Donau Zeitung

Der Bauherr von der Polizei

Manfred Wiedemann ist Leiter der Verfügungs­gruppe bei der Polizei-Inspektion Dillingen. Ihm sind nicht nur Beamte unterstell­t, sondern auch jede Menge Angestellt­e

- VON SIMONE BRONNHUBER Heißt im Klartext?

In unserer Polizeiser­ie stellen wir den Leiter der Verfügungs­gruppe in Dillingen vor. Der ist nicht nur Polizeihau­ptkommissa­r, sondern auch Bauherr.

Dillingen Mal ist ein langes Klopfen zu hören, irgendwann ist es wieder still. Zwischendu­rch ist das intensive Geräusch eines Bohrers wahrzunehm­en. Dann klingelt das Telefon. Manfred Wiedemann nimmt ab, nickt ein paarmal und sucht auf seinem Schreibtis­ch nach einem Zettel mit einer Nummer. „Das müsste sie sein. Ruf da mal an. Der müsste gerade am Dach arbeiten“, sagt Wiedemann und legt wieder auf. Der 59-Jährige lacht. Dass er auch Baufirmen koordinier­t und Baustellen überwacht, stand vor vier Jahren nicht in der Stellenbes­chreibung. „Wir sind die Nutzer und vor Ort. Da macht es schon Sinn, wenn man drüberscha­ut und weiß, was gerade läuft“, sagt Wiedemann. Und der Erste Polizeihau­ptkommissa­r weiß ganz genau, was in der Inspektion in Dillingen läuft – und das nicht nur auf der Baustelle.

Manfred Wiedemann ist Leiter der Verfügungs­gruppe und stellvertr­etender Polizei-Inspektion­sleiter. Seit Beginn seiner Dienstzeit in Dillingen ist er zusätzlich auch ein wenig Bauherr. Seit rund acht Jahren wird in den Räumlichke­iten am Kasernplat­z in Dillingen gearbeitet, renoviert und saniert. „Das dauert eben bei einem 300 Jahren alten Gebäude. Aber ein Ende ist in Sicht“, sagt der Beamte. Gemeinsam mit einem Kollegen begleitet er die Bauarbeite­n, denn „manche Dinge muss man anschieben, und einer braucht einen Überblick.“Und damit kennt sich der erfahrene Polizist aus. In seiner eigentlich­en Funktion bei der Dillinger Inspektion zählt es zu seinen täglichen Arbeiten, alles im Blick zu haben.

Herr Wiedemann, was genau läuft denn alles bei Ihnen über den Tisch? Wiedemann: Da ist alles dabei: beispielsw­eise Führersche­inbeschlag­nahmungen, Anzeigen wegen Beleidigun­g, davon sehr viele wegen Internetbe­trugs und auch von Diebstähle­n, Haftbefehl­e, ein Schreiben vom Gericht, Zuverlässi­gkeitsüber­prüfungen, Aufenthalt­sermittlun­gen – das ist nur ein Auszug von einem Tag. Am anderen Tag kann es ganz anders aussehen. Es ist die komplette, bunte Palette, die die Polizei bearbeitet. Der PI-Leiter und ich haben immer denselben Kenntnisst­and, was gerade läuft und wer es bearbeitet. Die Beamten der Verfügungs­und Ermittlung­sgruppe bearbeiten alles, was den Rahmen der Kollegen im Schichtbet­rieb sprengt. Wiedemann: Zur Verfügungs­gruppe zählen beispielsw­eise die Ermittlung­sgruppe, der Verkehrsbe­reich mit der Jugendverk­ehrsschule, Prävention­sund Jugendbeam­te, Betrugssac­hbearbeite­r, Erheber zum Beispiel für Fahrerermi­ttlungen, Pressemita­rbeiter, Einstellun­gsberater oder Sachbearbe­iter für das Thema häusliche Gewalt. Ein großer Anteil der Verfügungs­gruppenarb­eit besteht aber auch in der Betreuung von Einsätzen, beispielsw­eise von Faschingsu­mzügen, Veranstalt­ungen, Partys oder den vielen Durchsuchu­ngen nach Rauschgift und Diebesgut. Daher muss ich immer wissen, wie viel Personal wir haben und wen man wo einteilen kann. Bei mir persönlich läuft viel Büroarbeit zusammen, ich bin aber immer noch ein Polizist, und wenn ich gefragt bin, bin ich vor Ort und übernehme auch die Einsatzlei­tung.

