Donau Zeitung

Dem Unendliche­n so nah

- Markus Bär

Gönnen Sie sich eine Pause im hektischen Advent! Zum Durchschna­ufen, Nachdenken, Sichfreuen. Wir haben hinter den Türchen unseres Adventskal­enders keine kleinen Geschenke versteckt, sondern ein paar Gedanken darüber, worüber wir so richtig froh sind – mal heiter, mal besinnlich.

Der Advent ist eine Zeit des Besinnens. Das macht freilich nicht jeder, aber so mancher hätte es nötig. Ich habe es oft nötig. Denn ich habe das Gefühl, angesichts des permanente­n Dauerlaufe­s im Leben gar nicht mehr dazu zu kommen, innezuhalt­en. Und die Dinge mit jener Ehrfürchti­gkeit zu betrachten, die ihnen eigentlich gebührt. Manche dieser Dinge sind aber so groß und mächtig, dass sie das ehrfürchti­ge Innehalten von allein einfordern können. Als ich noch ein Kind, ein Jugendlich­er war, ging es mir immer so, wenn ich am Meer saß. An der Nordsee. An der Ostsee. Am Atlantik. Wo abends beim Blick nach Westen die Sonne in den Fluten versank und den Horizont rötete. Dann fühlte ich mich, am Strand allein sinnierend, dem Ewigen, dem Unendliche­n so nah.

Erst mit über 20 Jahren verschlug es mich in den Süden unseres Landes. Eher zufällig nahmen mich Kollegen mit ins Lechtal und schleppten mich auf eine Berghütte – das Kaufbeurer Haus. Oben angekommen, raubte mir der Ausblick fast den Atem. Die Sonne sank und rötete die Gipfel. Und wieder fühlte ich mich dem Ewigen so nah. Tiefer innerer Friede breitete sich in mir aus. Seit diesem Abend rücken mir die Berge immer wieder den Kopf zurecht. Ich bin so dankbar, dass es sie gibt – und dass sie für uns so nahe sind. Egal, ob in der warmen Jahreszeit. Oder auch jetzt, in der staden Zeit.

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