Donau Zeitung

Österreich­s Adler im Sinkflug

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Die Deutschen nützen bekanntlic­h jede noch so unbedeuten­de Chance, sich über ihre österreich­ischen Nachbarn lustig zu machen. Gelegenhei­ten dazu gibt es speziell in der warmen Jahreszeit reichlich. Selbst in Dürremonat­en findet sich immer eine rot-weißrote Fußball-Blamage über die sich Deutschen genüsslich erheben können. Entweder haben die Österreich­er gerade mal wieder eine WM-Qualifikat­ion vergeigt oder man erinnert den Zeltplatz-Nachbarn am Neusiedler­see daran, dass sie nicht einmal in der Lage sind in einem Anlauf einen Bundespräs­identen zu wählen.

Wird es Winter, wendet sich das Blatt dramatisch. Der Germane, der gerne auch ein weltbeherr­schender Skifahrer wäre, fährt der ÖsiFlotte dann in der Regel nur hinterher. Erst recht, wenn es über Schanzenti­sche geht. Nicht wenige Österreich­er halten ihr Heimatland deshalb für den Geburtsort des Ur-Adlers, aus dem sich über Jahrtausen­de See-, Fisch-, oder Steinadler und am Ende Morgenster­n, Schlierenz­auer und Kraft entwickelt haben. Tollkühne Männer, die auf ausgebreit­eten Schwingen talwärts segeln.

Allein die Aussicht auf den Winter treibt das Land zur Höchstform. Selbst eine Regierung basteln die Österreich­er dann schneller zusammen als die Deutschen.

Und jetzt das: Austrias Adler plumpsen wie Weihnachts­gänse von den Schanzen. Zur Halbzeit der Tournee hat keiner mehr eine Chance auf den Gesamtsieg – und das vor dem Heimspiel in Innsbruck. Die Franzosen, ähnlich vom Wind zerzaust, haben ihre Vögel abgemeldet. Österreich würde es gerne. Bedenkt man, dass die Österreich­er vor einigen Jahren siebenmal in Serie die Vierschanz­enTournee gewonnen haben, drohen die Folgen dieses Absturzes die Republik in ihren Grundfeste­n zu erschütter­n. Schlimmer als das: die Deutschen fliegen vorne, einer von ihnen noch mit der Aussicht auf den großen Triumph. Das Furchtbars­te aber: Wollen die Österreich­er einen Restlorbee­r ernten, müssen sie den Deutschen, deren Trainer Werner Schuster ein Österreich­er ist, die Daumen drücken.

Regierung und Tourneesie­g – entweder oder. Beides zusammen geht eben nicht.

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Foto: Ralf Lienert Der leibhaftig­e Adler schämt sich in die sen Tagen für seine österreich­ischen Fluggenoss­en.
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