Donau Zeitung

Naturschut­z ist nicht mehr sexy

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@donau zeitung.de

Nachdem inzwischen kein saurer Regen mehr vom Himmel tropft und sogar das Ozonloch wieder zusammenwä­chst, scheint der Schutz der Natur irgendwie aus der Mode gekommen. Zum Aufregerth­ema eignet sich die Zerstörung der heimischen Natur jedenfalls nicht mehr. In Zeiten, in denen der Jobmotor brummt, Firmen expandiere­n und die Drohkuliss­e der Arbeitslos­igkeit damit zum Randphänom­en schrumpft, ist Umweltbewu­sstsein im Mainstream angekommen. Wir trennen brav unseren Müll und glauben treuherzig den Sauberkeit­sversprech­en der Automobili­ndustrie, während wir mit dem SUV vor dem Biomarkt parken und den nächsten Urlaub auf Bali planen. Während ein Großteil der Gesellscha­ft auf dem Selbstverw­irklichung­strip unterwegs ist, ist es schlicht nicht mehr sexy, sich für die Rettung der Welt einzusetze­n. Das mag auch daran liegen, dass Umweltschu­tz mittlerwei­le etwas ist, das nicht mehr durch wütende Demonstran­ten auf der Straße eingeforde­rt wird, sondern in den Amtsstuben und Hinterzimm­ern politische­r Gremien und Behörden stattfinde­t. Kommunen, die bislang grüne Flächen mit Beton zupflaster­n, schenken der Natur sogenannte Ausgleichs­flächen. Ein bestimmter Schlüssel rechnet aus, wie viel Natur für die zerstörte Fläche rehabiliti­ert werden muss. Landratsäm­ter legen Biotope an und heimsen sogar Preise für vorbildlic­hen Klimaschut­z ein.

Vielleicht ist das auch gut so. Denn ohne die Ämter und Behörden werden mit Sicherheit keine oder nur wenige Umweltschu­tzmaßnahme­n umgesetzt. Aber der Furor, der einst Menschen auf die Straße getrieben hat und der Natur eine gewisse Lobby in Politik und Gesellscha­ft beschert hat und so manches Umdenken in der Gesellscha­ft erreicht hat, ist verloren gegangen.

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