Falke und die Rechten
Tatort: Dunkle Zeit
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr „In was für einem Land leben wir, wenn wir uns dafür entschuldigen müssen, dass wir unsere Pflicht tun?“Wer jetzt an die AfD denkt, hat nicht unrecht, zu ähnlich sind die Wahlkampfparolen von Nina Schramm, der Parteivorsitzenden der „Neuen Patrioten“. Und wieder einmal hat der „Tatort“mit „Dunkle Zeit“bewiesen, dass er oft gesellschaftspolitisch mehr über Deutschland verrät als so manches sich ambitioniert gebende Fernsehspiel. Wenn dazu nicht vergessen wird, dass die Zuschauer am Sonntagabend aber auch einen Krimi erwarten, kann man Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein, der schon über 15 „Tatort“-Geschichten inszenierte, nur ein Kompliment machen.
Die Realität ist greifbar und spannend erzählt. Nina Schramm und ihr Mann Richard werden mit Hassmails und Morddrohungen attackiert. Und tatsächlich wird Richard Schramm Opfer einer Autobombe. Oder war seine charismatische Frau Ziel des Anschlags? Wenn man „Dunkle Zeit“(Schauplätze Hamburg und Niedersachsen) etwas vorhalten kann, sind es die leicht holzschnittartig gearbeiteten Charaktere der Rechtspopulisten wie der Autonomen. Da ist die Post-Punk-Aktivistin Paula, die den blassen Techno-Freak Vincent mit sich herumschleppt. Einen Milchbubi, der nicht mal eine Bierflasche öffnen kann. Geht gar nicht. Da ist Gerhard, der Loser-Professor (Parallele zur AfD-Vergangenheit), der der Chefin nicht hart genug ist, und die lieber mit dem smarten Parteimann Benjamin ins Bett steigt, der eine Einladung zum Klub der Außenwirtschaft hat („PR-mäßig ist das natürlich splendid“).
Anja Kling, die immer besser wird, lässt ihre Nina Schramm fast schon kokett in der Opferrolle auftreten. Sie führt die überforderte Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz) vor und legt sich auch mit dem Kollegen Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) an, der die Rechtspopulistin nicht ausstehen kann. Das Schönste: Falke und Grosz kommen sich so was von zaghaft näher, dass man sich auf neue Folgen freuen kann.