Zivile Polizisten im Einsatz
Bei der Polizeiinspektion Dillingen gibt es die Zivile Einsatzgruppe. Die Beamten kennen sich in der Szene aus. Sie legen sich aber auch auf die Lauer, um Einbrecher zu erwischen
Was die Zivile Einsatztruppe der Dillinger Polizei leistet, hat sie uns verraten. Wie die Kollegen aussehen, dagegen nicht. Mehr dazu berichten wir auf
Dillingen Einer hat eine Brille, der andere ist etwas kräftiger gebaut. Ein Dritter ist dunkelhaarig, und der Vierte der Truppe hat einen weißen Pullover getragen. Alle haben sie einen schwäbischen Dialekt und eine normale Körpergröße. Das ist keine Täterbeschreibung. Sondern genau so viel, wie über diese vier Polizisten zu erfahren ist. Gegen Vornamen, Alter und detaillierte Beschreibungen sind sie strikt. Ein Foto ist maximal von den Händen erlaubt. Und das hat einen ganz plausiblen Grund: Sie wollen nicht bekannt und erst recht nicht von jedem erkannt werden. Das wäre für die Zivile Einsatzgruppe der Polizeiinspektion Dillingen nicht hilfreich. Ist es doch ihr Job, Täter zu ermitteln und dingfest zu machen. Was vor 40 Jahren in München gegründet worden ist, hat noch heute Gültigkeit: die Bekämpfung der Straßenkriminalität verbessern. Zu den Aufgaben der Zivilbeamten zählen unter anderem die Ermittlung und Aufklärung von Fahrzeugaufbrüchen, Dieselklau und Einbrecher auf frischer Tat ertappen. Zudem vollziehen sie viele Haftbefehle mit hohen Strafen und unterstützen auch andere Dienststellen sowie die Kripo. Die Grenze zwischen Schutz- und Kriminalpolizei ist dabei oft sehr fließend. Wiedemann, Polizeihauptkommissar und Diensterfahrenste der Truppe, erklärt: „Wir sind die ersten Ansprechpartner, wenn etwas Größeres bei den Kollegen im Schichtbetrieb anfällt. In unserem Büro wird dann entschieden, ob es bei der PI bleibt oder die Kriminalbeamten den Fall weiter bearbeiten müssen.“
Ein großes Feld, das er und seine Kollegen ebenfalls bearbeiten und welches viel Zeit in Anspruch nimmt, sind Drogendelikte. Kollege Schwarm, der im Büro am anderen Schreibtisch sitzt, ist ein sogenannter Rauschgiftermittler. Er kennt die Szene im Landkreis und weiß, was gerade im Umlauf ist. Und aktuell ist es laut dem Polizeioberkommissar wieder Marihuana. „Viele wollen cool sein und unterliegen dem Gruppenzwang“, sagt er. Er steht auf, zieht sich blaue Handschuhe an und holt aus dem hohen Schrank links neben der Tür eine große, durchsichtige Plastiktüte. Darin befinden sich jede Menge Marihuana-Pflanzen. „Den Geruch erkennt man. Das riecht man sofort“, sagt Schwarm und schmunzelt. Der Besitz des kleinsten Krümels ist strafbar, erklärt Wiedemann. Auch, wenn die Staatsanwaltschaft die Möglichkeit habe, eine Strafverfolgung einzustellen. „Wir geben alles, was wir finden, weiter ans Landeskriminalamt beziehungsweise an die Staatsanwaltschaft weiter. Kleinmengen werden aber nicht untersucht“, so Schwarm. Zwar gebe es im Landkreis Dillingen keine klassischen Brennpunkte, wie die Zivilbeamten erzählen, dennoch ist die Anzahl der Drogendelikte sehr hoch. Immer wieder kommt es auch zu Sterbefällen aufgrund des hohen Konsums. „Vieles läuft im privaten Bereich ab. Das Alter der Hauptbeteiligten würde ich zwischen 14 und 35 Jahren einstufen“, sagt Polizist Wiedemann. Schwarm ergänzt: „Wir haben genug zu tun. Definitiv. Manche sehen wir einmal, manche sind dagegen unverbesserlich.“
Vor circa vier Jahren gab es im Landkreis ein Riesenproblem mit den sogenannten Kräutermischungen, wie die erfahrenen Beamten erzählen. Die Menschen, die diese Kräuter – in welcher Form auch immer – konsumiert haben, waren nicht mehr zurechnungsfähig. „Sie sind durchgedreht und hatten Wahnvorstellungen. Am nächsten Tag waren sie dann wieder lammfromm“, so Schwarm. Ein Problem sei auch gewesen, dass die Rechtslage nicht eindeutig gewesen ist. Seit 26. November 2016 gibt es aber nun ein neues Gesetz, unter das laut Polizeihauptkommissar Wiedemann ganze Wirkstoffgruppen fallen. Mittlerweile habe sich diese Szene aber wieder beruhigt. Ein weiterer, großer Erfolg, der der Zivilen Einsatzgruppe der Polizeiinspektion Dillingen gelungen ist: Sie haben eine Heroinszene im Landkreis Dillingen zerschlagen. Wiedemann: „Vor Jahren war Heroin ein großes Thema bei uns. Das ist es dank guter Ermittlungsarbeit nicht mehr.“Eine sehr gefährliche Droge sei auch Crystal Meth. „Bei uns kommt das auch schon gelegentlich vor, aber wir sind froh, dass es noch nicht wirklich bei uns angekommen ist“, sagt Schwarm. Mitleid mit den teils oft jungen Tätern haben die Zivilbeamten nicht. Polizeioberkommissar Steinle sagt: „Wer mir leidtut, sind die Eltern. Sie erfahren meist oft von uns, dass ihre Kinder mit Drogen Kontakt haben. Diese Reaktionen bleiben im Kopf hängen.“Wiedemann sagt, dass jeder selbst die Drogen nimmt, sich die meisten deshalb selbst zugrunde richten würden. „Und mit wem wir überhaupt kein Mitleid haben, sind diejenigen, die andere mit reinziehen.“Aber es gebe natürlich auch Ausnahmefälle, die in Erinnerung bleiben und mit denen man dann doch ein wenig mitfühle. Mehr wollen die Ermittler auch nicht an sich ranlassen. Das wäre für ihre Arbeit hinderlich, sagen sie. Auch im Privatleben.
Zwar wüssten Freunde und Familie über ihren Beruf Bescheid, „aber man muss es ja nicht an die große Glocke hängen“, sagt der erfahrene Wiedemann. Schließlich soll im besten Fall am Ende eines jeden Falles ein Ermittlungserfolg stehen. „Und das wird schwieriger, wenn der Einbrecher uns schon von Weitem erkennt.“
Mitleid haben sie vor allem mit den Eltern