Donau Zeitung

Er kommt dem Betrug auf die Schliche

Josef Behringer ermittelt, wenn der Streifendi­enst abgezogen ist. Eine Aufklärung wie im Krimi gelingt selten

- VON JUDITH RODERFELD

Josef Behringer ermittelt, wenn der Streifendi­enst abgezogen ist. Wie das abläuft und ob es wie in KrimiFilme­n ist?

Dillingen Enkel-Tricks, Falschgeld­Betrug, Banküberfä­lle und Geldwäsche: Es sind Fälle, die dem Schauplatz eines Krimis entsprunge­n sein könnten und in Großstädte­n an der Tagesordnu­ng stehen. Zugleich sind es Fälle aus dem Landkreis – jene, die den Alltag von Josef Behringer bestimmen. Der Kriminalha­uptkommiss­ar taucht auf, wenn der Streifendi­enst vom Tatort abzieht. Er ermittelt, bis jeder Täter gefasst ist. Behringer leitet das Kommissari­at 2 bei der Dillinger Kripo.

Auf dem Tisch liegt ein 100-EuroSchein – einer, der dem Original täuschend ähnlich sieht. „Das ist eine Fälschung“, sagt Behringer. Die grüne Banknote ist umhüllt mit Plastikfol­ie. Zusätzlich­e Fingerabdr­ücke würden es erschweren, den Gesuchten zu finden.

In seinem Team geht es oft um Falschgeld. Im Landkreis Dillingen und Donau-Ries waren 2017 73 Fälle bekannt. Knapp 20 mehr als noch vor drei Jahren. „Über Bäckereien oder Metzgereie­n versuchen die Täter, das Geld an den Mann zu bringen“, erklärt Behringer. Immer an den Orten, an denen viel Betrieb ist, wenig Zeit, um jeden Schein einzeln zu überprüfen. Das Schlimme an diesem Betrug sei vor allem eines: „Der Geschädigt­e ist meist der letzte Besitzer und bleibt oft auf dem Schaden sitzen.“

Weltweit gebe es jede Menge Fälscherwe­rkstätten. Die wüssten, wie sie die im Tiefdruckv­erfahren angefertig­ten Scheine täuschend echt aussehen lassen. Mittlerwei­le ließe sich auch über das Darknet Falschgeld besorgen, erklärt Kollege Alois Oberfrank. „Die können zum Beispiel im 10er- oder 20er-Pack bestellt werden.“Es gebe viele Merkmale, die auf eine Kopie hindeuten, insgesamt sieben. Der Experte hält einen gefälschte­n 50-Euro-Schein hoch und streicht mit seinem Finger über die Mitte der Banknote. „Der echte Silberfade­n ist in das Papier eingezogen.“Beim Wasserzeic­hen ist es ähnlich. Bei den Fälschunge­n werden diese oft nur mit Farbe vorgetäusc­ht. Behringer erinnert sich an einen Fall aus dem Landkreis. Bei einer Faschingsp­arty seien an einem Abend elf Scheine in Umlauf gewesen. Aufgefalle­n ist das erst, als eine Frau das eingenomme­ne Geld bei der Bank einzahlen wollte. Der 51-Jährige und sein Team fassten die Gruppierun­g, die für die Tat verantwort­lich war. Das war nicht deren erstes Vergehen mit falschen Banknoten. „Vielen ist nicht bewusst, dass das kein kleiner Ladendiebs­tahl ist. Das Inverkehrb­ringen von Falschgeld liegt höher und wird entspreche­nd geahndet.“Zehn Jahre leitet Behringer schon das Kommissari­at 2. 1998 ist er zur Kripo Dillingen gekommen und war vorher rund acht Jahre beim BLKA, Rauschgift­fahndung.

Er und seine Kollegen sind zuständig bei Wirtschaft­skriminali­tät wie Insolvenzb­etrug oder wenn es um Eigentumsd­elikte geht, die einen gewissen Wert übersteige­n. Bricht jemand in ein Bekleidung­sgeschäft ein und entwendet Ware in der Summe, sind Behringer und seine Leute zur Stelle. Genauso, wenn Vermögensd­elikte begangen wer- den. Der Enkel-Betrüger-Trick fällt in das Segment. Anrufer geben sich als Verwandte aus und bewegen ältere Menschen dazu, Geld von der Bank zu holen oder auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. „Das geht meist von Callcenter­n in der Türkei aus“, erklärt Behringer. Aus dem Grund sei die Aufklärung besonders schwierig. „Wir sind deshalb auf die Mithilfe der Bürger angewiesen.“

Ähnlich bei den Fällen, in denen sich Betrüger als falsche Polizisten ausgeben. „Im November kam die große Welle.“Wie bei dem EnkelTrick erhoffen sich die Personen, den Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen. Im Display des Telefons stehe die Nummer des Polizei-Notrufs, inklusive örtlicher Vorwahl. „Das macht es so schwierig“, sagt Kollege Oberfrank. Genau wie die Tatsache, dass sie sich mit deutschen Namen vorstellen, wie Schön und Fröhlich. Die Betroffene­n werden über Stunden am Telefon gehalten. „Das ist psychologi­sch gut gemacht“, betont Oberfrank. Fest stehe aber, dass, sollte die Polizei anrufen, niemals die Notrufnumm­er im Display erscheine.

Im Landkreis habe es glückliche­rweise nur Versuche gegeben, sagt Behringer. „Zu Schaden kam keiner.“Mittlerwei­le werden die Fälle im Präsidium zentral bearbeitet, um zusammenhä­ngende Fälle besser erkennen zu können.

Geht es um schwere Raubüberfä­lle, sind Behringer und sein Team ebenfalls verantwort­lich. Insgesamt vier gab es vergangene­s Jahr in den beiden Landkreise­n. „Die Zahl der Überfälle geht zurück“, sagt der 51-Jährige. Verständli­ch, so sei die Strafe für Raubüberfä­lle ziemlich hoch angesetzt. Die Beamten des Kommissari­ats sind bei den Straftaten vor Ort, um die Ermittlung­en aufzunehme­n. Das heißt, sie vernehmen Zeugen, Verdächtig­e sowie Beschuldig­te und überprüfen Fahrzeuge. Um die Informatio­nen und Beweismitt­el zu bewerten, arbeiten die Ermittler eng mit den Kollegen der Spurensuch­e zusammen.

Bis ein Gesuchter gefasst, das Verbrechen genau rekonstrui­ert ist, dauert es. So schnell wie beim Tatort laufe es nicht, sagt Behringer und lacht auf. „Im Krimi schreiben die Ermittler nie was mit.“Das sei völlig unrealisti­sch. „Wir müssen alles dokumentie­ren, um der Staatsanwa­ltschaft jeden Schritt vorlegen zu können.“Bis Ermittlung­en endgültig abgeschlos­sen seien, könne es manchmal Jahre dauern.

 ?? Foto: Judith Roderfeld ?? Auf den ersten Blick nicht gleich zu erkennen – doch diese Banknoten sind nicht echt. Bei dem 100 Euro Schein sind die Ermittlung­en noch nicht abgeschlos­sen. Josef Beh ringer und sein Team sind an dem Fall dran.
Foto: Judith Roderfeld Auf den ersten Blick nicht gleich zu erkennen – doch diese Banknoten sind nicht echt. Bei dem 100 Euro Schein sind die Ermittlung­en noch nicht abgeschlos­sen. Josef Beh ringer und sein Team sind an dem Fall dran.

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