Eine Woche mit dem E Auto
Rund 500 Kilometer hat unser Redakteur in sieben Tagen mit dem Elektroauto der Donau-Stadtwerke zurückgelegt. Einiges funktionierte sehr gut. An anderen Stellen muss sich noch etwas verändern
Rund 500 Kilometer hat unser Redakteur Jakob Stadler ein ElektroAuto getestet. Sein Fazit lesen Sie heute auf »
Landkreis Um es gleich zuzugeben: Einmal habe ich gemogelt. Ich habe für meinen Test in der vergangenen Woche zwar 500 Kilometer mit dem Elektroauto der Donau-Stadtwerke Dillingen-Lauingen zurückgelegt. Aber einmal bin ich auf unseren Dienstwagen mit Verbrennungsmotor ausgewichen. Am Abend fand im Ziertheimer Ortsteil Reistingen eine Bürgersammlung statt. Das brachte mich und mein Elektroauto an die Grenzen. Denn die Strecke von der Redaktion bis zum Reistinger Bürgerhaus beträgt fast 17 Kilometer einfach. Von der Redaktion zur Bürgerversammlung am nördlichen Rand des Landkreises und dann nach Hause, nach Augsburg – zusammen sind das fast 90 Kilometer.
Nun heißt es auf der Anzeige des E-Autos, dass es etwas mehr als 100 Kilometer fahren kann – wenn es vollgeladen ist. Es ist der Idealwert, ohne Heizung, ohne Licht, ohne Radio. Schaltet man die Heizung an, springt die Reichweitenanzeige direkt auf 90 Kilometer.
Und am Tag der Bürgerversammlung war das Auto abends noch nicht vollgeladen. Die Ladesäule der Donau-Stadtwerke hinter dem Landratsamt war belegt, als ich dort ankam. Also habe ich das Ladekabel durch das angelehnte Bürofenster gesteckt und das Auto über eine Steckdose in der Redaktion geladen. Das Laden über eine normale Steckdose ist möglich, aber deutlich langsamer als an einer Säule oder Ladebox. Als ich mich etwa sechs Stunden später auf den Weg nach Ziertheim machen wollte, hatte der Wagen erst 95 Prozent Akkuladung. Das würde knapp werden.
Ich sah mich schon auf der B 2 stehen bleiben. Letztendlich habe ich mich einfach nicht getraut, den Smart zu nehmen. Stattdessen setzte ich mich in den Dienstwagen. Damit fuhr ich nach Reistingen und stieg nach der Bürgerversammlung wieder zurück in das Elektroauto.
Das ermöglicht den direkten Vergleich der beiden Autos. Als ich den Dienstwagen startete, kam er mir unglaublich laut vor, außerdem ruckelte er seltsam. An der ersten Ampel hätte ich ihn beinahe abgewürgt – ich hatte kurz vergessen, die Kupplung zu drücken. Ich habe mich schnell an den AutomatikElektromotor gewöhnt. Der Dienst- wagen war allerdings auch angenehm warm, weil ich die Heizung dort hemmungslos auf die höchste Stufe stellte.
Es sind Geschichten wie diese, die zeigen, dass ein Elektroauto im Moment bedeutet, nicht so flexibel zu sein wie mit einem Verbrennungsmotor. Fahrer von konventionellen Autos können an der Tankstelle vorbeifahren, sind nach fünf Minuten zurück auf der Straße und fahren dann ohne Probleme 500 Kilometer. Mit dem elektrischen Antrieb brauche ich Stunden zum Laden und muss mir immer überlegen, wo ich den Wagen das nächste Mal anstecken kann.
Im Landkreis gestaltet sich das erstaunlich einfach. In den Städten Dillingen, Höchstädt, Lauingen und Wertingen stehen Ladesäulen, zum Teil sogar kostenlos. Die Zahl der Ladepunkte reicht aktuell aus. Allerdings nur, weil fast keine Elektroautos unterwegs sind. Und wer weder zu Hause noch an der Ar- beitsstelle eine Ladestation hat, muss Fußwege in Kauf nehmen. Das frisst Zeit. Komplizierter als an den kostenlosen Ladesäulen ist das Laden dort, wo es etwas kostet. Das war bei mir abends, in Augsburg, der Fall – einen Garagenplatz habe ich nicht.
Ich empfehle jedem Elektroautofahrer, einen Zusatzakku mitzunehmen. Nicht für das Auto, sondern für das Smartphone. Denn wer spontan an einer beliebigen Säule laden möchte, ist ohne internetfähiges Handy aufgeschmissen. Einen Standard, um an sämtlichen Ladesäulen zu bezahlen, gibt es nicht. Aber verschiedene Betreiber haben sich zusammengeschlossen, sodass deren Ladestationen über eine gemeinsame App oder Webseite angesteuert werden kann. Die Ladesäulen der LEW lassen sich über die App E-Charge aktivieren. Bezahlen kann man per Paypal oder Kreditkarte. Alternativ lässt sich ein Vertrag abschließen, wenn man regelmäßig bei LEW-Säulen laden möchte. Man zahlt einmalig und kann dann so oft laden, wie man möchte. Bei LEW gibt es einen Vertrag für ein ganzes Jahr, dieser kostet 350 Euro. Wer aber nur einmal an einer LEW-Säule tanken möchte, zahlt mehr als für Benzin. 4,95 Euro kostet es, eine Stunde lang mit 16 Kilowattstunden zu laden. Die Ladezeit kann man im Voraus einstellen, in der App lässt sie sich in Zehn-Minuten-Schritten auswählen. Der Schnelllademodus mit doppelter Stromstärke kostet 7,95 Euro. Für eine Akkufüllung des Smarts muss ich mit rund 20 Euro rechnen – zur Erinnerung: Für weniger als 100 Kilometer.
Säulen der Augsburger Stadtwerke lassen sich über eine Website ansteuern, die von Stadtwerken verschiedener Städte gemeinsam betrieben wird. Hier gibt es Startschwierigkeiten. Die Säulen im Parkhaus der City-Galerie sind zwar perfekt ausgeschildert und sehen schick und modern aus. Doch neben den drei Ladepunkten steht A, B und C. Die Säulen, die ich am Smartphone auswählen kann, heißen aber zum Beispiel DEEMAE000101. Die drei kryptischen Bezeichnungen enden auf 1, 2 und 3. Ich kombiniere, dass 1 wohl A sein wird. Ich habe recht und kann laden. Bei den Stadtwerken gibt es eine Grundgebühr von 3,50 Euro. Dann sind die Preise gestaffelt. Wählen kann man zwischen einer, zwei, drei, vier und acht Stunden. Vier Stunden kosten insgesamt 11 Euro. Hinzu kommen allerdings die Parkgebühren für die City-Galerie.
Die SWA haben auch Ladepunkte außerhalb von kostenpflichtigen Garagen – aber ich bin auf eine Lademöglichkeit in der Nähe meiner Wohnung angewiesen.
Auch die SWA bieten ein Abosystem an. Einen Monat Flatrate-Laden gibt es für 30 Euro. Zum Abo gibt es eine Karte, damit lässt sich die Ladesäule auch ohne Smartphone entsperren. » Kommentar