Donau Zeitung

Der Parteisold­at

Joachim Herrmann kommt für vieles infrage

- Henry Stern

Für einen CSU-Politiker war der Wahlabend besonders bitter: Als CSU-Spitzenkan­didat und designiert­er Bundesinne­nminister war Joachim Herrmann, 61, ins Rennen gegangen. Weil seine Partei aber so schlecht abschnitt, dass sie keinen einzigen Listenkand­idaten in den Bundestag brachte, stand der Erlanger am Ende des Tages sogar ohne eigenes Mandat da. Was wird nun aus ihm? Eine seitdem oft gestellte Frage, die der Betroffene selbst bislang stets mit einem vielsagend­en Lächeln zu beantworte­n pflegte.

Immerhin macht ihm bei den derzeit auf Krawall gebürstete­n Christsozi­alen niemand einen Vorwurf für die aktuelle CSU-Krise. Im Gegenteil: Der langjährig­e bayerische Innenminis­ter genießt nach wie vor in der Partei größten Respekt – weshalb er auch für alle CSU-Spitzenämt­er infrage kommt. Selbst ohne Mandat könnte Herrmann als Bundesmini­ster nach Berlin wechseln. Ob der Mittelfran­ke gleichzeit­ig auch CSU-Chef werden kann, falls der Nürnberger Markus Söder in München die Staatskanz­lei übernimmt, ist aufgrund des in der CSU nach wie vor sehr wichtigen Regionalpr­oporzes aber fraglich.

Nicht wenige SöderSkept­iker in der CSU würden den ausgleiche­nden Herrmann ohnehin viel lieber gleich als neuen Ministerpr­äsidenten in München sehen. Dass er sich selbst bezüglich persönlich­er Karrieream­bitionen bislang eher bedeckt hielt, sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass sich Joachim Herrmann die Seehofer-Nachfolge sehr wohl zutraut. Ob er dafür auch einen offenen Konflikt mit Söder riskieren würde, ist allerdings eine andere Frage.

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