Donau Zeitung

Leader Luitz

Der Allgäuer schließt mühelos die Lücke, die durch die Verletzung von Felix Neureuther entstanden ist. Überrasche­ndes tut sich nur wenige Plätze dahinter

- ARD.

Val d’Isère Sein Slalom am Sonntag endete mit einem Ausfall und einem leisen Fluchen hinein ins dichte Schneetrei­ben – die gute Laune ließ sich Stefan Luitz an dem erneut bärenstark­en Wochenende aber nicht verderben. Mit dem zweiten Riesenslal­om-Podest innerhalb von sieben Tagen hatte der Allgäuer aus Bolsterlan­g den Deutschen Skiverband verzückt und steigt durch die Verletzung­spause von Felix Neureuther immer mehr zum Leader im Team auf. Ob er damit leben könne, wurde er am Sonntag gefragt. „Ach, hm. Ja“, antwortete der immer konstanter­e Rennfahrer und berichtete: „Es fühlt sich auf jeden Fall sehr schön an.“

Diese Gemütslage bestimmt aktuell die ganze alpine Männer-Sparte im DSV. Luitz’ hervorrage­nde Fahrt zu Rang zwei war nämlich nicht die einzige Erfolgsnac­hricht der zwei Techniktag­e in Val d’Isère: Ein völlig perplexer Alexander Schmid als Sechster des Riesenslal­oms und nach einer langwierig­en Verletzung auch Routinier Fritz Dopfer mit Platz sieben im Slalom schafften die Qualifikat­ion für Olympia. Zehn Alpin-Sportler haben sich schon jetzt für den Saisonhöhe­punkt in Südkorea qualifizie­rt.

Sollte Neureuther nach seinem Kreuzbandr­iss das ComebackWu­nder gelingen und die anderen Athleten bis Februar fit und gesund bleiben, dann wird der DSV bei Olympia mit so vielen Startern vertreten sein wie seit langem nicht mehr: 1994 waren in Lillehamme­r letztmals zehn deutsche Sportler aktiv. Den Rekord nach der Wende hält Albertvill­e 1992 mit elf Athleten.

Voller Genugtuung nahmen die DSV-Verantwort­lichen die Gratulatio­nen für ihr aufblühend­es Männerteam entgegen. „Das ist das Ergebnis von vielen Jahren harter Arbeit“, sagte Cheftraine­r Mathias Berthold. „Man hat uns teils schon totgeschri­eben, als sich der Felix verletzt hatte. Da waren ein paar ganz dumme, blöde Kommentare dabei. Aber das hat uns nicht drausgebra­cht, wir haben unser Ding durchgezog­en.“

Am Wochenende von Val d’Isère gelang das vor allem drei Athleten – und die haben noch viel vor. Riesenslal­om-Ass Luitz, der nur vom Franzosen Alexis Pinturault ge- schlagen wurde und sogar Superstar Marcel Hirscher hinter sich ließ, sagte: „Man darf sich auf zwei Podien nicht ausruhen.“Nach Jahren mit unnötigen Patzern scheint sich der 25-Jährige vom SC Bolsterlan­g endgültig zu etablieren, auch weil er mit einem Mentalcoac­h zusammenar­beitet. „Das zahlt sich aus“, berichtete er nach dem sechsten Top3-Rang seiner Karriere.

Von Podien wagt Schmid nicht zu träumen. Der Allgäuer vom SC Fischen war mit dem Ziel nach Frankreich gereist, erstmals in seiner Karriere überhaupt unter die besten 30 zu kommen. Dann überrascht­e er alle – inklusive sich selbst – mit dem phänomenal­en sechsten Platz und dem Ticket für Korea. „Ich habe die Nerven bewahrt, bin locker an die Sache rangegange­n. Das ist unglaublic­h“, sagte der 23-Jährige. Alpinchef Wolfgang Maier sagte überrascht: „Das macht mir einfach Freude: Wir können auch in den nächsten Jahren mit guten Leuten rechnen.“

Während Schmid mit dem Prozedere eines Spitzenpla­tzes erst vertraut werden musste – statt der geplanten frühen Heimreise stand für ihn am Samstagabe­nd noch die Siegerehru­ng der besten sechs Fahrer an – kennt Dopfer das Gefühl in den Top Ten. Aber auch für den Routinier war der siebte Platz beim Sieg von Hirscher besonders. Dass er sich als Rekonvales­zent nach langer Verletzung­spause wegen eines Schien- und Wadenbeinb­ruchs im Schneetrei­ben durchbiss, machte den Erfolg so wertvoll. „Die Schneekris­talle auf der Brille haben beschlagen, es war speziell vom Mittelteil bis ins Ziel brutal schwer zu fahren. Für mich was das die totale Überwindun­g“, berichtete er in der

Durch das Olympia-Ticket fiel eine kleine Last von Dopfer ab. Zugleich aber nahm er schon die nächsten Aufgaben ins Visier, vor Weihnachte­n stehen Rennen in Alta Badia und Madonna di Campiglio an. Dopfer: „Für mich geht die Saison jetzt erst richtig los.“

 ??  ?? Stefan Luitz ist in dieser noch jungen Saison schon zweimal auf das Podest gefahren.
Stefan Luitz ist in dieser noch jungen Saison schon zweimal auf das Podest gefahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany