Naturschutz ist nicht mehr sexy
Nachdem inzwischen kein saurer Regen mehr vom Himmel tropft und sogar das Ozonloch wieder zusammenwächst, scheint der Schutz der Natur irgendwie aus der Mode gekommen. Zum Aufregerthema eignet sich die Zerstörung der heimischen Natur jedenfalls nicht mehr. In Zeiten, in denen der Jobmotor brummt, Firmen expandieren und die Drohkulisse der Arbeitslosigkeit damit zum Randphänomen schrumpft, ist Umweltbewusstsein im Mainstream angekommen. Wir trennen brav unseren Müll und glauben treuherzig den Sauberkeitsversprechen der Automobilindustrie, während wir mit dem SUV vor dem Biomarkt parken und den nächsten Urlaub auf Bali planen. Während ein Großteil der Gesellschaft auf dem Selbstverwirklichungstrip unterwegs ist, ist es schlicht nicht mehr sexy, sich für die Rettung der Welt einzusetzen. Das mag auch daran liegen, dass Umweltschutz mittlerweile etwas ist, das nicht mehr durch wütende Demonstranten auf der Straße eingefordert wird, sondern in den Amtsstuben und Hinterzimmern politischer Gremien und Behörden stattfindet. Kommunen, die bislang grüne Flächen mit Beton zupflastern, schenken der Natur sogenannte Ausgleichsflächen. Ein bestimmter Schlüssel rechnet aus, wie viel Natur für die zerstörte Fläche rehabilitiert werden muss. Landratsämter legen Biotope an und heimsen sogar Preise für vorbildlichen Klimaschutz ein.
Vielleicht ist das auch gut so. Denn ohne die Ämter und Behörden werden mit Sicherheit keine oder nur wenige Umweltschutzmaßnahmen umgesetzt. Aber der Furor, der einst Menschen auf die Straße getrieben hat und der Natur eine gewisse Lobby in Politik und Gesellschaft beschert hat und so manches Umdenken in der Gesellschaft erreicht hat, ist verloren gegangen.