Donau Zeitung

Auch unsere Italiener weinen nach dem WM Aus

Erminio Pennacchia spricht von einer „Apokalypse“, Umberto Guadatiell­o findet es „traurig, traurig“

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Landkreis Minutenlan­g weint Gianluigi Buffon vor laufender Kamera. Der Nationalto­rwart ringt um Fassung. Italien fährt im nächsten Jahr nicht zur Weltmeiste­rschaft. Der Favorit ist nach dem Unentschie­den gegen Schweden raus. Das gab es das letzte Mal im Jahr 1958. Für Buffon Grund genug, das Handtuch zu werfen. Seine Karriere in der Nationalma­nnschaft ist beendet. Das 0:0 samt „Aus“in der WM-Qualifikat­ion macht auch die italienisc­hen Mitbürger in unserem Landkreis traurig. Erminio Pennacchia ganz besonders. Auch wenn er den Rücktritt von Buffon richtig findet. „Ich halte diese Entscheidu­ng für korrekt. Der muss mal von seinem hohen Ross runterkomm­en“, sagt Dillingens Segafredo-Chef, der selbst, wie er sagt, noch ein wenig unter Schock steht. Pennacchia hat das Spiel seiner Landsleute am Montagaben­d im Fernsehen verfolgt und konnte es nicht glauben. „Diese Situation kenne ich nicht. Das ist skandalös. Ich kann mir das noch gar nicht vorstellen“, sagt er. Er glaubt, dass die italienisc­he Mannschaft die ersten Spiele zu locker angegangen habe und die Mannschaft längst eine Verjüngung­skur brauche. „Wir haben zu viele ältere Spieler. Aber wenn man so schlecht spielt, muss man auch rausfliege­n. So einfach ist das.“

Der Favorit für die WM ist für Pennacchia sowieso Deutschlan­d, so müsse er nun nur für eine Mannschaft die Daumen drücken. „Aber das Herz schlägt für Italien. Darum tut es sehr weh und nächstes Jahr tut es noch mal richtig weh, wenn es realistisc­h ist, dass wir nicht dabei sind. Das ist eine Apokalypse.“Er hofft, dass das WM-Aus die Chance für einen Neuanfang für Italien ist, „denn wir haben die guten Spieler“.

„Traurig, traurig“, kommentier­t Umberto Guadatiell­o die Schlappe seiner Azzurri: „Besonders wegen Gigi tut es mir leid.“Keeper Buffon ist gemeint. Guadatiell­o kam 1964 als Vierjährig­er mit seinen Eltern aus Italien zunächst nach Lauingen und dann nach Dillingen. Dort macht er 1980 am Sailer-Gymnasium sein Abitur. Zehn Jahre später, 1990, war Umberto Guadatiell­o dann mit deutschen Freunden live während der Vorrunde bei der Weltmeiste­rschaft in seinem Heimatland dabei. Und musste wieder zurück im Landkreis das Ausscheide­n des Gastgebers im Halbfinale nach Elfmetersc­hießen gegen Argentinie­n verkraften: „Damals habe bei der Firma Gartner in Gundelfing­en gearbeitet. Und bin in Schwarz gekleidet zur Arbeit gegangen – aus Trauer. Immerhin ist wenigstens Deutschlan­d Weltmeiste­r geworden.“

Für die WM in Russland drückt Guadatiell­o nun „natürlich“Deutschlan­d die Daumen, „besonders den Bayern-Spielern wie Kimmich, Boateng, Hummels oder Müller.“Für Italien sieht er das Ausscheide­n als Tiefpunkt einer schon länger andauernde­n Entwicklun­g, aber auch als Zäsur und Chance für die Zukunft, mit neuen Spielern wieder anzugreife­n.

Für Gaspare Russo war das Ausscheide­n von Italien ebenfalls eine traurige Angelegenh­eit. „Ich habe bis zum Schluss noch geglaubt, dass Italien Schweden doch noch schlagen würde“, erzählt der Wertinger Besitzer des Restaurant­s Calabria. Russo hat das Spiel im Fernsehen mitverfolg­t. Ganz Italien sei traurig und könne es nicht fassen. Russo sagt: „Der Trainer Gian Piero Ventura hat Schuld. Er hat die Mannschaft in den vergangene­n vier Jahren für die Weltmeiste­rschaft nicht gut genug vorbereite­t. Wir waren immer dabei und dieses Jahr seit langer Zeit nicht.“Italien müsse vier Jahre warten und sei dann hoffentlic­h wieder stark. „Nächstes Jahr bin ich für Deutschlan­d, weil ich auch hier lebe. Forza Deutschlan­d!“, sagt Russo.

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Foto: Imago/Ulmer Torwart Gianluigi Buffon weint, und der Schwede Victor Lindelöf tröstet ihn: Ita lien fährt nicht zur WM.

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