Adventliche Wünsche an Markus Söder
Wie die CSU-Basis und Bürger im Landkreis den bayerischen Machtwechsel bewerten
Landkreis Während des monatelangen Ringens um die Macht bei den Christsozialen hat sich CSU-Landtagsabgeordneter Georg Winter auch an der Basis einiges anhören müssen. „Die Leute haben mir gesagt, ‚jetzt langt’s’“, berichtet der Höchstädter. Deshalb ist Winter nun erleichtert, dass der Machtkampf an der Parteispitze entschieden ist. Markus Söder löst Horst Seehofer in Bayern als Ministerpräsident ab, und Seehofer soll weiter als Parteivorsitzender den Christsozialen in Berlin Gehör verschaffen. Winter war am Montagmorgen zur Sondersitzung der CSU-Landtagsfraktion nach München gereist. Er halte es für richtig, dass sich die Fraktion für eine Aufteilung der Ämter entschieden habe. „Es ist wichtig, dass der Parteivorsitzende der CSU in Berlin dabei ist“, sagt Winter. Die „große Musik“spiele in der Hauptstadt. In Zeiten der Ämterteilung (Ministpräsident und Vorsitzender) sei die CSU immer am erfolgreichsten gewesen. Winter erinnert etwa an die Ära des Ministerpräsidenten Alfons Goppel und des Parteivorsitzenden Franz Josef Strauß in den 60er und 70er Jahren.
Bei den Christsozialen hätten alle „den sehnlichsten Wunsch, dass wieder Ruhe einkehrt“. Markus Söder habe konsequent auf das Ziel, Ministerpräsident zu werden, hingearbeitet. „Und jetzt ist er da angekommen“, sagt Winter. Die Frage sei nun, wie man „zwei ähnliche Typen“, wie es Seehofer und Söder seien, zusammenspannen könne.
Die Sehnsucht nach der Rückkehr der Harmonie bei den Christsozialen hat auch CSU-Kreistagsfraktionschef Dr. Johann Popp. Der Amtsgerichtsdirektor sagt: „Es ist keine schlechte Lösung, wenn man die Aufgaben jetzt auf mehrere Schultern verteilt.“Und er habe auch den Eindruck, „dass Seehofer in Berlin für Bayern am meisten bewegt“, betont der Wertinger. Söder wiederum habe offensichtlich großen Rückhalt in der Landtagsfrakti- on. Entscheidend sei natürlich, dass Söder und Seehofer in der Zukunft gut zusammenarbeiten.
Dass der CSU-Vorsitzende und bisherige Ministerpräsident selbst die Weichen in diese Richtung gestellt habe, sei sehr respektvoll. Popp kommentiert dies mit den Worten: „Alle Achtung!“
Bachhagels Bürgermeisterin Ingrid Krämmel versichert, sie könne mit der Entscheidung leben. „Ich finde es ganz in Ordnung, dass die CSU die Ämter jetzt aufteilt.“Die Antwort der Rathauschefin fällt salomonisch aus. Jeder – Seehofer und Söder – habe seinen eigenen Stil und seine eigenen Qualitäten. „Seehofer ist erfahrener, Söder jünger, aber er muss deswegen nicht schlechter sein“, meint Krämmel. Sie gehe davon aus, dass das Zusammenspiel der beiden klappen werde.
Bei vielen Fußgängern in Dillingen hat sich gestern Mittag die Nachricht, dass Markus Söder anfang 2018 Ministerpräsident werden soll, noch gar nicht herumgesprochen. Und Karin Nägele aus Bergheim ist von der Entwicklung gar nicht begeistert. „Ich mag den Seehofer lieber und ich halte ihn auch für fähiger“, betont die 38-Jährige. Auch ihr Vater sei ein großer Fan des bisherigen Ministerpräsidenten. Auftritte von Markus Söder habe sie wiederholt im Fernsehen mitbekommen. „Da hat er mir nicht so gefallen“, sagt Karin Nägele. Eine 38-jährige Dillingerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, meint, ihr habe dieses ganze „abgekartete Spiel“im Ringen um die Macht nicht gefallen. Es müsse ein ganz neuer Politiker Ministerpräsident werden – „ohne Verbandelungen und Seilschaften“.
Engelbert Stoll ist 89. Der Dillinger stellt fest, dass es der Lauf der Zeit sei, dass Jüngere in der Politik das Ruder übernehmen. Vom bisherigen Ministerpräsidenten spricht Stoll mit Hochachtung. „Seehofer hat Erfahrung, und das macht in der Politik viel aus.“
Dass in Berlin immer noch um eine Regierungsbildung gerungen wird, regt den 89-Jährigen viel mehr auf. „Da musst du doch nur noch mit dem Kopf schütteln“, sagt Stoll. „Da lassen sich die in den Bundestag wählen, und wollen dann keine Regierungsverantwortung übernehmen.“