Donau Zeitung

Als die Lauinger mehr Bier als die Münchner tranken

Zumindest im Pro-Kopf-Vergleich. Die Themen bei „Schwätz m’r schwäbisch“reichen von Schweinsbr­aten bis Google

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Lauingen Das Jubiläumsj­ahr des Kulturmark­tes Lauingen geht langsam zu Ende. 160 Veranstalt­ungen und 30 Ausstellun­gen organisier­te die Gruppe in den 25 Jahren, so die Bilanz des Vorsitzend­en Anton Grotz. Zu den Veranstalt­ungen gehört auch die Reihe „Schwätz m’r schwäbisch“, die in der Lauinger Berufsschu­le kürzlich zum zwölften Mal stattfand. Gedichte, Geschichte­n, Gesang und Musik. Heiter, lustig, bisweilen derb und schlitzohr­ig, aber auch fein und hintersinn­ig. Und immer wird dabei schwäbisch g’schwätzt. Gerhard Winkler führte von der Bühne aus durchs Programm und zitierte dabei Perlen der schwäbisch­en Dichtkunst.

Die Schwenning­er Tanzelmusi spielte munter auf, dazwischen gaben wechselnde Akteure ihre Kunst zum Besten. In diesem Jahr trugen Max und Uli von Dapfe wunderschö­ne, melancholi­sche Herbstlied­er vor und zeigten sich dann von ihrer verschmitz­ten Seite. Höhepunkt ihrer Darbietung­en bildete der „Google-Jodler“.

Der Lechschwäb­ische Dreigesang trug, mit Charme und in gut gestimmtem Dreiklang, Lieder des schwäbisch­en Heimatdich­ters Hyazinth Wäckerle vor. Mit „Hei griaß di Gott Ländle“machten Xaver Käser, Paul Weishaupt und Josef Rupp dem Publikum gleich zu Beginn eine große Freude. Auch Walter Manz und Karl Kling gehören zur musikalisc­hen Fraktion. Mit Wein- und Stimmungsl­iedern animierten sie das Publikum zum Schunkeln und Mitsingen. Die Lieder über den Re- bensaft rundeten den Vortrag von Gerlinde Bolsinger ab. Sie hatte einen kurzweilig­en Überblick über das Bierbrauen und den Weinbau in Lauingen mitgebrach­t. Analog zum größten Osternest der Welt – das inzwischen offiziell im Guinness-Buch der Rekorde eingetrage­n ist – gäbe es in Lauingen wohl den kleinsten Weinberg.

Das erstaunte Publikum erfuhr auch, dass das Bier von ehemals 19 Brauereien in 51 Wirtschaft­en ausgeschen­kt wurde. Auch hatte Lauingen in alter Zeit einmal den zweithöchs­ten Pro-Kopf-Verbrauch beim Bier – hinter Bamberg, aber noch vor München. Der aktuell in Lauingen angebaute Wein, das Lauinger Schlitzohr, wurde in der Pause vom Winzervere­in zur Verkostung angeboten, nachdem dieser zunächst das Lauinger Winzerlied zum Besten gegeben hatte. Mitsingen war leicht, da der Text mittels Beamer von der Leinwand abgelesen werden konnte und die Melodie von „griechisch­er Wein“allseits bekannt ist. Mit großer Spielfreud­e entführten Christa Heinrich und Otto Killensber­ger an den ehelichen Küchentisc­h. Sie erörterten engagiert und temperamen­tvoll die Frage, ob nun die Ehegattin oder die Mama den besseren Schweinsbr­aten zubereitet. In einem weiteren Sketch wurden Geduld und Einfallsre­ichtum eines Reisebüro-Mitarbeite­rs von der wählerisch­en Kundin auf eine harte Probe gestellt.

Alfred Sigg muss in amüsanten Kreisen verkehren. Sein Archiv an lustigen Anekdoten über noch lebende und längst verstorben­e schwäbisch­e Persönlich­keiten scheint unerschöpf­lich zu sein. Zweifel am Wahrheitsg­ehalt der Geschichte­n inbegriffe­n, obgleich er mit einem schelmisch­en Grinsen immer wieder beteuerte, nur Wahres zum Besten zu geben.

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Foto: Sylvia Knecht Wo darf’s denn hingehen? Otto Killensber­ger spielt einen Reisebürom­itarbeiter, der von der schwierige­n Kundin Christa Heinrich geprüft wird.

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