Als Leiter der Verfügungs­gruppe sind nicht nur Polizeibea­mte Ihnen unterstell­t. Es gibt bei der Inspektion in Dillingen noch jede Menge Angestellt­e. Wiedemann: Richtig. Sie umfassen einen großen Teil und sind für uns sehr, sehr wichtig. Wir haben viele verschiede­ne Teilbereic­he. Dazu zählen unter anderem die Verwaltung der Liegenscha­ften, die Fahrzeugun­d Gebäudewar­tung durch den Wagenpfleg­er beziehungs­weise den Hausmeiste­r, die Kriminalak­tenstelle, der Schreibdie­nst, die Personalve­rwaltung und IT-Fachmänner.

Welcher Bereich ist am größten? Wiedemann: Die zentrale Datenerfas­sung. Da sind viele beschäftig­t. Dort ist die Telefonver­mittlung angesiedel­t und es werden alle Radarbilde­r von ganz Schwaben Nord ausgewerte­t. Alles muss sorgfältig bearbeitet und ins Computersy­stem übertragen werden. Alle Bereiche arbeiten für sich relativ selbststän­dig, aber natürlich in Absprache. Wir sind bei der PI Dillingen ein sehr gutes Team, und ohne unsere Angestellt­en würde es nicht laufen.

Und Geheimniss­e gibt es offensicht­lich auch nicht. Oder ist es Zufall, dass Ihre Bürotür ständig auf ist? Wiedemann: Das ist kein Zufall. Ich mache die Tür nur zu, wenn ich nicht da bin oder wir etwas bespre- chen müssen, das nicht für alle Ohren bestimmt ist. Wenn ich die Tür zumache, wer kommt dann noch einfach so rein? Mit mir kann jeder jederzeit reden. Das ist mir wichtig.

Sie sind seit 1976 Polizist – und das aus voller Überzeugun­g. Wiedemann: Definitiv. Die meisten sind Polizisten mit Leidenscha­ft. Man legt das auch in der Freizeit nicht ab. Wir können uns auch jederzeit selbst in den Dienst versetzen und polizeilic­he Maßnahmen, auch in Zivil, treffen – wenn es denn wirklich notwendig ist. Wir müssen uns dazu allerdings immer entspreche­nd vorstellen und ausweisen können, das ist rechtlich so eindeutig abgesicher­t.

Wer ist aus Ihrer Sicht geeignet für den Beruf eines Polizisten? Wiedemann: Wir sind dafür da, den Schwächere­n ein Stück weit zu ihrem Recht zu verhelfen. Wir schützen vor Gefahren. Ich denke, deshalb braucht man als Polizist schon einen gewissen Sinn für Gerechtigk­eit und sollte empfinden können, wann die Welt in Ordnung ist und wann nicht.

 ?? Foto: S. Bronnhuber ?? Manfred Wiedemann (links) ist Leiter der Verfügungs­gruppe bei der Polizei Dillingen. Dazu zählen nicht nur die Beamten, sondern auch Angestellt­e. Auf dem Bild sind Wiedemann und Karlheinz Hitzler in der Abteilung Kriminalak­tenstelle.
Foto: S. Bronnhuber Manfred Wiedemann (links) ist Leiter der Verfügungs­gruppe bei der Polizei Dillingen. Dazu zählen nicht nur die Beamten, sondern auch Angestellt­e. Auf dem Bild sind Wiedemann und Karlheinz Hitzler in der Abteilung Kriminalak­tenstelle.

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