Die Dillinger Geburtshilfe war am Wochenende geschlossen
Schwangere aus dem Landkreis wurden an die Krankenhäuser in Günzburg, Heidenheim, Donauwörth und Augsburg verwiesen. Wird dies ein Einzelfall bleiben?
Landkreis Die Nachricht sorgt im Landkreis Dillingen für reichlich Gesprächsstoff: Die GeburtshilfeAbteilung an der Dillinger Kreisklinik war am vergangenen Wochenende geschlossen. Frauen hätten deshalb am Krankenhaus St. Elisabeth nicht entbinden können, bestätigte der Geschäftsführer der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen, UliGerd Prillinger, auf Anfrage. Ob Mütter aus dem Landkreis am Wochenende tatsächlich in auswärtigen Kliniken Babys zur Welt gebracht haben, konnte Prillinger am Montag nicht sagen.
Bei einigen Schwangeren hatte die kurzzeitige Schließung des Dillinger Kreißsaales nach Informationen unserer Zeitung für reichlich Wirbel gesorgt. Kreiskliniken-Geschäftsführer Prillinger informierte, dass ein unvorhersehbarer Personalengpass zu dieser Entscheidung geführt habe. Eine Gynäkologin sei kurzfristig erkrankt und hätte deshalb nicht in der Geburtshilfe-Ab- arbeiten können. Am Freitag habe eine Gynäkologin spontan ausgeholfen. Am Samstag und Sonntag sei aber kurzfristig kein Mediziner für die Geburtshilfe-Abteilung verfügbar gewesen, teilte Prillinger mit. „Wir haben uns deshalb am Samstag und Sonntag abgemeldet“, sagte der 55-Jährige – ausgerechnet an dem Wochenende, als die Dillinger Kreisklinik ihren neuen, hochmodernen Stationstrakt präsentierte
Für Krankenhäuser sei die Abmeldung einer Abteilung ein ganz gewöhnlicher Vorgang, sagte Prillinger. Wenn beispielsweise eine Maschine oder ein Computertomograf ausfalle, dann werde der betroffene Bereich abgemeldet. Als in der Vergangenheit eine Grippewelle grassierte, seien auch in der Abteilung für Innere Medizin keine Patienten aufgenommen worden. Und auch das Wertinger Herzkathederlabor habe wegen personeller Engpässe zuletzt immer wieder einmal abgemeldet werden müssen.
Bei der Geburtshilfe an der Dil- linger Kreisklinik sei das aber bisher nicht vorgekommen, sagte der Geschäftsführer. Die Rettungsleitstelle in Augsburg, das Rote Kreuz und Mütter, die kurz vor einem Entbindungstermin standen, seien informiert worden. Und natürlich auch die Geburtshilfe-Abteilungen in Günzburg, Heidenheim, Donauwörth und Augsburg, die am Wochenende Schwangere aus dem Landkreis Dillingen hätten aufnehmen können.
In der Dillinger Geburtshilfe-Abteilung arbeiten vier Mediziner in Vollzeit und zwei zusätzliche Gynäkologen. Für den Dienst brauche es immer einen Gynäkologen, der innerhalb von zehn Minuten eingreifen kann – und einen Kollegen, der im Hintergrund verfügbar ist, erklärte Prillinger. Und das rund um die Uhr. Deshalb seien Geburtshilfeabteilungen in kleineren Kliniken defizitär. Das Minus am Dillinger Kreiskrankenhaus St. Elisabeth liege hier in einem sechsstelligen Euro-Bereich. Ob die Abmeldung der Geburtshilfe-Abteilung am Woteilung chenende ein einmaliger Fall bleibe, konnte der Kreiskliniken-Geschäftsführer am Montag nicht sagen. „Ich bin kein Prophet.“Allerdings würden die Rahmenbedingungen zunehmend schwieriger. Das drängendste Problem in dieser Situation sei nicht einmal das Geld, erläuterte Prillinger. Kliniken tun sich seinen Worten zufolge zunehmend schwer, Personal zu finden.
Und auch bei den Hebammen verschärfe sich die Lage durch eine neue Vorgabe zusehends. Demnach sollen Beleghebammen ab Januar, wie es die Krankenkassen vorsehen, in ihrer Dienstzeit nur noch zwei werdende Mütter betreuen. Für die Betreuung einer dritten Schwangeren wird es dann keine Vergütung mehr geben, informierte Prillinger. „Das ist doch Wahnsinn hoch zehn“, meinte der Kreisklinikenchef. Die Zeit laufe, sobald sich eine Schwangere vor der Entbindung in der Aufnahme im Krankenhaus angemeldet habe. Begründet werde das Ganze damit, dass so für mehr Qualität gesorgt werde.