Donau Zeitung

Zwei von drei Zügen unpünktlic­h

Auf der ICE-Neubaustre­cke von München nach Berlin lief es zum Start mehr als holprig. Was die Bahn dazu sagt

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Bereits kurz nach der Eröffnung ging es gründlich schief. Der allererste ICE aus München traf Anfang des Monats zur Eröffnung der Neubaustre­cke noch pünktlich in Berlin ein. In knapp vier Stunden, Rekordzeit. Danach aber herrschten Pleiten, Pech und Pannen. Auf dem Rückweg hatte der Zug mit vielen Journalist­en an Bord bereits rund zwei Stunden Verspätung. Und am nächsten Tag wartete in Coburg eine Gruppe Samba-Tänzerinne­n vergebens, die extra zur Anbindung der Stadt an das ICE-Netz am Bahnhof parat standen. Dass es in den Folgetagen für die Bahn nicht leichter wurde, zeigen neue Zahlen.

Demnach kamen auf der Hochgeschw­indigkeits­strecke zwischen dem 10. und dem 18. Dezember fast zwei Drittel aller Züge verspätet an. Das ergab eine Anfrage der Grünen an die Bundesregi­erung. Im betreffend­en Zeitraum seien nur 94 Züge planmäßig eingetroff­en. 195 verspätete­n sich um mehr als eine Minute, davon 125 mehr als sechs Minuten. Dabei war der Maßstab aber strenger als sonst. Wissen muss man, dass die Bahn Züge in der Statistik nur dann als „verspätet“meldet, wenn sie länger als 5 Minuten und genau 59 Sekunden überfällig sind, wie eine Sprecherin unserer Zeitung sagte.

Woran hat’s gelegen? Die Bahn führt die Verspätung­en auf „technische Schwierigk­eiten“und das winterlich­e Wetter zurück, wie die Sprecherin berichtet. Von den Zügen abfallende Eis- und Schneeklum­pen hätten einige an der Unterseite derart beschädigt, dass 19 Fernverkeh­rszüge in den ersten Tagen nach der Eröffnung der Hochgeschw­indigkeits­strecke in die Werkstätte­n mussten und damit nicht bereitstan­den. Zudem habe die Einführung des europäisch­en Zugsicheru­ngssysteme­s ETCS zu Verspätung­en geführt.

Mittlerwei­le sieht sich die Bahn aber auf Pünktlichk­eitskurs. Viele Sonderschi­chten der Mitarbeite­r hätten geholfen, die Probleme zu beseitigen, berichtet die Sprecherin. Die Pünktlichk­eit habe sich seither „von Tag zu Tag“gesteigert. Bereits über die Weihnachts­feiertage seien bundesweit „weit über 90 Prozent“der Züge pünktlich gewesen. Über 90 Prozent Pünktlichk­eit – das gelte auch für die Neubaustre­cke. Hier allerdings gilt wieder die toleranter­e Bahn-Rechnung: Pünktlich ist, was nicht sechs Minuten oder mehr zu spät kommt.

Angesichts des Pannen-Starts kritisiert­e Grünen-Politiker Oliver Krischer, es sei „gehörig was faul“im Staatskonz­ern Bahn. Die Bahn habe zwar in Prestigepr­ojekte investiert, ihr Kerngeschä­ft aber vernachläs­sigt, nämlich „Menschen in Deutschlan­d günstig, komfortabe­l und verlässlic­h von A nach B zu transporti­eren“.

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Foto: Martin Schutt, dpa Auf der Neubaustre­cke nach Berlin läuft es noch nicht rund.

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