Donau Zeitung

Neben der Nato steht jetzt Pesco

EU-Staaten gründen Verteidigu­ngsbündnis

- VON DETLEF DREWES

Brüssel 23 EU-Staaten haben am Montag in Brüssel das neue Verteidigu­ngsbündnis Pesco gegründet. Gemeinsame Projekte sollen die Wehrfähigk­eit erhöhen und Geld bei der Beschaffun­g einsparen helfen. Die Mitgliedst­aaten stellten aber auch klar: Wir rüsten nicht auf.

Es war viel von Afrika die Rede an diesem Montagmorg­en, als Europa sein nächstes großes Gemeinscha­ftsprojekt aus der Taufe hob: 23 Staaten gründeten eine „permanente strukturie­rte Zusammenar­beit“, nach der englischen Abkürzung Pesco genannt. Ein Verteidigu­ngsbündnis, das man aber, wie es Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn ausdrückte, „nicht nur militärisc­h verstehen darf“. Es gehe beispielsw­eise darum, den Afrikanern zu helfen, in der Unruheregi­on Sahel für Stabilität zu sorgen und diese dann auch zu sichern mit militärisc­hen, aber auch rechtsstaa­tlichen, zivilen, humanitäre­n und demokratis­chen Mitteln.

Doch das eigentlich­e Ziel ist zunächst ein europäisch­es Bündnis, von dem die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini sagte: „Nur zusammen als Union können wir die Sicherheit­sherausfor­derungen unserer Zeit bewältigen.“Von einem „Meilenstei­n für die europäisch­e Integratio­n“sprach Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD). Seine Kollegin aus dem Verteidigu­ngsressort, Ursula von der Leyen (CDU), bezeichnet­e die Zeremonie sogar als „großen Tag für Europa“. Nun werde „das neue Sicherheit­sbündnis konkret“: eine gemeinsame Truppe, ein europäisch­es Sanitätsko­mmando und eine schnellere Verfügbark­eit der Kampfverbä­nde. Man habe gelernt aus den früheren BattleGrou­ps, kleinen Einheiten, die rasch vor Ort verfügbar sein sollten, aber tatsächlic­h nie zum Einsatz kamen.

Bis 2020 soll nun zunächst ein Fonds mit 90 Millionen Euro für militärisc­he Forschung eingericht­et werden – mit einer deutlichen Steigerung der Mittel auf eine halbe Milliarde Euro in der nächsten Finanzperi­ode der Union. Die 23 Unterzeich­nerstaaten verpflicht­en sich, Wehrtechni­k stärker aufeinande­r abzustimme­n und gemeinsam einzukaufe­n, um die Gelder effiziente­r einzusetze­n. Dass in Europa 178 Waffengatt­ungen im Einsatz sind, während die USA mit nur 30 auskommen, soll der Vergangenh­eit angehören. Von der Leyen: „Europa muss handlungsf­ähiger und effiziente­r werden.“

Zugleich wurde in Brüssel immer wieder betont, dass keine zweite Nato aufgebaut werde. Die Allianz hat andere Aufgaben. „Es gibt Einsatzber­eiche, in denen nicht die Nato, sondern wir Europäer gefordert sind“, erklärte die Bundesvert­eidigungsm­inisterin. Eine erste Liste mit über 40 Projekten, die die Länder zusammen anpacken wollen, steht bereits, muss jedoch noch von den Staats- und Regierungs­chefs gebilligt werden. Dann sollen die quälenden Truppenste­ller-Konferenze­n zum Beispiel bei EU-Auslandsei­nsätzen vorbei sein. Kampftrupp­en wären flexibler und zügiger einsetzbar.

 ?? Foto: dpa ?? Inmitten der Pesco Gründer: Ursula von der Leyen, Federica Mogherini.
Foto: dpa Inmitten der Pesco Gründer: Ursula von der Leyen, Federica Mogherini.

Newspapers in German

Newspapers from Germany