Ein Gestalter in Zeiten des Wandels
Verstorbener Prälat Wunibald Hitzler prägte in seiner Wirkenszeit vor allem die Pfarrei Bissingen
Bissingen Im gesegneten Alter von 91 Jahren verstarb vor wenigen Tagen Prälat Wunibald Hitzler. Der ehemalige langjährige Pfarrer von Bissingen im Kesseltal und Stadtpfarrer von Augsburg lebte die letzten zwei Jahrzehnte im Ruhestand in seiner Heimatgemeinde Mertingen und war dort ebenso wie in der Pfarreiengemeinschaft Donauwörth als Aushilfsseelsorger aktiv, wenn man ihn brauchte. Neben seiner engeren Heimat lag ihm aber auch besonders die Pfarrei Bissingen mit der Marienwallfahrt in Buggenhofen sehr am Herzen, da er im Kesseltal mehr als 17 Jahre lang als Pfarrer tätig war und hier Akzente setzte, die bis in die Gegenwart nachhaltig wirken.
Am 14. April 1926 in Mertingen geboren und auf einem Bauernhof aufgewachsen, wollte Wunibald Hitzler eigentlich wie sein Vater Landwirt werden. Dieser Berufswunsch zerschlug sich allerdings schon früh wegen des von den Nationalsozialisten erlassenen Reichserbhofgesetzes. So besuchte Wunibald Hitzler das Gymnasium in Dillingen, bis er 1943 im Alter von 17 Jahren in die Wehrmacht eingezogen und als Luftwaffenhelfer in München ausgebildet wurde. Im November 1944 in Holland durch einen Lungenschuss schwer verwundet und deshalb ziemlich bald aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen, konnte er bereits im Herbst 1945 ein Theologiestudium beginnen. Es folgten die Weihe zum Diakon, bei der sein Kurskolle- ge Joseph Ratzinger ministrierte, die Priesterweihe in der Wieskirche im Juli 1951 mit anschließender Primizfeier in Mertingen, die Zeit als Kaplan in Kriegshaber und Pfersee sowie das Benefiziat in Murnau. Um näher zurück in die Heimat zu kommen, bewarb sich Wunibald Hitzler im Jahre 1959 beim Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein mit Erfolg um die Pfarrerstelle in Bissingen. Hier wirkte er mehr als 17 Jahre lang und konnte im Juni 1976 in der Pfarrkirche St. Peter und Paul auch sein silbernes Priesterjubiläum feiern. Im Kesseltal musste er sich um zahlreiche große und kleine Baumaßnahmen kümmern, ohne dabei die seelsorgerische Arbeit zu vernachlässigen. Die große Renovierung der Bissinger Kirche Ende der Sechziger Jahre und die Renovierung der Wallfahrtskirche in Buggenhofen vor dem 500-jährigen Wallfahrtsjubiläum 1971 waren im Wesentlichen auch seine Werke. Ebenso gilt er als „Vater und Begründer“des Erzbischof-SchreiberKindergartens in Bissingen, der 1976 eröffnet wurde. Auch hier setzte er Maßstäbe.
Und noch etwas war ihm gerade in den Zeiten der stürmischen Endsechziger Jahre überaus wichtig: „Das erste, wofür ich gekämpft habe, war eine Landjugend, nachdem es zuvor nur einen Burschenverein für die Buben gegeben hat“, erinnerte sich Prälat Hitzler in späteren Jahren immer wieder zurück. Neben der Landjugend rief er auch eine Landvolkgruppe und den „Altenklub“als Vorläufer des heutigen Seniorenkreises ins Leben, um die sozialen Kontakte zu stärken und Glaubensinhalte lebendig zu vermitteln. Wie angesehen der Geistliche im unteren Kesseltal war, bewiesen die mehr als 500 Gläubigen, die sein Wirken in Bissingen bei seiner Verabschiedung im April 1977 eindrucksvoll würdigten.
Auf seine Zeit in Bissingen folgte die Berufung nach St. Ulrich und Afra als Stadtpfarrer von Augsburg, ein, wie er selbst sagte, „ganz anderes Aufgabengebiet“. Höhepunkte seines priesterlichen Wirkens waren die 1000-Jahr-Feier der Heiligsprechung von Bischof Ulrich, die Ulrichswallfahrt im Augsburger Jubiläumsjahr 1985 und der ökumenische Gottesdienst mit Papst Johannes Paul II. in St. Ulrich und Afra im Jahre 1987.