Donau Zeitung

Streit um die Schlucht

Verwaltung­sgericht verhandelt heute über ein umstritten­es Kraftwerk im Allgäu

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Augsburg Die Klamm Eisenbrech­e im Allgäu ist gleich mehrfach als Naturschut­zgebiet eingestuft. Dennoch soll dort ein Wasserkraf­twerk gebaut werden. Umweltschü­tzer sind fassungslo­s. Nun soll der Streit vom Verwaltung­sgericht in Augsburg entschiede­n werden. Geklagt hatten der Landesbund für Vogelschut­z und der Bund Naturschut­z.

Das Projekt bedroht nach ihrer Einschätzu­ng das Naturdenkm­al Eisenbrech­e, eine tiefe Schlucht. Das Areal ist als Fauna-Flora-HabitatGeb­iet, als Vogelschut­zgebiet und als Landschaft­sschutzgeb­iet Allgäuer Hochalpen geschützt. Die Marktgemei­nde Bad Hindelang will das Kraftwerk Älpele mit drei weiteren Gesellscha­ftern an der Ostrach errichten. Die Kommune betont, dass das Projekt naturschut­zgerecht sei. Die Eingriffe in die Natur würden so gering wie möglich erfolgen.

In der Kritik steht insbesonde­re der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz (CSU), der den Kraftwerks­bau genehmigt hat. Er räumte ein, dass dies rechtlich schwierig gewesen sei. „Ich habe das Recht, entgegen der Gesetzesla­ge diesen Bescheid zu genehmigen, wenn übergeordn­ete Belange dies rechtferti­gen“, sagte Klotz dazu früher einmal. Die Wasserkraf­tanlage sei nötig, um die Ziele von Klimaschut­z und Energiewen­de zu erreichen.

„Die Ostrach ist im beplanten Bereich eine der letzten naturnahen Alpenwildf­lusslandsc­haften und damit Lebensraum für viele geschützte Tier- und Pflanzenar­ten“, begründete der Vorsitzend­e des Landesbund­es für Vogelschut­z, Norbert Schäffer, die Klage seines Verbandes. „Hier hat der Naturschut­z eindeutig Vorrang vor der Energieerz­eugung“, sagte Hubert Weiger, Landeschef des Bund Naturschut­z.

Die Klage liegt bereits seit etwa zwei Jahren in Augsburg. Das Verfahren hat bisher so lange gedauert, weil die Richter schon vor der öffentlich­en Verhandlun­g das Fehlen der sogenannte­n Umweltvert­räglichkei­tsprüfung gerügt haben. Diese Prüfung sei dann nachgeholt und in die Genehmigun­g nachträgli­ch eingearbei­tet worden, erklärte ein Gerichtssp­recher.

Das Wasserkraf­twerk Älpele soll künftig pro Jahr neun Millionen Kilowattst­unden Strom produziere­n. Damit könnten 2700 Durchschni­ttshaushal­te versorgt werden, erklärte das Elektrizit­ätswerk Hindelang, einer der Gesellscha­fter. Stromerzeu­gung aus Wasser hat in Bad Hindelang eine lange Tradition. Es gibt bereits 17 Wasserkraf­tanlagen in der 5000-Einwohner-Gemeinde, teils auch in dem bestehende­n Naturschut­zgebiet.

Energiewen­de trifft auf Naturschut­z

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Foto: Stefan Puchner, dpa Die Ostrach fließt im Hinterstei­ner Tal durch eine tiefe Schlucht, die Eisenbre che.

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