer kommen morgens bei ihm vorbei, manche winken durch die Scheiben. „Wenn ich etwas von einem Kollegen brauche, mache ich einfach das Fenster auf. Es ist wie ein Drive-in“, sagt Seybold und lacht.
Zwei Jahre lang bleibt die Verwaltung in den Containern. Wenn der Block im Osten fertig ist, kommt im nächsten Schuljahr der Westteil der Schule dran.
„Dann haben wir ein noch größeres Raumproblem, weil dort viele Klassenzimmer sind“, sagt der Schulleiter. Doch auch dort werde sich eine Lösung finden, ist er zuversichtlich.