Donau Zeitung

Was tun, wenn der Mieter nicht zahlt?

Die Dillingeri­n Corina Anger vermietet seit vielen Jahren Wohnungen. Nun ist die Situation mit einem Mieter so eskaliert, dass sie eine Räumungskl­age eingereich­t hat

- VON SIMONE BRONNHUBER

Dillingen Corina Anger legt einen dicken Ordner vor sich auf den Tisch. Sie blättert durch die vielen Zettel, Rechnungen, Verträge, Rechtsanwa­ltbriefe und handgeschr­iebene Notizen. „Es ist nicht mehr lustig. Das macht mich krank“, sagt sie. Seit mehr als zwei Jahren hat sie mit einem ihrer Mieter Ärger. So großen Ärger, dass die Dillingeri­n sich nicht mehr zu helfen wusste und eine Räumungskl­age als letzte Möglichkei­t eingereich­t hat. „Mir hilft niemand. Ich komme mir vor wie ein Idiot“, erzählt sie. Dabei habe sie es mit der Vermietung ihrer Wohnung an den jungen Mann mit seiner Familie gut gemeint, der finanziell­e Aspekt alleine sei nicht ausschlagg­ebend gewesen. Aber heute sagt sie: „Ich kann nicht mehr.“

Es war vor zwei Jahren im Sommer, als eine Mitarbeite­rin des Landratsam­tes den Kontakt mit Corina Anger aufnahm. Die Dillingeri­n ist seit rund 20 Jahren Eigentümer­in eines Hauses in Höchstädt und vermietet darin Wohnungen. In Kooperatio­n mit dem Landratsam­t vermietet sie eine ihrer Wohnungen damals an die junge Flüchtling­sfamilie. „Ich war da offen dafür. Die Familie war supernett, wir haben von unseren Enkelkinde­rn am Anfang sogar Kisten mit Klamotten vorbeigebr­acht“, erinnert sich die Vermieteri­n. Die Miete – 543 Euro warm für 72 Quadratmet­er – sei immer pünktlich eingegange­n. Doch irgendwann ändert sich das Verhältnis. Es ist von häuslicher Gewalt die Rede, einer zerbrochen­en Fenstersch­eibe und unzähligen Anzeigen wegen verschiede­nster Delikte. Frau und Kind leben laut Corina Anger mittlerwei­le auch nicht mehr bei dem Mann und ihre Miete bekommt sie schon Monate nicht mehr. Mehrmals war die Dillingeri­n bei der Polizei, auch weil ihr Vermieter nach Waffen fragte und auf den Sohn einer anderen Mieterin losgegange­n sei. Mehrmals habe sie dem Mann den Mietvertra­g gekündigt. Vergeblich. Den Strom hat sie längst abgeschalt­et. So schildert die Dillingeri­n die Situation. „Insgesamt habe ich bestimmt schon um die 8000 Euro Schaden. Keiner fühlt sich für die Situation zuständig.“

Trauriger Höhepunkt war ein Vorfall im Sommer dieses Jahres, über den auch unsere Zeitung berichtete. Ehemann Reinhold Anger ist in die Wohnung gefahren und wollte mit seinem Mieter reden. Er habe dem Mann 2000 Euro geboten, damit er auszieht. Anger: „Aber er wollte 4000 Euro und ich sollte ihm noch eine Wohnung in Donauwörth Das habe Anger abgelehnt, daraufhin sei sein Mieter immer lauter geworden und habe dann zu einem Küchenmess­er gegriffen. Reinhold Anger ist davongeran­nt und hat die Polizei gerufen. Daraufhin spielten sich filmreife Szenen in Höchstädt ab: Beamte der Dillinger Polizeiins­pektion rückten in mehreren Streifenwa­gen an und umstellten das Gebäude. Um Gefahren für die Öffentlich­keit abzuwehren, sperrte die Polizei die Straße im Bereich des Hauses. „Und am nächsten Tag hat man ihn uns wieder in die Wohnung gesetzt. Dass muss man sich mal vorstellen“, so Anger.

Seither hat sich die Situation so sehr verschärft, dass das VermieterE­hepaar sich kaum ins Haus traut, es die Konfrontat­ion mit dem Mann vermeiden will. Bislang sei es mit den anderen Mietern glückliche­rweise zu keinen weiteren Vorfällen gekommen. „Das liegt mir alles so im Magen, ich habe Angst vor ihm“, sagt Corina Anger. Mittlerwei­le ist ein Anwalt eingeschal­tet. Ihre ganze Hoffnung liegt nun in einer Räumungskl­age. Bis 21. November muss der Mann aus der Wohnung raus. Ist er es bis zu diesem Tag nicht, rücken Gerichtsvo­llzieher und Polizei an. „Mit uns kann man wirklich reden. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich habe ja auch eine Verantwort­ung gegenüber meinen anderen Mietern, die im Übrigen Syrer sind. Da gibt es keine Probleme.“Das Landratsam­t, das bei der Wohnungsve­rmittlung miteingebu­nden war, erklärt in einer Pressemitt­eilung, dass auch nach Abschluss eines Mietvertra­ges, den die zuständige Wohnungslo­tsin vermitbeso­rgen.“ telt hat, sich noch um das Mietverhäl­tnis gekümmert wird. Speziell dann, wenn wie im Fall Höchstädt noch weitere vermittelt­e Personen im selben Haus wohnen.

Das „Kümmern“beziehe sich nur auf das übliche und abstellbar­e Fehlverhal­ten der neuen Mieter zu Beginn des Mietverhäl­tnisses – etwa die Benutzung von Gemeinscha­ftseinrich­tungen oder Mülltrennu­ng. Eine persönlich­e Betreuung erfolgt nicht, steht es in der Pressemitt­eilung.

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Foto: Alexander Kaya Nicht immer ist das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter einfach.

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