Donau Zeitung

VW und der schnelle Konkurrent aus China

Auto Für Volkswagen ist das asiatische Land ein wichtiger Markt. Dort pusht die Regierung das E-Auto. In Augsburg erklärte VW-Vorstand Jochem Heizmann, wie sich der Konzern darauf einstellt. Doch ein kleiner Hersteller will die Großen jagen

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Der deutsche Volkswagen-Konzern liefert sich mit Toyota regelmäßig ein Rennen um die Stellung des größten Autobauers der Welt. VW wäre dabei nicht so stark, gäbe es den chinesisch­en Markt nicht. Rund 10,3 Millionen Fahrzeuge lieferte der Konzern im Jahr 2016 aus, rund 38 Prozent davon in China. „China ist unser größter Einzelmark­t“, beschreibt es VW-Vorstandsm­itglied Jochem Heizmann, der für das China-Geschäft zuständig ist. Doch die Herausford­erungen werden größer, wie Heizmann in der Veranstalt­ungsreihe „China im Wandel“im Foyer der Mediengrup­pe Pressedruc­k deutlich machte. Ein Grund: China steuert massiv in Richtung E-Mobilität um.

China führt eine Quote für E-Autos ein. Sie beträgt zehn Prozent und gilt für neu verkaufte Autos ab 2019. Ursprüngli­ch war bereits 2018 als Starttermi­n im Gespräch. Dies ist nach internatio­nalen Gesprächen abgewendet worden, berichtete Heizmann. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel soll zugunsten eines späteren Termins intervenie­rt ha- ben. Heizmann zeigte sich in Augsburg auch deshalb zuversicht­lich, was die Entwicklun­g des chinesisch­en Auto-Marktes betrifft: „Wir werden die Quote leicht erfüllen können“, sagte er.

Denn VW will bald in China eine Vielzahl an E-Autos auf den Markt bringen: Bereits heute biete VW Plug-in-Hybride an. Nächstes Jahr sollen in China von VW reine E-Autos wie der E-Golf auf den Markt kommen. Später sollen E-Modelle auf Basis ganz neuer Plattforme­n und mit einer Reichweite von 400 bis 600 Kilometer folgen. „Dies sind spezialisi­erte Elektrofah­rzeuge, in die kein Verbrennun­gsmotor mehr reinpasst.“Bereits 2020 wolle VW 400000 Autos mit neuer Antriebste­chnik in China verkaufen, im Jahr 2025 dann 1,5 Millionen.

Gleichzeit­ig legt China für Verbrennun­gsmotoren striktere Verbrauchs werte fest,be richtete Heizmann. Anders als die E- Auto-Quote macht dem VW-Vorstand dies mehr Sorgen. Denn auch in China gibt es den Trend zum SUV – zum sportliche­n Geländewag­en, berichtete er. „Dastougher­eZie list der 5- Liter Durchschni­ttsverbrau­ch “, meinte Heizmann. Dazu kommen kleine, neue Autobauer, die die Großen angreifen.

Dazu gehört die Firma Nio. Ihr Sportwagen – der EP9 – habe kürzlich auf dem Nürburgrin­g den Rekord als schnellste­s Elektroaut­o der Welt aufgestell­t, berichtete Hui Zhang von Nio. Das Auto-Start-up gibt es seit 2014. Wie kann man derart schnell ein Auto entwickeln? „Wir haben flache Hierarchie­n“, sagte Zhang. Das erlaube „mehr Effizienz und Entscheidu­ngsfreude“als in Großkonzer­nen. Nio hat mehrere Standorte: in Shanghai, in Kalifornie­n – und auch in München, wo das Design entsteht. „Wir wollten ein globales Start-up aufstellen, die Autoindust­rie ist schließlic­h eine globale Industrie“, meint Zhang. Er sieht die Branche vor großen Umbrüchen stehen. Das Auto soll zum „zweiten Wohnzimmer“werden, sagte er. Die Digitalisi­erung, die Vernetzung der Fahrzeuge und das autonome Fahren könnten es möglich machen.

Dass sich die Autoherste­ller noch schneller wandeln müssten als in der Vergangenh­eit, meinte auch Marcus Hoffmann, Partner der Unternehme­nsberatung Bain & Company. Er ist aber überzeugt, dass es die großen Spieler der Autoindust­rie schaffen werden.

O„China im Wandel“ist ein regelmä ßiger Meinungsau­stausch im Foyer des Medienzent­rums der Mediengrup­pe Pres sedruck, in der die Augsburger Allge meine und ihre Heimatzeit­ungen erschei nen. Organisier­t wird er von Stefan Söhn von der Multi Trust Capital Partners GmbH, von der IHK Schwaben, der Raiffeisen Landesbank Oberösterr­eich, dem Chinaforum Bayern e. V. und der Kanzlei Taylor Wessing.

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Fotos: Siegfried Kerpf; Thomas Geiger, dpa Die Firma Nio will den großen Hersteller­n Konkurrenz machen. Im Bild ein Studienfah­rzeug von Nio. Jochem Heizmann von VW sieht den deutschen Autobauer aber ebenfalls gut gerüstet.
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