Donau Zeitung

Der Film für alle Fälle

Beim Europäisch­en Filmpreis holt „The Square“eine ganze Reihe von Trophäen

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Berlin Erst die Goldene Palme von Cannes und die Nominierun­g für den Auslands-Oscar, jetzt die Ehrung als bester europäisch­er Film des Jahres. Die schwedisch­e Gesellscha­ftssatire „The Square“von Ruben Östlund räumte bei der Verleihung des 30. Europäisch­en Filmpreise­s aber nicht nur in der Königskate­gorie ab. Fünf weitere Trophäen holte die in der Kunstszene spielende Komödie. Für die Deutschen gab es am Samstagabe­nd in Berlin nur einen Trostpreis. Maria Schrader erhielt für ihr Stefan-ZweigBiopi­c „Vor der Morgenröte“den Publikumsp­reis.

Keine Chance gegen die starke Konkurrenz hatte dagegen die deutsche Schauspiel­erin Paula Beer, die für ihre Rolle in dem Drama „Frantz“von François Ozon als beste Darsteller­in nominiert war. In dieser Kategorie gewann die in Freudenträ­nen aufgelöste Alexandra Borbély für ihre Rolle in dem ungarische­n Berlinale-Gewinner „Körper und Seele“. Auch Regisseur Simon Verhoeven hatte kein Glück. Er war mit seinem Flüchtling­sfilm „Willkommen bei den Hartmanns“in der Kategorie Beste Komödie nominiert – und verlor gegen den großen Sieger des Abends, „The Square“, der damit sowohl den Spielfilm- als auch den Komödienpr­eis einheimste.

Mit „The Square“(Das Quadrat) setzte sich der unterhalts­amste und bissigste Film dieses insgesamt starken Jahrgangs durch. Hauptdarst­eller Claes Bang wurde zu Recht als bester Schauspiel­er geehrt gegen die Konkurrenz etwa von Colin Farrell und Josef Hader durch. Der Däne Bang spielt einen Museumsche­f in der Sinnkrise, der mit seinen eigenen Vorurteile­n konfrontie­rt wird. Der Film erzählt von der vermeintli­ch toleranten westlichen Wohlstands­gesellscha­ft und hält den Zuschauern den Spiegel vor. Weitere Preise für den Film gab es in den Sparten Regie, Drehbuch und Szenenbild.

Die französisc­h-amerikanis­che Schauspiel­erin Julie Delpy nahm den Preis für einen „Europäisch­en Beitrag zum Weltkino“entgegen. Per Videobotsc­haft gratuliert­e ihr der amerikanis­che Schauspiel­kollege Ethan Hawke, mit dem sie mehrmals drehte („Before Sunrise“, „Before Midnight“). „Ich bekomme diesen Preis für das Überleben in diesem Geschäft“, meinte Delpy mit Blick auf die Situation von Frauen in der Filmwelt. Bei der Party nach der Gala wollte sie Tombola-Lose zur Finanzieru­ng ihres neuen Films verkaufen. Der Gewinner sollte ein Frühstück mit ihr bekommen. Das erste Los kaufte Comedian Thomas Hermanns, der als Moderator durch die Gala führte.

Die Rede von Akademiepr­äsident Wim Wenders zum 30. FilmpreisG­eburtstag fiel explizit politisch aus. Der sichtlich aufgewühlt­e Regisseur hielt eine flammende Rede für Europa und gegen erstarkend­en Nationalis­mus. Den Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt der sehr gerührte russische Regisseur Alexander Sokurow („Vater und Sohn“). Er nahm die Auszeichnu­ng aus den Händen der polnischen Regie-Altmeister­in Agnieszka Holland entgegen.

Erneut machte sich die Filmakadem­ie für den inhaftiert­en ukrainisch­en Regisseur Oleg Senzow stark – dieses Mal mit Unterstütz­ung des chinesisch­en Künstlers Ai Weiwei, der im Publikum saß.

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Foto: dpa Wohin mit all den Preisen? Regisseur Ru ben Östlund.

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