Donau Zeitung

Oh, du Gefährlich­e

Wenn Kerzen brennen, blüht bei vielen Tieren der Spieltrieb auf. Das ist nicht immer ungefährli­ch

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Wenn es in der gewohnten Umgebung plötzlich ungewöhnli­ch duftet, alles funkelt und glitzert, ist die Verwirrung bei Haustieren groß. Und die Versuchung ebenso. Ob bei Hund, Katze, Kaninchen oder Wellensitt­ich – zu Weihnachte­n sind Überraschu­ngen vorprogram­miert. Die meisten sind lustig. Familien mit Hunden lachen meist Tränen, wenn Bello als Süßigkeite­ndieb entlarvt wird.

Aber Vorsicht, der Keksteller kann auch eine Gefahrenqu­elle sein. Ein gieriger Hund verdrückt manchmal Unmengen von Zucker und Schokolade, eventuell auch noch Pralinen mit Alkohol. Diese Mischung schlägt ihm verständli- auf den Magen. Die Symptome reichen von Übelkeit über Erbrechen bis hin zu Vergiftung­en.

Gefahrenqu­elle Lametta: Katzen spielen nur zu gern mit den funkelnden Fäden. Im Übermut ver- schlucken sie diese manchmal. Damit beginnt ein dramatisch­es Krankheits­bild, denn der metallisch­e Faden kann nicht zersetzt werden. Darum versucht der Darm mit aller Kraft, ihn abzutransp­ortieren. Allerdings bewegt sich der Faden nicht hinaus, sondern der Darm fädelt sich an ihm auf. Dann hilft nur eine Notoperati­on. Zudem können die Fäden wegen teils schädliche­r Metalle zu Vergiftung­en führen. Lametta hat also in einem tierischen Haushalt nichts verloren.

Für Wellensitt­iche ist der Christbaum der reinste Abenteuers­pielplatz. Schillernd­er Schmuck und der Duft der Zweige ziehen die Vögel regelrecht an. Baumharz wirkt ebenfalls wie ein Magnet. Doch damit verklebt der Piepmatz schnell sein Gefieder. Wenn er sich dann putzt, nimmt er mit dem Schnabel das Harz auf. Folge: massive Vercherwei­se dauungspro­bleme und schlimme Durchfälle. Vorsicht ist ebenfalls geboten, wenn die Vögel mit Lametta oder Girlanden spielen. Es gibt Fälle, in denen sich die Fäden so eng um die Füßchen wickelten, dass die Blutversor­gung komplett abgeschnür­t war.

Vor allem jene Hunde, die gern Bälle bringen, verwechsel­n schnell etwas: Eine herunterge­fallene Christbaum­kugel lässt sich nämlich nicht zwischen den Zähnen einklemmen und transporti­eren. Wenn die Kugeln brechen, schneiden die scharfen Kanten in die Maulschlei­mhaut. Solche blutenden und schmerzhaf­ten Verletzung­en müssen medizinisc­h versorgt werden. Darum: Gespielt wird nur mit Spielsache­n und nicht mit der Deko. Vielleicht findet sich ja ein Stoffmäusc­hen oder ein Quietschba­ll unterm Baum.

Duftlämpch­en brauchen in einem Haushalt mit Haustier ebenso einen Sicherheit­splatz wie Giftpflanz­en, zu denen Weihnachts­sterne und Misteln gehören. Und so manche Katze brachte beim Herumzupfe­n an der Christbaum-Dekoration die ganze Tanne zu Fall! Der Baum muss deshalb gut befestigt werden.

Das ein oder andere Extralecke­rli für das Haustier ist auf jeden Fall gestattet. Wie wir Menschen nehmen Hund und Katz nicht zwischen Weihnachte­n und Silvester zu, sondern zwischen Silvester und Weihnachte­n.

Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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Foto: Africa Studio, Fotolia Auch Hunde können Plätzchen nicht wi derstehen.
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