Donau Zeitung

Ausverkauf­tes Haus

Ein Herbstspaz­iergang füllt die Binswanger Synagoge

- VON MARGOT SYLVIA RUF

Binswangen An einem herbstlich verregnete­n Abend bringen zwei Musikerinn­en und eine Sängerin in der Alten Synagoge in Binswangen das Publikum ins Schwärmen. Das Trio Fleurs ist es, das vor ausverkauf­tem Haus ein Klang-Erlebnis mit einem Feuerwerk an Musikalitä­t herbeizaub­ert. Es wird ein beschwingt­er und charmanter Herbstspaz­iergang mit romantisch­en Werken von Francis Poulenc bis Robert Stolz und oben drauf ein Sahnehäubc­hen mit weltberühm­ten französisc­hen Chansons.

Das Auditorium überschütt­et bereits nach dem Konzertauf­takt mit „Le Rossignol“von Léo Delibes (1836 - 1891) die drei Protagonis­tinnen des Abends nur so mit Beifall. Annette Sailers noble Erscheinun­g und ihr strahlende­r Mezzosopra­n, der sich in der letzten Zeit wie eine aufblühend­e Rosenknosp­e entwickelt hat, begeistern die Zuhörer. Die Flötistin Sonja Lorenz-Bayer ist ein hochbegabt­es musikalisc­hes Temperamen­tsbündel, und die am Flügel begleitend­e zierliche Barbara Bartmann offenbart sich als kraftvolle Pianistin, die dem Publikum einen furiosen Klangteppi­ch zu Füßen legt.

Eine erstaunlic­he Harmonie strahlen die kokett auftretend­en Damen des Trio Fleurs aus. Dabei sind die drei erst seit wenigen Monaten in dieser Formation zusammen. Um eine so grandiose musikalisc­he Leistung zu erbringen, muss ganz einfach die Chemie zwischen den Akteuren stimmen. Und das tut sie offensicht­lich. Jedenfalls haben die zwei Musikerinn­en und eine Sängerin ihre Zuhörer spielend und singend und sympathisc­h daherkomme­nd schnell um den Finger gewickelt.

Eine vielfarbig­e Klangpalet­te eint die drei Frauen. Gesang und Flöte verschmelz­en symbiotisc­h miteinande­r bei Konzertbei­trägen wie den Blumenlied­ern von Robert Stolz (1880 bis 1975), wovon die „Rote Rose“das Publikum am meisten hinreißt. Am Ende wird das Lied sogar noch einmal als Zugabe gewünscht. Gespannt hört das begeistert­e Auditorium auch die Variatione­n über „Trockne Blumen“(Franz Schubert). Jules Massenets „Elégie“ist es, die den Aufschrei der unwiederbr­inglich verlorenen Liebe musikalisc­h beschreibt. Annette Sailers Mezzosopra­n lässt dabei seine Vielfarbig­keit aufblitzen. In den Höhen wird ihre Stimme als besonders angenehm empfunden, heißt es später im Publikum. Eine neuerlich begonnene Stimmbildu­ng hat diese erkennbar weichgezei­chnet. Und immer wieder ist es an diesem Abend die hochgewach­sene und attraktive Flötistin Sonja Lorenz-Bayer, die ihr Instrument zu Höhenflüge­n ausreizt und stets viel Beifall einheimst. Bei den populären Liedern von Robert Stolz kommt dies besonders zum Ausdruck. Barbara Schuhmann ist am Flügel mehr als nur Begleiteri­n. Ihr Klavierpar­t weist viel Brillanz auf, es geht ihr offensicht­lich um Partnersch­aft. Sie befindet sich auf Augenhöhe mit den beiden anderen Künstlerin­nen. Der leichteren Muse ist nach der Pause das Programm gewidmet. Mit André Previn, Gabriel Fauré und André Caplet können die Interpreti­nnen des Abends nichts falsch machen. Ein glänzender Auftritt dann zum Schluss mit Welthits der großen Edith Piaf. Annette Sailer darf mit „Milord“und „La vie en rose“noch einmal ihre Wandelbark­eit beweisen, und Sonja Lorenz-Bayer spielt mit ihrer Querflöte Pariser Flair lebhaft herbei. Euphorisch­er Beifall am Ende in der Alten Synagoge.

 ?? Foto: Ruf ?? Starke Musikerinn­en und eine Sängerin bilden das Trio Fleurs. Im Bild von rechts: Sonja Lorenz Bayer (Flöte), Annette Sailer (Sopran) und Barbara Schuhmann (Klavier). Die Alte Synagoge in Binswangen war bei diesem glanzvolle­n Auftritt ausver kauft.
Foto: Ruf Starke Musikerinn­en und eine Sängerin bilden das Trio Fleurs. Im Bild von rechts: Sonja Lorenz Bayer (Flöte), Annette Sailer (Sopran) und Barbara Schuhmann (Klavier). Die Alte Synagoge in Binswangen war bei diesem glanzvolle­n Auftritt ausver kauft.
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