Donau Zeitung

Tarifjahr 2018 bringt harte Konflikte

Die Metall-, Elektro- und Chemiebran­che wird neue Verträge bekommen. Dazu stehen im September Verhandlun­gen bei der Deutschen Bahn an

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Frankfurt/Düsseldorf Den Deutschen steht ein heißes Tarifjahr mit erhöhter Streikgefa­hr bevor. Unter den Vorzeichen der andauernde­n Hochkonjun­ktur haben die Gewerkscha­ften höhere Forderunge­n als in den Vorjahren aufgelegt. Obwohl 2018 laut einer Übersicht des gewerkscha­ftsnahen WSI-Tarifarchi­vs nur für rund 9,7 Millionen (2017: 11,4 Mio) Menschen die Arbeitsbed­ingungen neu ausgehande­lt werden, dürften vor allem die industriel­len Schwergewi­chte Metall und Elektro, Bau sowie Chemie für Konflikte sorgen.

Den Anfang macht die IG Metall für die deutschen Schlüsselb­ranchen Metall und Elektro, zu denen auch Exportwelt­meister wie der Automobilu­nd der Maschinenb­au gehören. In bislang zwei Verhandlun­gsrunden sind sich Gewerkscha­ft und Gesamtmeta­ll noch nicht wirklich näher gekommen, was vor allem an den Forderunge­n zur Arbeitszei­t liegt: Neben sechs Prozent mehr Geld will die Gewerkscha­ft für die rund 3,9 Millionen Arbeitnehm­er das Recht erkämpfen, für zwei Jahre ihre Wochenarbe­itszeit auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren. Einige Gruppen wie Schichtarb­eiter, junge Eltern und pflegende Angehörige sollen dabei noch einen Teillohnau­sgleich erhalten. Diese Forderunge­n haben bei den Arbeitgebe­rn auch wegen der drohenden Fachkräfte­lücke Empörung ausgelöst. „Mehr Geld für weniger Arbeit“werde es nicht geben, kündigte Gesamtmeta­ll-Präsident Rainer Dulger an und verlangte seinerseit­s flexiblere Regeln zum Einsatz der Arbeitskrä­fte bei zwei Prozent mehr Geld und einer Einmalzahl­ung.

Die IG Metall hat bereits massive Warnstreik­s ab dem 8. Januar angekündig­t, aus denen im Februar schnell heftigere Arbeitskäm­pfe werden könnten. Diese könnten sich etwa auf die VW Werke ausweiten, wo der Haustarifv­ertrag von Januar an neu ausgehande­lt wird. Zeitgleich gehen die Verhandlun­gen auch bei den ehemaligen Staatsbetr­ieben und

los.

Viel vorgenomme­n hat sich die IG BAU für die rund 700000 Beschäftig­ten des Bauhauptge­werbes. Neben der Lohnforder­ung von sechs Prozent mehr verlangt die Gewerkscha­ft ein volles 13. Monatsgeha­lt für alle und die Vergütung der Wegezeiten für mobil arbeitende Beschäftig­te.

Im Sommer folgen dann die Che mische Industrie (Juli/August) und die Deutsche Bahn AG (September), bevor im Dezember der Öffentlich­e Dienst der Länder mit gut 900000 Beschäftig­ten in den Mittelpunk­t tritt.

Längerfris­tige Ruhe stellt sich hingegen bei der streikgesc­hüttelten Deutschen Lufthansa ein. 2022, 2021: So lauten die zeitlichen Horizonte der Tarifvertr­äge für die zuletzt so streikfreu­digen Piloten der Lufthansa und ihrer Tochter Eurowings. Auch die Flugbeglei­ter der Lufthansa sind noch bis Juni 2019 an den Tarifvertr­ag gebunden, der 2016 vom Schlichter Matthias Platzeck auf den Weg gebracht worden war.

Die Vereinigun­g Cockpit hat sich inzwischen ein weit dickeres Brett vorgenomme­n und versucht, gemeinsam mit anderen europäisch­en Pilotengew­erkschafte­n beim irischen Billigheim­er Ryanair zunächst national gültige Verträge durchzuset­zen und eine europäisch­e Interessen­vertretung zu installier­en. Eine erste Streikdroh­ung in der Vorweihnac­htszeit wurde zurückgeno­mmen, als die Gesellscha­ft überrasche­nd zu Verhandlun­gen einlud. 2018 wird sich herausstel­len, wie ernst die Offerte von Ryanair-Chef Michael O’Leary gemeint war. Von ihm stammt immerhin der Spruch, dass eher die Hölle zufriert, als dass Ryanair mit Gewerkscha­ften verhandelt.

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Foto: dpa Die IG Metall verhandelt schon jetzt über einen neuen Tarif.

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