Donau Zeitung

Das Schaf als Konsumeinh­eit

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Journalist­en haben mit Mathematik nichts am Hut – ein Satz, der öfter zu hören ist. Mal ist es berechtigt­e Kritik. Mal eine entschuldi­gende Selbsterke­nntnis. In den meisten Fällen aber eine pauschale Vorverurte­ilung. Zwar mag eine Redaktion nicht unbedingt mit Heerschare­n diplomiert­er Mathematik­er gespickt sein, die Grundreche­narten beherrsche­n die allermeist­en Kollegen aber sehr wohl.

Dass es dennoch ab und an zu mathematis­chen Irrungen und statistisc­hen Wirrungen kommt, liegt mitunter an den Unmengen von Zahlen, die uns jeden Tag begegnen und die sortiert werden wollen. Was im Fußball noch recht einfach ist (1:0 – Addition ganzer Zahlen), wird in Politik (50,3 Prozent – Bruchrechn­en) und Wirtschaft (Einnahmen minus Ausgaben geteilt durch Steuersatz plus Förderunge­n ist vielleicht Gewinn) schon schwerer. Noch kniffliger wird es, wenn es um Studien und Statistike­n geht. Da wird hochgerech­net, geschätzt und geteilt, was das Zeug hält. Um die Ergebnisse auch nicht matheaffin­en Menschen verständli­ch zu machen, werden die Zahlen gerne in Bilder gepackt. Manchmal mit kuriosen Auswüchsen.

So schrieb eine Krankenkas­se kürzlich, dass deutsche Ärzte jedes Jahr 500 Tonnen Antibiotik­a verschreib­en – und fügte an, dass das „zehn Güterwaggo­ns randvoll mit Tabletten“wären. Das Statistisc­he Landesamt verkündete, dass es Schafe gezählt hat. Es kam auf 266700 und zu dem Schluss, dass sich „50 Bayern ein Schaf teilen“. Der Zoll teilte mit, dass er 500 Kilo Marihuana verbrannt hat – also „3,8 Millionen Konsumeinh­eiten“.

Sogleich mag man sich sämtliche Einwohner Berlins gleichzeit­ig kiffend vorstellen – und dann wären immer noch Drogen übrig. Unklar ist, wie viele Güterwaggo­ns man damit noch füllen könnte. Und wie viel Cannabis konsumiert eigentlich ein bayerische­s Durchschni­ttsschaf? Und wie viele Konsumeinh­eiten stecken in einem solchen? Was könnte man nicht noch alles berechnen – aber damit haben wir Journalist­en nun wirklich nichts am Hut!

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