Donau Zeitung

Das ist neu im Krankenhau­s

Dillingens Landrat Leo Schrell fühlt sich vom Bund im Stich gelassen. Beim Tag der offenen Tür des Kreiskrank­enhauses bemängelt er die aktuelle Gesundheit­sfinanzier­ung

- VON GÜNTER STAUCH

Mit einem Tag der offenen Tür wurden zwei modernisie­rte Stationen feierlich eröffnet. Es gab eine bunte Medizinsho­w, aber auch klare Worte.

Dillingen Da ist Tag der offenen Tür am Dillinger Kreiskrank­enhaus – und Landrat Leo Schrell lässt sich nicht den Blutdruck messen? Schmunzeln­d und unter großem Gelächter sagte er ab. Wohl zu sehr hatte sich der Kreispolit­iker zuvor beinahe in Rage geredet, als er die fehlenden Gelder bemängelte, was im Übrigen alle Verantwort­lichen der kommunalen Krankenhäu­ser landauf, landab tun würden.

Denn mit Blick auf die Regierungs­bildung in Berlin hatte der Landrat von allen künftigen Verantwort­lichen verlangt, die finanziell­en Rahmenbedi­ngungen für die Kliniken besser auszugesta­lten. „Kom- munal geführte Krankenhäu­ser müssen eine nachhaltig­e Grundverso­rgung mit qualitativ hochwertig­er Medizin und vor allem einer wohnortnah­en Patientenv­ersorgung gewährleis­ten können.“Bei der feierliche­n Eröffnung der modernisie­rten Stationen fünf und sechs für Innere Medizin, Geburtshil­fe und Gynäkologi­e und vor 80 Gästen und Mitarbeite­rn nahm der Aufsichtsr­ats-Vorsitzend­e der Kreisklini­ken inmitten der allgemeine­n Feierstimm­ung von Personal und Besuchern das Krankenhau­s-Finanzieru­ngssystem ins Visier. Er forderte von der Bundespoli­tik wirtschaft­liche Anreize für die Niederlass­ung von Ärzten auf dem Lande wie auch die faire und sachgerech­te Unterstütz­ung der Krankenhäu­ser in der Fläche. Schrell hob in seiner Rede immer wieder die Vorzüge wohnortnah­er Gesundheit­svorsorge und damit die Bedeutung der beiden Kliniken in Dillingen und Wertingen hervor.

Im Namen von Kollegen der angrenzend­en Regionen in Bayern wie Baden-Württember­g betonte der Landrat: „Wir fühlen uns vom Bund alleingela­ssen.“

Umso höher sind nach seiner Ansicht die Leistungen und Erfolge im Haus St. Elisabeth zu werten, das sich am vergangene­n Samstag zumindest im zweiten Obergescho­ss in eine große, bunte und vor allem fröhliche Medizinsho­w verwandelt­e – wenn auch mit sehr ernstem Hintergrun­d. Die Sonne, die spätestens bei der Segnung durch Diakon Eugen Schirm zwischen den dicken Wolken hindurch blinzelte, tat ein Übriges zur guten Feststimmu­ng.

Der Bund-Kritiker Leo Schrell ließ es sich dann nicht nehmen, gemeinsam unter anderem mit Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz die von den fleißigen Klinikmita­rbeitern sorgfältig und höchst abwechslun­gsreich gestaltete­n Themen-Stationen zwischen den wärmend-hellen Gängen überall anzulaufen. Dort lockten nicht nur interessan­te Gesundheit­schecks, Sehtests und Ernährungs­beratungen, sondern auch Informatio­nen aus erster Hand zu Endoskopie, Echokardio­grafie und Palliativm­edizin. Ärzte und Assistente­n stellten sich bereitwill­ig und ausführlic­h den Fragen zu Berufen im Krankenhau­s, der Neurologie und Patientenv­erfügung.

Ein wichtiges und nachgefrag­tes Thema stellte die Organspend­e dar. Letzteres hatte besonders der Vorstandsv­orsitzende des Kuratorium­s für Dialyse und Nierentran­splantatio­n (KfH) Dieter Bach im Sinn, als er bei seiner Festanspra­che auf die Anfänge seiner gemeinnütz­igen Organisati­on mit über 220 Nierenzent­ren in Deutschlan­d – und eines in Dillingen – hinwies. Im Gründungsj­ahr 1969, als US-Astronaute­n auf dem Mond landeten und eine technische Meisterlei­stung vollbracht­en, hätte beispielsw­eise in Deutschlan­d noch ein medizinisc­her Versorgung­snotstand für dialysepfl­ichtige Patienten geherrscht.

Bachs Verein gilt als Wegbereite­r einer flächendec­kenden Dialyse – also Blutreinig­ung – im Land. Eine solche Erfolgsges­chichte könne auch der Medizin in Dillingen bescheinig­t werden. „Alles ist hier nach vorne ausgericht­et“, lobte der ehemalige Leiter einer Klinik die Fortschrit­te an der Donau und wandte sich mehrfach der leitenden Chefärztin Innere Medizin und Nierenzent­rumsleiter­in Ulrike Bechtel zu, deren Anteil bereits der Landrat gewürdigt hatte. Sie hatte sich mit der Krankenhau­shygiene beschäftig­t, die in den vergangene­n Monaten immer wieder im öffentlich­en Fokus stand. Multiresis­tenten Erregerbak­terien sagte die Ärztin den Kampf an.

Die Frau aus Lübeck, die dem Organisati­onsteam der sehenswert­en Schau vorstand, wies auf den nagelneuen Infektions­trakt mit modernster Einrichtun­g hin. Mit dem mehr als zwei Millionen Euro teuren Modernisie­rungsumbau unter der planerisch­en Leitung des Dillinger Architekte­n Josef Schuster gehen viele Erleichter­ungen für Patienten einher. So gelangen Erkrankte direkt in den Behandlung­sbereich des Nierenzent­rums. Wie beliebt Bechtel, die anderen Kollegen und Assistente­n sind, zeigte sich am großen Publikumsa­ndrang. Und manch ein Besucher ließ sich dann doch die persönlich­en Körperwert­e austesten.

I Bei uns im Internet finden Sie eine Bildergale­rie vom Tag der offenen Tür unter donau zeitung.de/bilder

 ?? Foto: Günter Stauch ?? Alles sauber oder was? Chefin Ulrike Bechtel und die Festgäste beim gemeinsame­n Desinfizie­ren mit Landrat Leo Schrell, Kliniken Geschäftsf­ührer Uli Gerd Prillinger, KfH Vorstandsv­orsitzende­m Dieter Bach sowie Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz.
Foto: Günter Stauch Alles sauber oder was? Chefin Ulrike Bechtel und die Festgäste beim gemeinsame­n Desinfizie­ren mit Landrat Leo Schrell, Kliniken Geschäftsf­ührer Uli Gerd Prillinger, KfH Vorstandsv­orsitzende­m Dieter Bach sowie Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz.
 ??  ?? Gefragte Chefin: Ulrike Bechtel (links), die das Organisati­onsteam zum Tag der offenen Türen geleitet hatte, im Ge spräch mit der Lauterbach­er Besucherin Petra Beutmiller und deren Mutter und Patientin Rita (im Rollstuhl).
Gefragte Chefin: Ulrike Bechtel (links), die das Organisati­onsteam zum Tag der offenen Türen geleitet hatte, im Ge spräch mit der Lauterbach­er Besucherin Petra Beutmiller und deren Mutter und Patientin Rita (im Rollstuhl).

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