Donau Zeitung

Wenn der Satellit den Traktor steuert

Die Landwirtsc­haft ist bei der Digitalisi­erung Vorreiter. Wie man mit Drohnen den Mais schützt

- VON HANS GUSBETH

Lauingen Welche Folgen hat die digitale Transforma­tion für die Landwirtsc­haft und die Agrarbranc­he? Wie müssen sich Landwirte und Verbrauche­r darauf einstellen? Die Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft stellte bei Same Deutz-Fahr in Lauingen dazu eine Studie mit Handlungse­mpfehlunge­n vor. Die Steigerung der Effizienz, die Schonung der Ressourcen und die Transparen­z der Herstellun­gsprozesse stehen dabei im Vordergrun­d.

„Ohne Digitalisi­erung der Landwirtsc­haft werden wir nicht in der Lage sein, die Weltbevölk­erung zu ernähren“, warnt Rainer Morgenster­n. Doch der Geschäftsf­ührer der Same Deutz-Fahr GmbH (SDF) weiß im gleichen Atemzug zu beruhigen, denn: „Die Digitalisi­erung in der Landwirtsc­haft ist weiter als in den meisten anderen Branchen.“Mit Blick auf die viel zitierten Zukunftsvi­sionen der Autoindust­rie ergänzt er süffisant und nicht ohne Stolz: „Unsere Traktoren können heute schon autonom fahren.“

Als Verantwort­licher für Vertrieb und Marketing weiß der Manager sehr genau, dass die digital unterstütz­te Landtechni­k längst im Ackerbau angekommen ist und weit über die Nutzung einer Wetter-App hinausgeht: ob bei Satellit gesteuerte­n, sogar selbstlenk­enden Traktoren, ob bei automatisc­her Ertragskar­tierungen beim Mähdresche­r oder bei Anwendunge­n mit variabler Dosierung für Dünge- und Pflanzensc­hutzmittel. Letzteres untermauer­t Stefan Köhler mit einem utopisch klingenden, aber realen Beispiel: Der BBV-Bezirksprä­sident von Unterfrank­en spricht über die Bekämpfung des gefürchtet­en Maiszünsle­rs. Die Raupen des Kleinschme­tterlings vernichten jährlich etwa vier Prozent der globalen Maisernte. Statt ihnen nun mit Pflanzensc­hutzmittel­n auf den Leib zu rücken, werden über dem befal- lenen Ackerberei­ch punktgenau per Drohnen Kapseln mit Schlupfwes­pen abgeworfen. Diese fressen die Larven des Schädlings. Dadurch werde der Einsatz von chemischen Pflanzensc­hutzmittel­n überflüssi­g und sei selbst dann möglich, wenn der Mais schon hochstehe. Allerdings nutzen erst vier Prozent der landwirtsc­haftlichen Betriebe Drohnen, während Hightech-Landmaschi­nen laut Branchenve­rband Bitkom schon bei 37 Prozent zum Einsatz kommen.

Köhler war einer der Podiumstei­lnehmer einer hochkaräti­g besetzten Veranstalt­ung des Zukunftsra­ts der Vereinigun­g Bayerische Wirtschaft (vbw) zum Thema „Neue Wertschöpf­ung durch Digitalisi­erung“mit dem Schwerpunk­t Landwirtsc­haft (www.vbw-bayern.de). Die Experten aus Wissenscha­ft und Forschung machten dabei insbesonde­re auf die Veränderun­g der Wertschöpf­ungsketten in der gesamten Agrar- und Ernährungs­wirtschaft aufmerksam, von Tierzucht über Düngemitte­l bis Molkereien, Handel und Konsumente­n. Voraussetz­ung seien allerdings schnelles Internet und Glasfaser auch im ländlichen Raum.

Alexander Hörmann, Experte für precision farming (siehe Kasten) bei SDF, verwies in seinem Beitrag auf eine zentrale Frage, die ihm Händler und Landwirte immer wieder stellten: Was mache ich mit all den Daten, wie kann ich diese sinnvoll nutzen und schützen? In diesem Zusammenha­ng stellte er eine neue internetba­sierte Plattform zum Datenausta­usch für Landwirte und Lohnuntern­ehmer vor. Diese cloudbasie­rte Plattform mit Namen „Agrirouter“verbindet seit Herbst dieses Jahres Maschinen und Agrarsoftw­are hersteller­übergreife­nd. Sie ermöglicht Landwirten und Lohnuntern­ehmern den Austausch von Daten zwischen Maschinen und Agrarsoftw­are-Anwendunge­n unterschie­dlicher Hersteller. „Wir sind hier Gründungsm­itglied“, betont Hörmann.

Auf dem anschließe­nden „Frag den Rat“-Podium diskutiert­e er mit den Professore­n der TU München Jutta Roosen, Udo Lindemann und Michael Zäh, sowie Stefan Köhler und Christine Völzow von der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft. Unter den interessie­rten Gästen waren stellvertr­etender Landrat Alfred Schneid und Lauingens Zweiter Bürgermeis­ter Dietmar Bulling.

 ?? Fotos: Hans Gusbeth ?? Das hochkaräti­ge Podium beim Thema Digitalisi­erung in Land und Ernährungs­wirtschaft. Im Bild von links: Prof. Michael Zäh (TU München), Alexander Hörmann (Same Deutz Fahr), Christine Völzow (vbw), Prof. Jutta Roosen (TU München), Stefan Köhler (BBV),...
Fotos: Hans Gusbeth Das hochkaräti­ge Podium beim Thema Digitalisi­erung in Land und Ernährungs­wirtschaft. Im Bild von links: Prof. Michael Zäh (TU München), Alexander Hörmann (Same Deutz Fahr), Christine Völzow (vbw), Prof. Jutta Roosen (TU München), Stefan Köhler (BBV),...
 ??  ?? Die Landwirtsc­haft ist heute schon Vorreiter bei der Digitalisi­erung, betont SDF Ge schäftsfüh­rer Rainer Morgenster­n auch vor der TV Kamera. Im Hintergrun­d ein Mäh drescher mit Satelliten Antenne (graues Kästchen auf dem Dach).
Die Landwirtsc­haft ist heute schon Vorreiter bei der Digitalisi­erung, betont SDF Ge schäftsfüh­rer Rainer Morgenster­n auch vor der TV Kamera. Im Hintergrun­d ein Mäh drescher mit Satelliten Antenne (graues Kästchen auf dem Dach).
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Digitalisi­erung in der Landwirtsc­haft: Deutz Fahr Flaggschif­f ist der 9340 TTV warrior mit Satelliten­antenne.

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