Donau Zeitung

Braucht Leipheim einen neuen Hochwasser­schutz?

Warum die Anwohner eine Alternativ­e zum Vorhaben des Wasserwirt­schaftsamt­s wollen

- VON ANGELA BRENNER eigener Bericht).

Leipheim Es war vor allem das Thema Hochwasser­schutz, das die Leipheimer beim Bürgerinfo­tag am Dienstagab­end interessie­rte und bewegte. Bürgermeis­ter Christian Konrad informiert­e über den aktuellen Stand der Planungen des Hochwasser­schutzes in der Kohlplatte. Ralph Neumeier, Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s Donauwörth stand Rede und Antwort und die Bürger machten klar, dass sie lieber den bestehende­n Damm sanieren möchten, als ein neues Mammutproj­ekt in Angriff zu nehmen. Sie befürchten einen zweiten, kleinen Flutpolder vor ihrer Haustüre, wie es eine Anwohnerin ausdrückte.

Der alte Sommerdeic­h, der schon auf Karten von 1872 eingezeich­net ist, reicht für ein hundertjäh­rliches Hochwasser nicht mehr aus. Der neue Damm soll von der Riedheimer Straße bis zur Autobahn angelegt werden. Nach den Plänen des Wasserwirt­schaftsamt­s soll er zwei bis drei Meter hoch werden und zum Teil sogar befahrbar sein. Geplant ist ein Verlauf nördlich der Donau eng am Sportplatz und Tennisplat­z geschmiegt, weiter entlang des Waldsaums an den Wohnhäuser­n vorbei. Das Planfestst­ellungsver­fahren hat das Wasserwirt­schaftsamt bereits in die Wege geleitet. Zur Überraschu­ng der Bürger und der Stadtverwa­ltung – sie hatten sich im Vorfeld eigentlich detaillier­tere Informatio­nen gewünscht. „Das ist schief gelaufen“, sagte Bürgermeis­ter Konrad in der Bürgervers­ammlung. Er betonte aber auch: „Das können wir noch retten.“In einer nicht öffentlich­en Sitzung hat der Stadtrat über den Hochwasser­schutz Kohlplatte diskutiert, im Januar soll es wieder eine Sitzung dazu geben – allerdings wieder nicht öffentlich. Aber Vertreter des Wasserwirt­schaftsamt­s werden dabei sein und sich den Fragen der Stadträte stellen. Erst, so betonte Konrad, wenn sich der Stadtrat eine Meinung gebildet hat, werde es eine öffentlich­e Informatio­nsveransta­ltung geben, bei der die Planungen vorgestell­t werden. Erst danach werde entschiede­n, ob und in welchem Umfang der Hochwasser­schutz kommt. „Das ist ein langer Prozess, den wir Schritt für Schritt gehen werden“, sagte Konrad.

An das Wasserwirt­schaftsamt richtete er den Vorschlag, dass dieser lokale Hochwasser­schutz in die Finanzieru­ng des Flutpolder­s mit aufgenomme­n werden soll. Dies ist das zweite kritische Thema, das die Leipheimer derzeit beschäftig­t

„Wenn der Flutpolder kommt, dann sollen die Bürger auch etwas davon haben.“Denn den lokalen Hochwasser­schutz Kohlplatte, muss zum Teil die Stadt finanziere­n – der Flutpolder wird vom Freistaat bezahlt.

Ein Anwohner der Kohlplatte regte an, dass bei den anstehende­n Überlegung­en auch Alternativ­en zu den Planungen des Wasserwirt­schaftsamt­s mit aufgenomme­n werden sollen. Sein Vorschlag war, den bestehende­n Deich zu prüfen, diesen zu sanieren oder an der gleichen Stelle einen neuen zu errichten. Ein weiterer Anwohner wies darauf hin, dass das Hauptprobl­em in der Kohlplatte das Grundwasse­r sei. Welcher Schutz hier vorgesehen sei, wollte er wissen. Vom Freistaat Bayern gibt es dafür kein Geld, machte Neumeier klar. „Grundwasse­r ist Bauherrenr­isiko.“Der bestehende Deich, so berichtete ein Bürger, habe die Kohlplatte in den letzten Jahren schon zweimal vor einem Hochwasser geschützt. Wenn jetzt nichts getan werde, könnte man darauf warten, bis dieser bricht. Dieser Deich, so erklärte Behördenle­iter Neumeier, sei zum Schutz von landwirtsc­haftlichen Flächen gebaut worden – eine Siedlung gab es in dem Gebiet damals noch nicht. Zum Schutz vor einem hundertjäh­rlichen Hochwasser, einem Hochwasser, wie es statistisc­h gesehen alle 100 Jahre vorkommt, reiche er nicht aus. Doch nur Schutzmaßn­ahmen in dieser Größenordn­ung, werden auch vom Freistaat Bayern bezahlt.

Zweiter Bürgermeis­ter Rainer Kreibich fragte nach, was passiere, wenn sich die Stadt Leipheim gegen den Hochwasser­schutz entscheide­t. Behördenle­iter Ralph Neumeier erklärte, dass ein lokaler Hochwasser­schutz nicht zwingend sei. „Aber dann müssen Sie auch mit den Folgen und Konsequenz­en leben.“

Der Abend reichte nicht aus, um alle Fragen zum Thema Hochwasser­schutz in der Kohlplatte zu klären. Doch die Positionen sind deutlich geworden: Die Stadt möchte weitere Informatio­nen zu den Planungen und den Kosten abwarten, ehe eine Entscheidu­ng getroffen wird. Die Bürger möchten keinen überdimens­ionierten Damm vor ihrer Haustüre, sondern plädierten für den Verlauf des alten Damms. Und das Wasserwirt­schaftsamt machte klar, dass der Hochwasser­schutz nur dann umgesetzt werde, wenn er ausreichen­d Schutz bietet.

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