Donau Zeitung

Rokoko Pracht in Schwennenb­ach

Der schwäbisch­e Barockmale­r Johann Anwander aus Lauingen hat die kleine Wallfahrts­kirche meisterhaf­t ausgestatt­et

- VON HERTHA STAUCH

Die Kirchen im Landkreis sind reich an Gemälden, Skulpturen und Schmuck – Kulturschä­tze und Darstellun­gen als Zeugen des Glaubens, der Gottesvere­hrung und christlich­er Frömmigkei­t. Bilder und ihre Geschichte­n aus der Bibel bestimmten über Jahrhunder­te hinweg das Leben und den Jahreslauf der Menschen. Die Weihnachts­zeit und das Fest der Geburt Christi nimmt hier eine besondere Stellung ein. Wir haben uns umgeschaut, welche weihnachtl­ichen Darstellun­gen es – abgesehen von Krippen – in den Kirchen gibt.

Schwennenb­ach „26 Monate durften wir nicht läuten.“Josef Sing denkt mit gemischten Gefühlen an die Jahre 2014 bis 2016 zurück. Heute betritt Sing, seit seinem 14. Lebensjahr Mesner der Wallfahrts­kirche zur allerselig­sten Mutter Gottes, mit Begeisteru­ng „seine“Kirche. Ein strahlende­s Juwel eröffnet sich dem Besucher im Dörflein hinter Höchstädt an den Ausläufern der Schwäbisch­en Alb, in dem man von außen keine derartige Pracht vermuten würde. Denn der äußere Kirchenbau duckt sich mit gedrunge- nem Turm eher bescheiden zwischen die ihn umgebenden Giebel.

Die Leuchtkraf­t der Kirche im Innenraum, die kostbare RokokoAuss­tattung rührt von der „lebendigen Zuneigung der Schwennenb­acher zu ihrer Muttergott­es her“, wie es Hans Sing, Bruder von Josef Sing, in seinem Kirchenfüh­rer beschreibt. Seit 1710 gibt es die Wallfahrt – die wundertäti­ge Marienfigu­r steht heute im Zentrum des Hauptaltar­s. Dass der prächtige Raum auch eine weihnachtl­iche Darstellun­g hat, fällt, abgelenkt vom Hauptthema der Kirche, erst auf den zweiten Blick auf. Unter den 15 Medaillons rund um das Deckengemä­lde im Langhaus befindet sich Maria als „auserwählt­e Mutter Gottes im Stall von Bethlehem“. Maria im blauen Mantel hat das Kind auf Stroh gebettet. Drei Hirten fallen vor Mutter und Kind auf die Knie. Josef taucht nur im Hintergrun­d des Gemäldes auf, Maria als Mutter spielt in dieser Geburts-Szenerie die Hauptrolle. Das Fresko entstand 1758 aus den Händen von Johann Anwander aus Lauingen (1715 bis 1770), der die Kirche reich mit seinen Werken ausgestatt­et hat. Die feingliedr­igen Stuckrahme­n um Anwanders Bilder schuf der in Lutzingen ansässige Bartholomä­us Hoiß.

Aufgrund der lebendigen Wallfahrt floss damals wieder Geld in die Kirchenkas­se, deshalb konnte man sich in dieser Zeit berühmte Meister aus der Umgebung leisten, berichtet der Autor der Kirchenges­chichte, Hans Sing. Unter anderem war der berühmte Wettenhaus­ener Stiftsbaum­eister Joseph Dossenberg­er in Schwennenb­ach engagiert – er schuf die drei Stuckaltär­e. Laut Hans Sing erfüllte er seine Aufgabe „meisterhaf­t“, setzte in den engen TurmChorra­um den Hochaltar mit dem Gnadenbild Mariens. Dabei nahm er der Ausweitung vom schmalen Chor zum breiten Kirchensch­iff die Schwere durch eine aufstreben­de Seitenalta­r-Architektu­r. „Schließlic­h vermittelt­e er dem Gotteshaus durch eine Vielzahl von Engelsköpf­en und verspielte­n Putten eine Rokoko-Atmosphäre in höchster Steigerung“, schreibt Sing.

Noch eine Besonderhe­it: Freskenmal­er Johann Anwander hat sich im runden Chorfresko über seinem Namenszug selbst dargestell­t – und das in der Figur eines Aussätzige­n, der mit einer Warn-Klapper in der Hand auf sich aufmerksam macht.

OFür Interessie­rte Die Kirche erzählt noch viele wundersame Geschichte­n. Wer sie besuchen will, kann bei Mesner Josef Sing anfragen – seine Telefon nummer ist am Schaukaste­n bei der Kir che angegeben.

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Fotos: Hertha Stauch Rokoko Pracht aus den Händen großer Meister: die Schwennenb­acher Kirche ist ein Juwel.
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Josef Sing betreut das schöne Gottes haus in Schwennenb­ach als Mesner – seit seinem 14. Lebensjahr.

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