Wo Wohnen besonders teuer ist
Der Immobilienbericht zeigt, wie groß die regionalen Preisunterschiede sind
Berlin Für zehn Euro bekommt man drei Bier in der Kneipe oder sechs Päckchen Butter beim Discounter. Im südöstlichen Thüringen könnte man mit der Summe laut einem Immobilienbericht sogar Landbesitzer werden – ein Quadratmeter Baufläche kostet dort im Mittel zehn Euro. In einigen Gegenden des Saale-OrlaKreises sind es auch rund 50 Euro. Aber von München ist das noch immer weit entfernt: Dort müssen Bauherren rund 1600 Euro zahlen.
Die Experten vom Arbeitskreis der amtlichen Gutachterausschüsse haben für ihren neuen Immobilienmarktbericht Kaufverträge ausgewertet. Insgesamt wechselten im vergangenen Jahr Immobilien und Grundstücke für rund 237,5 Milliarden Euro die Besitzer. Der Trend: Vor allem Wohneigentum ist nochmals teurer geworden.
Für ein gebrauchtes Ein- oder Zweifamilienhaus etwa zahlen Käufer in der Region so viel wie kaum sonst irgendwo in Deutschland. In Augsburg sind es demnach 2500 Euro pro Quadratmeter oder mehr. Ähnlich sieht es auch im Landkreis Landsberg und in Kempten aus. Etwas günstiger ist es im Schnitt im Oberallgäu, im Landkreis Augsburg oder auch im Kreis Donau-Ries. Dort werden zwischen 2000 und 2500 Euro pro Quadratmeter fällig. Am wenigsten zahlen Käufer im Landkreis Dillingen: Dort kostet der Quadratmeter durchschnittlich 1400 bis 1600 Euro.
Die Zinsen seien weiter niedrig, sagt Anja Diers vom Arbeitskreis der amtlichen Gutachterausschüsse. Und das Wohnangebot ist vor allem in Städten knapp, weil dort viele Menschen hinziehen. Längst steigen auch die Preise für Bauflächen. Das zeigt sich etwa, wenn jemand ein kleines Eigenheim bauen will. Für ein Grundstück im mittleren Preissegment mussten Bauherren im bundesweiten Mittel 108 Euro pro Quadratmeter zahlen – 16 Euro mehr als noch 2014. Und mit großen regionalen Unterschieden.
Für eine neue Eigentumswohnung zahlten Käufer im vergangenen Jahr in vielen Teilen der Region 3500 Euro oder mehr pro Quadratmeter. Besonders teuer war es in München und den umliegenden Landkreisen, aber auch in Augsburg und bis ins Allgäu wurden ähnliche Preise gemessen. Westlich von Augsburg lagen die Preise im Schnitt bei 3000 bis 3500 Euro. Am niedrigsten waren sie im Landkreis Günzburg. Hier zahlten Käufer im Schnitt 2500 bis 2700 Euro pro Quadratmeter.
Warum aber werden nicht mehr Flächen für neues Bauland ausgewiesen? Experten sehen verschiedene Gründe. „Viele Kommunen haben gar nicht mehr die Flächen. Denken Sie an Frankfurt oder München“, sagt Matthias Waltersbacher vom Bundesinstitut für Bau-, Stadtund Raumforschung (BBSR). Grundstücke seien nicht beliebig multiplizierbar. Der Immobilienexperte Michael Voigtländer vom arbeitgebernahen Forschungsinstitut IW Köln glaubt, die Kommunen täten sich schwer, Bauland auszuweisen, weil sie Umweltbeeinträchtigungen und Proteste von Bürgern fürchteten oder es restriktive Vorgaben auf Landesebene gebe. Dass Bauland so knapp sei, habe auch noch einen anderen „unangenehmen Nebeneffekt“.
Denn die hohen Preise führten dazu, dass auch private Eigentümer ihre Grundstücke zurückhielten, schreibt Voigtländer in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Wenn das Land so schnell im Preis steige, lohne das Warten. Auch Waltersbacher vom BBSR erklärt, dass sich Eigentümer zum Teil bewusst mit dem Verkauf zurückhielten. Manche Besitzer wüssten auch nicht, wie sie den Verkaufsgewinn in Zeiten niedriger Zinsen überhaupt anlegen sollten. „Wir haben ja auch einen Anlagenotstand. Sachwerte sind besonders gefragt.“