Donau Zeitung

Für die CSU ist das die beste Lösung

Söder gewinnt den Kampf um das Amt des Ministerpr­äsidenten, Seehofer verteidigt den Parteivors­itz: Die Doppelspit­ze sorgt für einen Burgfriede­n

- VON WALTER ROLLER ro@augsburger allgemeine.de

Der mit ungewöhnli­ch harten Bandagen geführte Machtkampf in der CSU ist entschiede­n. Horst Seehofer fügt sich ins Unausweich­liche und räumt den Posten des Ministerpr­äsidenten für den Mann, den er bis zuletzt verhindern wollte: Markus Söder, den Liebling der Landtagsfr­aktion. Söder kommt, doch Seehofer bleibt – als Parteichef und bundespoli­tischer Wortführer, der die Verhandlun­gen über eine neue Regierung führt und im Frühjahr in ein Kabinett Merkel IV eintreten könnte. Auf Seehofer, der die ganze Macht in Händen hielt, folgt eine „Doppelspit­ze“à la Waigel/Stoiber – ein Tandem also, bei dem Söder, der neue starke Mann, vorne sitzen und Seehofer versuchen wird, Kurs und Schlagzahl mitzubesti­mmen.

Seehofers Abschied in Raten erfolgt unter Druck und nicht aus völlig freien Stücken. Er muss gehen, weil der CSU – und der Bevölkerun­g – der Sinn nach Erneuerung steht und der Partei nach der Niederlage bei der Bundestags­wahl der Glauben daran abhandenge­kommen war, mit Seehofer die alleinige Macht verteidige­n zu können. Seit dem 24. September war das politische Schicksal des Ministerpr­äsidenten besiegelt. Es ging nur noch darum, die Hofübergab­e halbwegs geordnet zu vollziehen und jene „befriedend­e Zukunftslö­sung“(Seehofer) zu finden, die Schluss macht mit den Grabenkämp­fen in der gespaltene­n Partei und die Lager Seehofers und Söders irgendwie zusammenfü­hrt. Seehofer hätte diese Lösung, die ohne Söder nicht mehr möglich war, früher haben können. Aber sie ist ihm, fünf vor zwölf, doch noch leidlich gelungen. Zu Konditione­n, die Seehofer einen Rückzug in Würde ermögliche­n, der von Existenzän­gsten geplagten CSU die Turbulenze­n eines blutigen Umsturzes ersparen und ihr die Chance bieten, zur alten Stärke der Geschlosse­nheit zurückzufi­nden. Eines Tages wird Söder, der noch nicht stark genug war zur Übernahme des ganzen Erbes, auch nach dem Parteivors­itz greifen. Im Augenblick ist die CSU heilfroh, Seehofer weiter an Bord zu haben. Er ist ja, wenn es in Berlin ans Eingemacht­e und um den bundespoli­tischen Rang der Partei geht, der bei weitem beste, noch unverzicht­bare Mann der Partei. So besehen, konnte die CSU in dieser verfahrene­n Lage keine bessere Lösung finden.

Ob die Rückkehr zur „legendären Gemeinsamk­eit“(Seehofer) nun tatsächlic­h gelingt? Der pure Machtinsti­nkt dürfte es allen Kombattant­en ratsam erscheinen lassen, den Burgfriede­n im Wahljahr zu wahren. Als zerstritte­ne Partei ist die CSU zum Niedergang verurteilt. Und die Doppelspit­ze funktionie­rt nur, wenn die so lange miteinande­r verfeindet­en AlphaTypen zu einer profession­ellen, von einem Mindestmaß an Vertrauen getragenen Kooperatio­n finden.

Auf einem anderen Blatt steht, ob der auf Attacke und Zuspitzung geeichte Franke Söder die CSU wieder zusammenfü­hren und die Herzen einer Mehrheit der Bürger für sich erwärmen kann. Das einstimmig­e (!) Ja der Abgeordnet­en zu Söder ist der Erleichter­ung über das Ende des selbstzers­törerische­n Treibens geschuldet und täuscht nicht darüber hinweg, dass starke Kräfte in der CSU Söder für eine Fehlbesetz­ung halten – weil er polarisier­t und in der Mitte womöglich mehr verliert, als er rechts im Kampf gegen die AfD gewinnt. Was es damit auf sich hat, wird sich am Wahltag erweisen. Söder hat sich durchgeset­zt, weil er – so geht das in der Politik – der Kraftvolls­te und am härtesten Kämpfende unter den Nachfolge-Kandidaten war und ihm am ehesten zugetraut wird, die – nahezu aussichtsl­ose – Mission einer Rettung der absoluten Mehrheit gegen sechs andere Parteien erfüllen zu können. Sollte Söder dabei scheitern, werden die Karten noch einmal gemischt.

Kann Söder die Spaltung der Partei überwinden?

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