N’guten Weg! – ¡Buen Camino!
P Seminar Schüler des Dillinger St.-Bonaventura-Gymnasiums sind einen Teil des berühmten Jakobswegs gegangen. Clara-Maria Baumann erzählt von dem Abenteuer der Gymnasiasten
Dillingen Das P-Seminar Spanisch des St.- Bonaventura-Gymnasiums hat es gewagt: Aus vielen Gesprächen, Diskussionen und Träumen wurde eine echte Reise, ein Abenteuer – zusammen wagten sie sich an einen Teil des Jakobsweges.
Als wir am 26. Oktober in Dillingen am Bahnhof unsere Reise antraten, war jedem von uns die Aufregung ins Gesicht geschrieben. Trotz grippe- und erkältungsbedingten Rückschlägen sind wir vollzählig am selben Abend noch gut in Porto angekommen. Am nächsten Tag wurden wir dann von einem Bus nach Pontevedra gebracht, wo unsere Pilgerreise nun wirklich begann.
Das Motto „Der Weg ist das Ziel“zog sich durch die Tage. Manch einem war vor Antritt der Reise wohl nicht bewusst, dass Zusammenhalt und ein gemeinsamer Glaube die besten Voraussetzungen für die Verwirklichung eines gefassten Vorsatzes sind. Auch vermeintlich angestaubte Rituale, wie das Beten eines Rosenkranzes, wurden entstaubt und als Rüstzeug für das Ziel genutzt. Auf unserem Weg nach Santiago wurden wir stets von den Bewohnern der von uns durchquerten Dörfer sowohl durch Hupen, Grölen als auch durch Essensangebote unterstützt. Auch wenn die Beschilderung vielleicht nicht immer ganz klar war und aus angeblichen Abkürzungen zwei weitere Blasen an den Füßen wurden, kamen wir am 30. Oktober erschöpft, aber in bester Stimmung endlich in Santiago de Compostela an. Nachdem alle Blasen versorgt und die Muskeln eingeschmiert waren, besuchten wir am Abend die heilige Messe in der Kathedrale im Herzen von Santiago. Das Ritual der Pilger, die Umarmung der Statue des heiligen Jakobus, war wohl der bewegendste Moment der gesamten Reise. Am Abend genossen wir noch das spanische Essen in geselliger Runde und ließen die letzten sowohl anstrengenden als auch ergreifenden Tage Revue passieren.
Welche Anzahl an Blasen an einem einzigen Fuß den Rekord darstellte, lässt sich nicht mehr genau feststellen, nur so viel: auch Blasen können Blasen kriegen. Wir alle wurden auf eine harte Probe gestellt. Bei gut 60 km in vier Tagen (Anreise- und Rückreisetag seien ausgenommen) schmerzt jedem noch so sportlichen Pilger mal das Knie, oder die Waden brennen.
Wir sind einen, ja man kann sagen sehr persönlichen Weg gegangen. Er ging jedem auf seine Weise nahe und hat ihn auf eigene Art und Weise geprägt. Es ist eine Erinnerung, die nur in der Gesamtheit nachvollziehen kann, wer auch den Jakobsweg gegangen ist. Der Spruch „Du kannst meine Reise erst verstehen, wenn du in meinen Schuhen gelaufen bist“ist dieser Pilgerwanderung wie auf den Leib geschneidert. Geografisch gesehen geht jeder Pilger auf diesem Weg dieselbe Strecke. Tatsächlich aber musste jeder seinen eigenen Weg gehen. Auch wenn wir Schüler einer katholischen Schule sind, heißt das nicht zwingend, dass wir alle den Glauben leben und praktizieren. Wenn auch manch einer an Gott oder der Kirche seine Zweifel hatte, so kam er am Ende des Weges an einen Punkt, der ihn zum weiteren Nachdenken angeregt hat und ihm gezeigt hat, wir sind nicht allein. Nicht allein, weil wir eine Gemeinschaft sind, sei es die Pilgergruppe, der Freundeskreis oder unsere Glaubensgemeinschaft.
Der Weg hat uns alle aneinander nähergebracht. Uns gegenseitig und unsere drei Lehrer, die uns bei dieser Erfahrung begleitet haben. Wir kamen gefestigt zurück, sowohl im Glauben an Gott als auch an uns selbst, im Wissen, was wir sowohl allein aber auch zusammen alles schaffen können.
Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass unser Schulmotto „Miteinander – Füreinander“in diesen Tagen sehr intensiv gelebt wurde. Aus welchem Grund auch immer ein jeder von uns diese Reise angetreten hat, wir kamen alle miteinander an unsere psychischen, physischen, aber auch spirituellen Grenzen, erlebten aber ein wunderbares Ankommen am ersehnten Ziel und waren füreinander da. Eine Erfahrung, die uns einfach nur glücklich machte und wachsen ließ.
Glaube ist nicht zwingend notwendig