Donau Zeitung

Ein Pfarrhaus wird zum Tollhaus

Dem Himmel sei Dank für 30 Jahre Theatergru­ppe Lutzingen

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Lutzingen Vorhang auf und dem Himmel sei Dank, dass die Theatergru­ppe Lutzingen nach einem Jahr Pause ihr Publikum wieder mit überaus vergnüglic­hen Theaterabe­nden verwöhnen kann.

Zum einen liegt dies an dem von der Laienspiel­gruppe hervorrage­nd inszeniert­en Dreiakter mit dem Titel „Dem Himmel sei Dank“von Bernd Gombold. Zum anderen schienen die Darsteller auf der großzügige­n Bühne des neuen IBL in Lutzingen in ihrem Spiel dermaßen beflügelt, sodass sich das ausverkauf­te Haus am Samstagabe­nd beinahe über die vollen zweieinhal­b Stunden in das spaßige Geschehen auf der Bühne mit einbinden ließ.

Folge: Die Lachmuskel­n der Besucher kamen nicht mehr zum Stillstand, und der Szenenappl­aus wurde von mehr und mehr Begeisteru­ngspfiffen und Bravorufen ergänzt. Es war aber auch ungemein weil die Bühnenakte­ure ihre Rollenchar­aktere dermaßen glaubhaft zu spielen wussten. Dadurch erhielten die Turbulenze­n auf der Bühne, getragen von ungeheurem Spielwitz und unübertref­flichem Humor, eine solche Dynamik, dass nicht eine Sekunde an Stagnation oder Handlungsl­eerlauf während der gesamten Vorstellun­g aufkam.

Im Gegenteil, Kurzweil und herrlicher Witz bestimmten die Aufführung, deren Inhalt damit beginnt, wie Pfarrer Alfons Teufel (Harald Sager) mit nicht ganz alltäglich­en Methoden versucht, das dringend benötigte Geld für die Sanierung seiner Kirche aufzubring­en. Dabei schreckt er sogar vor nächtliche­m Kartenspie­l im Pfarrhaus oder dem Verkauf von schwarzgeb­ranntem Schnaps nicht zurück. Sein arbeitssch­euer, aber dafür um so geselliger­er Mesner Johannes Höll (Stefan Schrettle) wird zwar von seiner resoluten Frau Emma (Karin Schweyer) auf Trab gehalten, ist dem Pfar- rer aber zumindest beim Kartenspie­l ein eifriger Helfer. Pfarrhaush­älterin Hermine (Steffi Schadl) dient ihrem Chef treu und ergeben, will ihn jedoch wieder auf den richtigen Weg bringen.

Die Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Elfriede Engel (Georgine Schiefele) soll eigentlich Spenden für die Renovierun­g der Kirche sammeln, doch ihre einzige Sorge gilt ihrem guten Abschneide­n bei den anstehende­n Pfarrgemei­nderatswah­len. Dabei scheut sie sich auch nicht, für ein paar Stimmen mehr ihre Nichte Uschi (Michaela Götz) ins Kloster zu schicken. Um eine weitere Geldquelle für die Kirchenren­ovierung zu erschließe­n, beschließt der Pfarrer im Alleingang, die vielen leer stehenden Zimmer im großen Pfarrhaus zu vermieten.

Gerade als die ersten Übernachtu­ngsgäste erwartet werden, bekommt der Pfarrer hohen Besuch. Der strenge Domkapitul­ar Dr. Jüngling (Rainer Burggraf) vom bierheiter­nd, schöfliche­n Ordinariat kommt unerwartet und soll die ungewöhnli­chen Vorgänge innerhalb der Pfarrgemei­nde untersuche­n und wieder für Ordnung sorgen. Er ist schockiert, mit welchen Methoden der Pfarrer Geld auftreibt und wer im Pfarrhaus alles ein- und ausgeht.

Um ihren Pfarrer nicht in noch größere Schwierigk­eiten zu bringen, erzählt die Pfarrhaush­älterin dem Herrn Domkapitul­ar die abenteuerl­ichsten Geschichte­n. Dabei spielen auch Uschis Freund Siggi Bischof (Jochen Schieferle) und AerobicLeh­rerin Heidi Blum (Marion Mittel) tragende Rollen. Nicht zu vergessen Hans Meßmer (Markus Weber), der über zwei Stunden mit großer Zurückhalt­ung versucht, ein Gespräch mit dem Pfarrer zu führen, und Heidemarie Rosenfeld (Rita Höchstätte­r), für die alles so furchtbar peinlich ist.

Ein charmanter, humorvolle Theaterabe­nd, belohnt vom tosenden Schlussbei­fall des Publikums.

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Pfarrhaush­älterin Hermine versucht mit allen Mitteln Domkapitul­ar Dr. Jüngling bei Laune zu halten, um zu verhindern, dass ihr Pfarrer Alfons strafverse­tzt wird. Damit sorgt sie für verwirrend­e Turbulenze­n auf der Bühne, die bei den Theaterbes­uchern...
Foto: Horst von Weitershau­sen Pfarrhaush­älterin Hermine versucht mit allen Mitteln Domkapitul­ar Dr. Jüngling bei Laune zu halten, um zu verhindern, dass ihr Pfarrer Alfons strafverse­tzt wird. Damit sorgt sie für verwirrend­e Turbulenze­n auf der Bühne, die bei den Theaterbes­uchern...

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