Freie Fahrt durch Zusamaltheim
Endlich fließt wieder der Verkehr. Verantwortliche sprechen vom „großen Wurf“
Zusamaltheim Hätten sich Zuschauer aus der Bevölkerung gefunden, wären diese in Sachen Schauwert zumindest nicht auf ihre Kosten gekommen. Eine reichlich triste Szene bot dieses so freudige Ereignis unter rein optischen Gesichtspunkten. In tiefstem frühwinterlichen Grau standen Vertreter von Landratsamt, Gemeinde, Freistaat, Staatlichem Bauamt und der Baufirma Strabag um den Zusamaltheimer Kreisel. Den Straßen fehlt noch die Deckschicht, ebenso den Bürgersteigen. Noch ist das Gelände eine Baustelle.
Doch für den Zusamaltheimer Bürgermeister Wolfgang Grob sind das Nebensächlichkeiten. Hauptsache ist: Der Verkehr darf inzwischen wieder ungehindert durch Zusamaltheim fließen. Damit geht ein rund halbjähriges Leidenskapitel zu Ende, für die Gemeinde ebenso wie für zahllose Autofahrer, die durch die über drei Monate lange Doppelsperrung der Ortsdurchfahrten von Bocksberg und eben Zusamaltheim teils riesige Umwege fahren mussten, um etwa von Wertingen nach Villenbach zu gelangen. Grob sagte: „Das war eine große Belastung für uns.“Er zeigte sich erstaunt darüber, wie dreist manche Verkehrsteilnehmer teils die Gebote der Baustelle missachtet hätten. Nicht selten hielten Autofahrer an, räumten die Barrieren aus dem Weg und fuhren einfach über die eigentlich gesperrten Straßen durch den Ort.
Bereits vor 15 Jahren sei man in der Gemeinde zum Verständnis gekommen, dass die damals unübersichtliche und gefährliche Kreuzung nicht mehr tragbar sei. Man hatte vor allem das Wohl der Zusamaltheimer Kinder im Auge: Der jetzige Kreisverkehr befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Kindergarten und Grundschule. Früher wurde die Sicht durch ein altes Gebäude behindert – ein Lebensmittelgeschäft, das die Gemeinde nach einer Zwangsversteigerung erwarb. Nach dem Abriss konnte der Bau des Kreisverkehrs starten, der laut Landrat Leo Schrell die „mit Abstand beste Lösung“darstellt. Der Kreisverkehr bringe mehrere Verbesserungen: Er trage zur Barrierefreiheit bei, verringere das Geschwindigkeitsniveau und schaffe durch bessere Übersicht allgemein mehr Sicherheit. Durch das Projekt seien auch adäquate Bushaltestellen ermöglicht worden. Unisono bezeichneten die Verantwortlichen das nun fast fertige Werk als „großen Wurf.“
Knapp 950000 Euro hat das Werk gekostet, 690 000 davon stammen aus den Fördertöpfen des Freistaates Bayern, denn der Kreisverkehr zählte als kommunale Sonderbaulast. Landtagsabgeordneter Georg Winter wies darauf hin, dass diese Maßnahme, wäre sie zum heutigen Zeitpunkt eingereicht worden, keine Förderung mehr erhalten hätte. Der Grund: Kreuzungsprojekte erfahren vom Freistaat prinzipiell derzeit keine Förderung mehr, nur noch Radwege und Straßenprojekte.
Das erklärt laut Grob und Schrell auch das Zeitfenster, in dem die Bauarbeiten und damit die Verkehrssperrung stattfanden. „Hätten wir länger gewartet, wäre uns sehr viel Fördergeld verloren gegangen“, sagte Schrell. Wolfgang Grob erklärte, dass zu dem Zeitpunkt, als der Beginn der Baumaßnahme beschlossen wurde, auch noch ein anderer Termin für die Freigabe der Bocksberger Ortsdurchfahrt geplant gewesen sei – nämlich im frühen Sommer. Dieser verzögerte sich jedoch bis zum späten September, wodurch die Verkehrssituation besonders schlecht wurde.
Reinhard Herreiner von der Baufirma Strabag sprach von einem „ausgezeichneten Verlauf“der Bauarbeiten. Doch fanden diese mit einer Besonderheit statt, welche ihn und sein Team teils vor Probleme stellte. Denn der Schwerlastverkehr musste während der gesamten Bauzeit weiterhin durch Zusamaltheim möglich sein.