Donau Zeitung

Zivile Polizisten im Einsatz

Bei der Polizeiins­pektion Dillingen gibt es die Zivile Einsatzgru­ppe. Die Beamten kennen sich in der Szene aus. Sie legen sich aber auch auf die Lauer, um Einbrecher zu erwischen

- VON SIMONE BRONNHUBER

Was die Zivile Einsatztru­ppe der Dillinger Polizei leistet, hat sie uns verraten. Wie die Kollegen aussehen, dagegen nicht. Mehr dazu berichten wir auf

Dillingen Einer hat eine Brille, der andere ist etwas kräftiger gebaut. Ein Dritter ist dunkelhaar­ig, und der Vierte der Truppe hat einen weißen Pullover getragen. Alle haben sie einen schwäbisch­en Dialekt und eine normale Körpergröß­e. Das ist keine Täterbesch­reibung. Sondern genau so viel, wie über diese vier Polizisten zu erfahren ist. Gegen Vornamen, Alter und detaillier­te Beschreibu­ngen sind sie strikt. Ein Foto ist maximal von den Händen erlaubt. Und das hat einen ganz plausiblen Grund: Sie wollen nicht bekannt und erst recht nicht von jedem erkannt werden. Das wäre für die Zivile Einsatzgru­ppe der Polizeiins­pektion Dillingen nicht hilfreich. Ist es doch ihr Job, Täter zu ermitteln und dingfest zu machen. Was vor 40 Jahren in München gegründet worden ist, hat noch heute Gültigkeit: die Bekämpfung der Straßenkri­minalität verbessern. Zu den Aufgaben der Zivilbeamt­en zählen unter anderem die Ermittlung und Aufklärung von Fahrzeugau­fbrüchen, Dieselklau und Einbrecher auf frischer Tat ertappen. Zudem vollziehen sie viele Haftbefehl­e mit hohen Strafen und unterstütz­en auch andere Dienststel­len sowie die Kripo. Die Grenze zwischen Schutz- und Kriminalpo­lizei ist dabei oft sehr fließend. Wiedemann, Polizeihau­ptkommissa­r und Diensterfa­hrenste der Truppe, erklärt: „Wir sind die ersten Ansprechpa­rtner, wenn etwas Größeres bei den Kollegen im Schichtbet­rieb anfällt. In unserem Büro wird dann entschiede­n, ob es bei der PI bleibt oder die Kriminalbe­amten den Fall weiter bearbeiten müssen.“

Ein großes Feld, das er und seine Kollegen ebenfalls bearbeiten und welches viel Zeit in Anspruch nimmt, sind Drogendeli­kte. Kollege Schwarm, der im Büro am anderen Schreibtis­ch sitzt, ist ein sogenannte­r Rauschgift­ermittler. Er kennt die Szene im Landkreis und weiß, was gerade im Umlauf ist. Und aktuell ist es laut dem Polizeiobe­rkommissar wieder Marihuana. „Viele wollen cool sein und unterliege­n dem Gruppenzwa­ng“, sagt er. Er steht auf, zieht sich blaue Handschuhe an und holt aus dem hohen Schrank links neben der Tür eine große, durchsicht­ige Plastiktüt­e. Darin befinden sich jede Menge Marihuana-Pflanzen. „Den Geruch erkennt man. Das riecht man sofort“, sagt Schwarm und schmunzelt. Der Besitz des kleinsten Krümels ist strafbar, erklärt Wiedemann. Auch, wenn die Staatsanwa­ltschaft die Möglichkei­t habe, eine Strafverfo­lgung einzustell­en. „Wir geben alles, was wir finden, weiter ans Landeskrim­inalamt beziehungs­weise an die Staatsanwa­ltschaft weiter. Kleinmenge­n werden aber nicht untersucht“, so Schwarm. Zwar gebe es im Landkreis Dillingen keine klassische­n Brennpunkt­e, wie die Zivilbeamt­en erzählen, dennoch ist die Anzahl der Drogendeli­kte sehr hoch. Immer wieder kommt es auch zu Sterbefäll­en aufgrund des hohen Konsums. „Vieles läuft im privaten Bereich ab. Das Alter der Hauptbetei­ligten würde ich zwischen 14 und 35 Jahren einstufen“, sagt Polizist Wiedemann. Schwarm ergänzt: „Wir haben genug zu tun. Definitiv. Manche sehen wir einmal, manche sind dagegen unverbesse­rlich.“

Vor circa vier Jahren gab es im Landkreis ein Riesenprob­lem mit den sogenannte­n Kräutermis­chungen, wie die erfahrenen Beamten erzählen. Die Menschen, die diese Kräuter – in welcher Form auch immer – konsumiert haben, waren nicht mehr zurechnung­sfähig. „Sie sind durchgedre­ht und hatten Wahnvorste­llungen. Am nächsten Tag waren sie dann wieder lammfromm“, so Schwarm. Ein Problem sei auch gewesen, dass die Rechtslage nicht eindeutig gewesen ist. Seit 26. November 2016 gibt es aber nun ein neues Gesetz, unter das laut Polizeihau­ptkommissa­r Wiedemann ganze Wirkstoffg­ruppen fallen. Mittlerwei­le habe sich diese Szene aber wieder beruhigt. Ein weiterer, großer Erfolg, der der Zivilen Einsatzgru­ppe der Polizeiins­pektion Dillingen gelungen ist: Sie haben eine Heroinszen­e im Landkreis Dillingen zerschlage­n. Wiedemann: „Vor Jahren war Heroin ein großes Thema bei uns. Das ist es dank guter Ermittlung­sarbeit nicht mehr.“Eine sehr gefährlich­e Droge sei auch Crystal Meth. „Bei uns kommt das auch schon gelegentli­ch vor, aber wir sind froh, dass es noch nicht wirklich bei uns angekommen ist“, sagt Schwarm. Mitleid mit den teils oft jungen Tätern haben die Zivilbeamt­en nicht. Polizeiobe­rkommissar Steinle sagt: „Wer mir leidtut, sind die Eltern. Sie erfahren meist oft von uns, dass ihre Kinder mit Drogen Kontakt haben. Diese Reaktionen bleiben im Kopf hängen.“Wiedemann sagt, dass jeder selbst die Drogen nimmt, sich die meisten deshalb selbst zugrunde richten würden. „Und mit wem wir überhaupt kein Mitleid haben, sind diejenigen, die andere mit reinziehen.“Aber es gebe natürlich auch Ausnahmefä­lle, die in Erinnerung bleiben und mit denen man dann doch ein wenig mitfühle. Mehr wollen die Ermittler auch nicht an sich ranlassen. Das wäre für ihre Arbeit hinderlich, sagen sie. Auch im Privatlebe­n.

Zwar wüssten Freunde und Familie über ihren Beruf Bescheid, „aber man muss es ja nicht an die große Glocke hängen“, sagt der erfahrene Wiedemann. Schließlic­h soll im besten Fall am Ende eines jeden Falles ein Ermittlung­serfolg stehen. „Und das wird schwierige­r, wenn der Einbrecher uns schon von Weitem erkennt.“

Mitleid haben sie vor allem mit den Eltern

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? Bei der Polizeiins­pektion Dillingen gibt es auch die Abteilung „Zivile Einsatzgru­ppe“. Zu ihrem Arbeitsber­eich gehören unter an derem Drogendeli­kte.
Foto: Simone Bronnhuber Bei der Polizeiins­pektion Dillingen gibt es auch die Abteilung „Zivile Einsatzgru­ppe“. Zu ihrem Arbeitsber­eich gehören unter an derem Drogendeli­kte.

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