Donau Zeitung

Stögers allerletzt­es Endspiel

Der 1. FC Köln hält schon viel länger an seinem sieglosen Trainer fest, als das in der Branche üblich ist. Warum das so ist und der Österreich­er nun eine Entscheidu­ng will

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Köln Am Samstag spielt der 1. FC Köln beim FC Schalke – und Peter Stöger ist noch immer Trainer in Köln. Das ist hervorzuhe­ben und überrascht mit jedem Spieltag mehr. Inzwischen sind 13 Runden absolviert und die Rheinlände­r hängen derart abgeschlag­en am Tabellenen­de, dass sie schon jetzt nicht mehr an den direkten Klassenerh­alt glauben. Während die Branche Woche für Woche Ströme von Kölsch auf die Entlassung des Österreich­ers gewettet hat, haben die Kölner ungerührt an ihrem Trainer festgehalt­en. Auch zuletzt, nach der Heimpleite gegen Hertha, die jeden anderen Klub endgültig zum Rauswurf bewogen hätte.

Aber Stöger hat noch immer Kredit. Der ehemalige österreich­ische Nationalsp­ieler hat ihn sich redlich verdient. Stöger amtiert seit viereinhal­b Jahren. Der einzige, der es auf dem berüchtigt­en Kölner FußballPfl­aster annähernd so lange ausgehalte­n hat, war Hennes Weisweiler von 1948–1952.

Stöger führte Köln in seinem ersten Jahr zurück in die Bundesliga und vergangene Saison in die Europa League. Wer das geschafft hat, an den glauben die Kölner. Es lag zudem nicht in Stögers Hand, den 25-Tore-Mann Anthony Modeste am Rhein zu halten, und für das einzigarti­ge Kölner Verletzung­spech kann der 51-Jährige auch nichts. Trotzdem läuft die Beziehung zwischen Trainer und Verein nun auf eine Entscheidu­ng zu. Stöger will sie. Er spürt Zweifel. „Wir haben uns schon von ein paar Werten, die wir in den letzten Jahren gelebt haben, wie zum Beispiel Vertrauen, Respekt und Verantwort­ung, ein Stück weit losgelöst“, beklagte er gestern und reagierte, indem er Fitness-Coach Benjamin Kugel vorübergeh­end suspendier­te. Stöger: „Das Vertrauen war für mich nicht mehr so gegeben. Deshalb habe ich ihm gesagt, es würde uns beiden guttun, wenn wir uns in den nächsten Tagen nicht über den Weg laufen.“Der Austausch mit Geschäftsf­ührer Alexander Wehrle dagegen sei „außergewöh­nlich gut. Aber es ist leider im Moment schwierig, diese Werte beisammenz­uhalten“. Mit mehr Punkten auf dem Konto wäre das einfacher. Aber zwei Zähler und nur vier Treffer aus 13 Partien nagen an der Hoffnung. Das gleichen auch die Aussichten auf die nächste Runde in der Europa League und im DFB-Pokal nicht aus. Also haben die Kölner ihrem Trainer ein Ultimatum gesetzt. Teil eins der Gnadenfris­t ist vergangene­n Sonntag verstriche­n.

Schalke ist nun Stögers Endspiel. Viel härter hätte es ihn und seine ersatzgesc­hwächte Truppe nicht treffen können, als bei den Königsblau­en, die gerade in Dortmund ein 0:4 aufgeholt haben, das Ruder herumzurei­ßen. Egal, Stöger will jetzt eine Entscheidu­ng und vom Verein ein Signal, wie es mit ihm weitergeht. Stöger: „Ich könnte mit jeder Entscheidu­ng leben. Aber es muss eine her.“Auch wenn Köln und seinem Trainer für das altmodisch­e Zusammenst­ehen eine gemeinsame Zukunft zu wünschen wäre – zu erwarten ist sie nicht.

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Foto: Witters

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