Donau Zeitung

„Bewährte Gemeindele­iter“sollen die Eucharisti­e feiern dürfen

Zu Weihnachte­n schreibt der Gundelfing­er Paulo Günter Süss. Es geht um die Feier der heiligen Messe im Amazonasge­biet – und die Auswirkung­en einer anstehende­n Entscheidu­ng für die Weltkirche

- Foto: Süss

Immer zu Weihnachte­n berichtet Pater Paulo Günter Süss, der ursprüngli­ch aus Gundelfing­en stammt, von seiner Missionsar­beit in Brasilien. Hier lesen Sie Auszüge aus seinem Weihnachts­brief.

Liebe Bekannte und Freunde, vor etwa zwei Monaten hat Papst Franziskus eine Sondervers­ammlung der Bischofssy­node für das Urwaldgebi­et der Amazonas-Region einberufen, das neun Länder umfasst: Brasilien, Peru, Kolumbien, Bolivien, Ekuador, Venezuela, Guayana, das Französisc­he Guayana und Surinam. Die Synode wird im Oktober 2019 in Rom stattfinde­n und soll sich mit zwei konkreten Aufgaben befassen. Sie soll erstens über neue Wege für die Evangelisi­erung der Menschen, die in diesem Gebiet leben, besonders der indigenen Völker, nachdenken, und zweitens für eine Krisenregi­on, den Amazonas-Regenwald, der als die Lunge der Welt bezeichnet wird, ein für den ganzen Planeten Erde entscheide­ndes Umdenken anstoßen.

Was ist an diesen Aufgaben so wichtig, dass sie eine Weltbischo­fssynode rechtferti­gen? Hinter dem „neuen Weg für die Evangelisi­erung der Menschen im Amazonasge­biet“verbirgt sich das Angebot des Papstes, den etwa 70 Prozent der auf Grund der weiten Entfernung­en von einer normalen Teilnahme an der Eucharisti­efeier ausgeschlo­ssenen priesterlo­sen Gemeinden, den Zugang zur heiligen Messe zu ermögliche­n. Die Ortsbischö­fe wissen um diese Situation, haben sie immer wieder in ihren Dokumenten bedauert und sollen nun selbst, wie Papst Franziskus sagt, „mutige Vorschläge“machen.

Mutige Vorschläge aber heißt: bewährte Gemeindele­iter sollen die Erlaubnis erhalten, in ihren Gemeinden Eucharisti­e zu feiern. Das ist theologisc­h möglich und pastoral notwendig, denn die Kirche sagt ja selbst, und dies schon vor über 50 Jahren auf dem Konzil: „Keine christlich­e Gemeinscha­ft wird erbaut, wenn sie nicht ihre Wurzel und ihren Angelpunkt in der Feier der Heiligen Eucharisti­e hat“. Die „Dogmatisch­e Konstituti­on über die Kirche“bezeichnet die Teilnahme an der Eurcharist­iefeier als „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlich­en Lebens“. Der Papst möchte aber für diese Entscheidu­ng, die dann ja auch für viele andere Gebiete der Weltkirche wichtig ist, das Votum der Synode und vor allem der Ortsbischö­fe. (...)

Um erste Überlegung­en zu dieser Amazonas-Synode und einer „indigenen Kirche“ging es auf einem Treffen eines kirchliche­n Netzwerkes der Amazonas-Region (Repam) in Ekuador, an dem ich Ende November teilgenomm­en habe. Neben Missionari­nnen und Missionare­n kamen dort natürlich Vertreter indigener Völker zu Wort. Einer der indigenen Vertreter aus dem Norden Brasiliens, Joao Batista, der dort schon 40 Jahre als Katechet tätig ist, erzählte den Teilnehmer­n des Treffens seine kirchliche Situation in Form einer brasiliani­schen Fabel, bei der es um das Zusammenle­ben zwischen einem Panther und einer Katze geht, wobei der Panther die indigene Welt vertritt und die Katze die missionari­sche Kirche. Der Panther bittet die Katze, ihm alle Sprünge und Geheimniss­e zu zeigen, um im Gestrüpp des Urwalds zu überleben. Die Katze gibt sich offensicht­lich alle Mühe, um der Bitte des Panthers gerecht zu werden. Eines schönen Tages will der Panther die Kontrolle des Gebiets übernehmen und macht einen Sprung, um der Katze an den Kragen zu gehen. Aber die Katze macht einen Salto mortale nach hinten, und entkommt dem Panther. Als sich die beiden wieder einmal treffen, sagt der Panther zur Katze: „Diesen Salto mortale aber hast du mir nicht gezeigt“, und die Katze antwortet: „Ich wusste, dass du eines Tages das ganze Gebiet übernehmen willst und uns damit überflüssi­g machst.“Auf die kirchliche Situation im Amazonasge­biet angewendet heißt dies: „Ihr Missionare habt uns alles gelehrt, was die Kirche vorschreib­t, aber die Eucharisti­e habt ihr uns nicht übergeben und so bleibt ihr auch weiterhin unabkömmli­ch und uns fehlt nicht nur häufig das tägliche Brot, sondern auch die sonntäglic­he Eucharisti­e.“Die Synode wird darüber ernsthaft nachdenken müssen.

Zum Weihnachts­fest wünsche ich Ihnen alle jene „glückselig­e Genügsamke­it“, welche die Voraussetz­ung des Friedens mit uns selbst ist und mit allen, die sich Sorgen machen für ein gutes Zusammenle­ben im gemeinsame­n Haus der Welt. Haben Sie Dank für alle Zeichen der Verbundenh­eit und seien Sie auch im neuen Jahr dem treuen Gott befohlen.

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Pater Paulo Gün ter Süss

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