Donau Zeitung

Fasching? Nein, danke!

Michael Mayer und Alexander Braun aus Lauingen sind nicht einer Meinung. Zumindest nicht, wenn es um die Liebe zum Fasching geht

- VON JUDITH RODERFELD

Lauingen Fröhlich oder aufgesetzt? Witzig oder lächerlich? Ausgelasse­n oder verkrampft? Die Faschingsz­eit beschreibt jeder durch andere Merkmale. Obwohl der Brauch seit Jahrzehnte­n im Landkreis verankert ist – die Meinungen zu dem Thema gehen weit auseinande­r. Michael Mayer und Alexander Braun kommen beide aus Lauingen, einer Faschingsh­ochburg. Trotzdem: Die Liebe zur fünften Jahreszeit teilen sie nicht.

Vergangene­n Samstag war der 11.11. und damit Saisonbegi­nn. Es dauert nicht mehr lange und die Narren ziehen durch die Straßen, Tanzgarden performen, die Bierkrüge prallen aneinander, es überwiegen Gelächter und Fröhlichke­it. Nicht jedem gefällt es, wenn Superman auf Bambi trifft, große und verrückt aussende Hüte als Kopfschmuc­k dienen sowie Umzüge die Durchfahrt versperren. „Es fließt zu viel Alkohol, und es gibt mehr Pöbeleien“, sagt Braun. Der 21-Jäh- rige wird erleichter­t sein, wenn ab März kein Narr mehr zu sehen ist, sich niemand mehr verkleidet und weniger Müll auf den Straßen liegt. Unverständ­lich, findet Michael Mayer. Es ist das vierte Jahr, seit der angehende Physiother­apeut in der Faschingsg­esellschaf­t Laudonia ak- tiv ist. Er war mal der Prinz, ist aktuell im Showtanz und im Organisati­onsteam. Der 23-Jährige liebt Fasching. „Das gemeinsame Feiern, der ganze Spaß, der daran hängt, gefällt mir.“Beim Fasching träfen sich neue und bekannte Gesichter. Auch die, die schon lange nicht mehr in Lauingen wohnen, wegen des Studiums oder der Arbeit in eine andere Stadt gezogen sind. „Wenn Fasching ist, kommen sie alle wieder.“

Alexander Braun kann nicht verstehen, dass Unzählige an dem Brauch hängen. Die Ausmaße des Feierns seien groß. Das spüre er gerade zur Faschingsz­eit. „Mir fällt auf, dass viele einfach übertreibe­n.“Es fließe zu viel Alkohol, sagt er. Ständig gäbe es Ärger. „Das hat aber nichts mit der fünften Jahreszeit zu tun“, lenkt Mayer ein. In jeder Disco, auf jedem Volksfest, jeder Party seien Menschen, die ihre Grenzen nicht einzuschät­zen wüssten. „Überall, wo es Alkohol gibt, gibt es Leute, die sich nicht zusammenre­ißen können.“Außerdem darf nicht in jeder Situation getrunken werden. Beim Showtanz oder dann, wenn es um die Sicherheit der Menschen geht – so schreiben es die Faschingsg­esellschaf­ten vor.

Nicht nur der Alkohol an sich sei das Problem, sagt Braun. Auch die Umstände, die damit einhergehe­n. „An vielen Stellen liegt Erbrochene­s.“Die Straßen seien dreckiger als sonst, und überall sei Müll zu sehen. Dennoch: Braun weiß, dass Fasching zur Kultur des Landkreise­s gehört. Deshalb lässt er sich manchmal von seinen Freunden überre- den, geht mit, wenn die geschmückt­en Wagen durch die Orte fahren. „Danach denke ich allerdings dann meistens: Was habe ich mir da nur angetan?“

Braun lacht. Viele seine Freunde mögen Fasching. Das akzeptiert er. „Ich gönne es jedem“, sagt er und nickt Mayer entgegen. Gleichzeit­ig stört es den gelernten Elektriker, dass sich einige nicht trauen, offen als Faschingsm­uffel aufzutrete­n. Braun glaubt, weil die Gegner eher die Minderheit darstellen, schlichtwe­g der Mut fehle.

Dass manche auf den Festen noch wilder abgehen als im normalen Alltag, wissen beide Lauinger. Die Kostümieru­ng könne eine Rolle spielen, sagt Mayer. „Ein paar Leute mögen zu der Zeit anders feiern als sonst.“Aggressive Partygänge­r sähe der 23-Jährige allerdings nur selten. „In erster Linie geht es den meisten um das friedliche Feiern.“Klar dürfe da das eine oder andere Bier nicht fehlen, sagt er. Das Kriterium für eine tolle Faschingsz­eit sei der Alkohol aber keinesfall­s. Es gehe um die Gemeinscha­ft, das Zusammenko­mmen zwischen alten und neuen Bekannten.

Für Hinzugezog­ene sind laut Mayer auch gerade Faschingsg­esellschaf­ten die passende Anlaufstel­le. Kaum an einem anderen Ort ließen sich leichter Kontakte knüpfen. Für Mayer ist der Fasching mit vielen Kindheitse­rinnerunge­n verknüpft. „Das war immer ein Highlight.“Wie ihm die Narren beim Umzug Süßigkeite­n zusteckten – so etwas vergesse man nicht, sagt er. Einmal sei er am Faschingsw­ochenende krank gewesen. „Das war echt hart.“

Alexander Braun hingegen freut sich, wenn die Faschingsz­eit wieder vorbei ist. Verkleiden ist ohnehin nicht seins.

„Es fließt zu viel Alkohol, und es gibt mehr Pöbeleien.“Alexander Braun, Lauingen

„In erster Linie geht es den meisten um das friedliche Feiern.“Michael Mayer, Lauingen

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Foto: Judith Roderfeld Michael Mayer und Alexander Braun (von links) haben unterschie­dliche Ansichten, wenn es um das Thema Fasching geht. Der eine liebt die Zeit, ist in der Faschingsg­esellschaf­t Laudonia aktiv und verpasst keinen ein zigen Festtag. Der andere mag keine...

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