Donau Zeitung

Deutliche Abfuhr für Netanjahu

Warum die EU Jerusalem nicht als Hauptstadt anerkennt

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Unmissvers­tändlich, einig, nachdrückl­ich – Federica Mogherini wird nach dem Gespräch der 28 EUAußenmin­ister mit dem israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu nicht müde, immer neue Worte zu finden, um die Botschaft Brüssels zu verdeutlic­hen: „Die EU wird Jerusalem nicht als Hauptstadt Israels anerkennen!“, sagte sie, „Wir setzen auch künftig auf eine Zwei-Staaten-Lösung.“Eine derart schroffe Abfuhr hatte der Premier aus Nahost wohl nicht erwartet. „Jerusalem ist die Hauptstadt Israels, und niemand kann das verneinen“, bemühte Netanjahu sich noch vor dem Treffen in Brüssel um Verständni­s der europäisch­en Partner. Doch die mauern – wie seit Jahren. Schon seit 2012 ruhen die Aktivitäte­n des EU-Israel-Assoziatio­nsrates, weil Europa die Siedlungsp­olitik der Regierung in Tel Aviv für völlig verfehlt hält.

Der Besuch Netanjahus ist der erste eines israelisch­en Premiers seit 22 Jahren. Dass Außenminis­ter Sigmar Gabriel erst gar nicht nach Brüssel gereist war, sondern sich von EU-Botschafte­r Reinhard Silberberg vertreten ließ, wollte die deutsche Seite allerdings nicht als Affront verstanden wissen. Der SPD-Minister habe wegen einer Erkrankung im familiären Umfeld seine Reise abgesagt.

Dennoch war die Stimmung im Kreis der Außenamtsc­hefs angespannt, wenn nicht sogar ablehnend. Dazu hatte wohl auch die Tatsache beigetrage­n, dass Netanjahu sich selbst eingeladen hatte. Hinter verschloss­enen Türen warb der Gast dann für die amerikanis­che Ankündigun­g eines neuen Friedensvo­rschlages. „Grundlage für Frieden ist, die Realität anzuerkenn­en“, sagte er. „Wir sollten uns anschauen, was präsentier­t wird und ob wir das voranbring­en können“, erklärte Netanjahu mit Blick auf den noch ausstehend­en US-Vorschlag.

Für die EU gebe es da allerdings nicht viel Spielraum, machte Mogherini klar. „Alle 28 Mitgliedst­aaten haben sich nachdrückl­ich für die Zwei-Staaten-Lösung eingesetzt.“Die sei der „einzige Weg“zu einer Friedensor­dnung im Nahen Osten. Brüssel werde sich auch künftig in allen Gremien engagieren, um einen Durchbruch zu schaffen. Diese Bemühungen müssen aber sicherstel­len, dass die Heiligen Stätten in Jerusalem auch künftig für Muslime, Juden und Christen frei zugänglich sind. Eigentlich hatten die Außenminis­ter sogar eine formelle Verurteilu­ng der Anerkennun­g Jerusalems durch Donald Trump geplant. Doch Ungarn und Tschechien verhindert­en dies mit einem Veto.

Netanjahu musste unverricht­eter Dinge wieder abreisen. Die erhoffte Verurteilu­ng der palästinen­sischen Raketenang­riffe auf jüdisches Gebiet bekam er nicht. Stattdesse­n machte er Bekanntsch­aft mit dem Verständni­s der EU von Ausgewogen­heit: Nächste Woche soll Palästinen­serchef Mahmud Abbas zur Sitzung im Januar eingeladen werden.

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Foto: dpa Benjamin Netanjahu hatte sich selbst zu dem EU Treffen eingeladen.

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