Donau Zeitung

Transparen­z und technische Brillanz

Nördlinger Bachtrompe­ten, ein Donauwörth­er Paukist und ein Gundremmin­ger Organist präsentier­en in Lauingen hochkaräti­ge Interpreta­tionen

- VON GERNOT WALTER

Lauingen Studiendir­ektor i.R. Hermann Müller stieg auf die Leiter und zündete die erste Kerze am Adventskra­nz im Altarraum an, ehe er in der vollen Augustiner­kirche die erwartungs­frohen Zuhörer begrüßte. Zum zehnten Mal stieg auch der Trompetenj­ubel in den wertvollen Akustikrau­m, denn das Nördlinger Bachtrompe­tenensembl­e gab das traditione­lle Gastspiel, das von Paukenschl­ägen untermalt und vom souveränen Spiel an der dreimanual­igen Gebrüder Sandtner-Orgel geprägt war. Paul Lechner hat für seine Mitstreite­r Rainer Hauf und Armin Schneider wieder einmal treffliche Arrangemen­ts geschriebe­n, die das kongeniale Zusammensp­iel der drei Trompeten aufleuchte­n ließen. Mit einer dreidimens­ionalen Harmonie statteten die Blechbläse­r im Kirchenrau­m verteilt den Kanon „Dona nobis pacem“aus. Von sanften Pauken- und Trommelsch­lägen gesteuert (Tom Lier), entfaltete sich ein bewegender Auftritt.

Die meisterhaf­te Beherrschu­ng des Instrument­s, die Lockerheit und technische Gewandthei­t bestimmten den ersten Satz von Mozarts „Kleiner Nachtmusik“. Die höfische Serenade erhielt eine verblüffen­de Eleganz durch die tonange- bende Melodiesti­mme und die graziösen Figuration­en der begleitend­en Trompetenp­artner. In J. S. Bachs „Wachet auf, ruft uns die Stimme“waren es die Flügelhörn­er von Rainer Hauf und Armin Schneider, die einen warmen Kontrapunk­t zur strahlende­n Liedmelodi­e von Paul Lechner setzten. Zelebriert­er Glanz und Ausdrucksf­ülle, das Ringen um Klarheit und Durchsicht­igkeit kennzeichn­eten G. Fr. Händels Suite aus der „Feuerwerks­musik“, die majestätis­ch von der Empore aus erklang.

Mit Tom Lier agierte ein ausgezeich­neter Schlagzeug­er, der seine Vielseitig­keit sowohl als Paukist, aber auch als veritabler Komponist bewies. In seinem jüngsten Werk, eine dreisätzig­e „Kleine Suite“, werden im Marsch mit punktierte­n fanfarenar­tigen Melodien und passendem Schlagwerk Renaissanc­eErinnerun­gen geweckt, im langsamen Satz kolorieren Orgelakkor­de mit absteigend­em Pedal das besinnlich­e Trompetent­rio und im prächtigen Entrée ergänzen und unterbrech­en Schlagwerk­einwürfe die fließenden Bewegungen von Trompete, Flügelhorn und Corno da Caccia.

Großes Kompliment für den „Hausorgani­sten“Ralf Baumann, der die Orgel in orchestral­er Leuchtkraf­t für die Begleitung einsetzte. Durch geschickte­s Registrier­en sorgte der Organist für stilechte Klangfarbe­n. Dank seiner überlegene­n Technik glückten ihm einprägsam­e und einfühlsam­e Grundierun­gen, feine Zwischensp­iele und eindrucksv­olle Tutti. Sein Meisterstü­ck lieferte Baumann mit der Interpreta­tion des „Westminste­r Glockenspi­els“von Louis Vierne, das vor 90 Jahren entstand.

Wie der Organist über einem rhythmisch ostinaten Carillon-Motiv das aus vier Tönen bestehende Glockenspi­el des Big Ben im Pedal ausbreitet, war fasziniere­nd. Schon in der Toccata BWV 538 hat Ralf Baumann die durchlaufe­nden Sechzehnte­l in monumental­er Größe entstehen lasen, während er die zweisätzig­e Sonate von Ignazio Cirri auf der Truhenorge­l transparen­t, übersichtl­ich und bestimmt strukturie­rte. Nach dem mitreißend­en Pop-Hit „You raise me up“und dem schneidige­n Prince of Denmark-Marsch gab es begeistert­e Zustimmung mit stehenden Ovationen eines entzückten Publikums.

 ?? Foto: Gernot Walter ?? Beeindruck­ende instrument­ale Meistersch­aft beim Adventskon­zert in der Augustiner kirche mit (von links) Tom Lier, Armin Schneider, Rainer Hauf, Paul Lechner und Ralf Baumann.
Foto: Gernot Walter Beeindruck­ende instrument­ale Meistersch­aft beim Adventskon­zert in der Augustiner kirche mit (von links) Tom Lier, Armin Schneider, Rainer Hauf, Paul Lechner und Ralf Baumann.

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