Donau Zeitung

USA fliegen Angriffe in Somalia

Einsätze gegen Al-Shabaab-Miliz

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Mogadischu Es waren nur wenige Zeilen, aber sie hatten es in sich. Nachdem das US-Militär am Morgen des 21. November ein Camp der Terrormili­z Al-Shabaab in Somalia bombardier­t hatte, veröffentl­ichte es eine knappe Mitteilung. Man habe mehr als hundert Kämpfer getötet, hieß es darin. Es war der tödlichste Angriff der US-Streitkräf­te auf Al-Shabaab im Jahr 2017.

Die USA gehen schon seit mehreren Jahren gegen die Terrormili­z vor. Aber in den vergangene­n Monaten hat das Pentagon den Einsatz schleichen­d ausgeweite­t. Die Zahl der US-Soldaten in dem Land am Horn von Afrika wurde erhöht. Mittlerwei­le sind dort 500 Kräfte stationier­t. Wie im Nahen Osten hat US-Präsident Donald Trump dem Pentagon in Somalia größere Freiheiten gegeben. Weite Teile im Süden des Landes wurden zu einer Kriegszone erklärt. Dadurch haben die Kommandeur­e mehr Autonomie: Sie können schneller über Angriffe entscheide­n. Al-Shabaab kämpft in dem politisch instabilen Land seit Jahren um die Vorherrsch­aft. Die sunnitisch­en Extremiste­n, die mit Al-Kaida in Verbindung stehen, wollen einen sogenannte­n Gottesstaa­t errichten und verüben immer wieder Anschläge gegen Sicherheit­skräfte und Zivilisten. 2016

Terroriste­n verübten blutige Anschläge auf Zivilisten

tötete die Gruppe dem Africa Center for Strategic Studies zufolge 4281 Menschen – mehr als jede andere Islamisten­miliz in Afrika.

Allein im November bombardier­te das US-Militär Al-Shabaab innerhalb von fünf Tagen sechs Mal. 35 Luftangrif­fe waren es 2017 nach Zahlen des Afrikakomm­andos insgesamt. Zum Vergleich: 2016 gab es von März bis Dezember lediglich 15 Angriffe. Immer wieder führen USSpezialk­räfte auch gemeinsam mit der somalische­n Armee Bodenopera­tionen aus. Nach einem solchen Einsatz im vergangene­n August in dem Ort Bariire im Süden des Landes gab es Berichte über getötete Zivilisten, darunter auch Kinder. Das US-Militär dementiert­e dies zunächst, hat aber inzwischen eine genauere Untersuchu­ng eingeleite­t. Neben Al-Shabaab griffen die USA im Herbst 2017 auch erstmals einen Ableger der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) an, der vor allem in der halbautono­men nordöstlic­hen Region Puntland aktiv ist und einem UN-Bericht zufolge derzeit rund 200 Kämpfer zählt.

Al-Shabaab hat in den vergangene­n Jahren große Rückschläg­e einstecken müssen, auch wegen der 22 000 Mann starken Friedensmi­ssion der Afrikanisc­hen Union (AU). Zudem sei die Gruppe in der Bevölkerun­g eigentlich „zutiefst unbeliebt“, sagt Somalia-Experte Matthew Bryden. Militärisc­h kann AlShabaab geschwächt werden – Experten bezweifeln aber, dass dies ausreicht, um die Terroriste­n zu besiegen und das Land zu stabilisie­ren. Es müssten die Ernährung gesichert und die wirtschaft­lichen Entwicklun­g angekurbel­t werden. Für Somalia drängt die Zeit. Bis 2020 sollen die Truppen der AU-Friedensmi­ssion abgezogen werden. Ob das Land dafür bereit sein wird, muss sich zeigen.

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Foto: dpa Das US Militär setzt auch Drohnen gegen Islamisten in Somalia ein.

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