Der Parteisoldat
Joachim Herrmann kommt für vieles infrage
Für einen CSU-Politiker war der Wahlabend besonders bitter: Als CSU-Spitzenkandidat und designierter Bundesinnenminister war Joachim Herrmann, 61, ins Rennen gegangen. Weil seine Partei aber so schlecht abschnitt, dass sie keinen einzigen Listenkandidaten in den Bundestag brachte, stand der Erlanger am Ende des Tages sogar ohne eigenes Mandat da. Was wird nun aus ihm? Eine seitdem oft gestellte Frage, die der Betroffene selbst bislang stets mit einem vielsagenden Lächeln zu beantworten pflegte.
Immerhin macht ihm bei den derzeit auf Krawall gebürsteten Christsozialen niemand einen Vorwurf für die aktuelle CSU-Krise. Im Gegenteil: Der langjährige bayerische Innenminister genießt nach wie vor in der Partei größten Respekt – weshalb er auch für alle CSU-Spitzenämter infrage kommt. Selbst ohne Mandat könnte Herrmann als Bundesminister nach Berlin wechseln. Ob der Mittelfranke gleichzeitig auch CSU-Chef werden kann, falls der Nürnberger Markus Söder in München die Staatskanzlei übernimmt, ist aufgrund des in der CSU nach wie vor sehr wichtigen Regionalproporzes aber fraglich.
Nicht wenige SöderSkeptiker in der CSU würden den ausgleichenden Herrmann ohnehin viel lieber gleich als neuen Ministerpräsidenten in München sehen. Dass er sich selbst bezüglich persönlicher Karriereambitionen bislang eher bedeckt hielt, sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass sich Joachim Herrmann die Seehofer-Nachfolge sehr wohl zutraut. Ob er dafür auch einen offenen Konflikt mit Söder riskieren würde, ist allerdings eine andere Frage.